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  • Day 64

    Wakefield, 27.10-30.10.2018

    October 30, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 10 °C

    Mein freies Wochenende habe ich mit einem Ausflug auf den Markt in der nächsten größeren Stadt, einen kurzen Besuch am Strand im Nieselregen (ich habe schließlich ein Auto zur Verfügung und bin endlich mobil) und mit viel Reiten verbracht.
    Nachdem ich dann die Kinder am Montag zur Schule bzw. zum Kindergarten gefahren habe, bin ich direkt weiter zu meinem neuen Nebenjob gefahren. Die Kinder sind nur alle zwei Wochen bei ihrem Vater, deshalb arbeite ich die andere Wochen ab jetzt immer auf einem Hopfenfeld. Währenddessen darf ich gegen etwas Haushaltshilfe weiterhin in meinem Zimmer bei der Familie wohnen bleiben und dort mitessen, ein absoluter Luxus im Vergleich zu den anderen Feldarbeitern, die in der angrenzenden Werkstatt bzw in ihrem Campervan leben und in einer muffeligen Küche kochen müssen.
    Ausgerüstet mit Gummistiefeln und meinem Regenponcho (es hat ziemlich geregnet) habe ich am Montagmorgen dann zusammen mit drei anderen Arbeitern, einer jungen Frau aus Österreich, ihrem Freund aus Israel und einem jungen Mann aus Texas mit dem "draining" angefangen (dt: wickeln). Jede Hopfenpflanze soll an zwei gespannten Schnüren entlang wachsen. Unser Job ist es, die schlechten Pflanzen bzw. Zweige von den wuchernden Nachbarbarpflanzen von den Schnüren zu entfernen, die sechs besten (die mit dem geringsten Blattabstand) heraussuchen und um die Schüre im Uhrzeigersinn herumwirbeln. Da wir damit leider etwas spät dran sind, sind die Zweige teilweise schon ziemlich lang und ineinander verknotet, sodass es meist eine ganze Weile dauert, bis die Pflanze ordentlich gewickelt ist. Nach einer Weile ziemlich eintönig, mit etwas Motivationsmusik aber durchaus machbar. Nach sieben Stunden war ich vom Regen komplett durchweicht, mein Rücken hat ziemlich geschmerzt und meine Handgelenke waren von den kleinen Stacheln an den Pflanzen komplett aufgekratzt. Aber immerhin war ich um einige Dollar reicher, der Job wird nicht schlecht bezahlt.
    So ging es am Dienstagmorgen direkt weiter mit Pflanzen. Zu viert haben wir unzählige Pflanzen eingepflanzt. Abwechselnd haben wir Löcher gegraben und die kleinen Setzlinge eingegraben ("That's what I call equality: the girls are digging holes while the boys are just sitting on the ground and planting gently."). Fünf Stunden später waren alle restlichen Pflanzen eingegraben, 10.000 Setzlinge wurden hier in den letzten Wochen gepflanzt. Pünktlich zum draining hat es dann wieder geregnet, nach weitern 2,5h war mein Regenponcho schließlich erneut komplett durchweicht und habe ich es für heute gut sein lassen. Wenn ihr das nächste Mal euer Feierabendbier trinkt - da steckt ein harter Knochenjob dahinter!
    Als ich abends noch die Pferde besuchen wollte, haben die Nachbarn (bei denen ich Housesitting gemacht habe) mich aufgeregt zu sich auf den Hof gewunken: Ihre Kuh Milly war gerade dabei, ihr Kalb zu gebären. Nach unzähligen Wehen, bei denen immer wieder Fruchtwasser und schleimige Fruchtblasenstücke herausgekommen sind, die die Kuh direkt gegessen hat (anscheinend benötigt sie das Protein darin), haben schließlich zwei kleine Hufen aus dem After geschaut. Obwohl die Kuh sich unheimlich angestrengt hat, hat sie es nach mehreren Anläufen immer noch nicht geschafft, das restliche Kalb herauszupressen, sodass schließlich der Familienvater die Hufen geschnappt und vorsichtig gezogen hat - bis auf einmal ein kleines Köpfchen heraus geschaut hat. Das Kalb schien wie tot, die Zunge hing seitlich aus dem Maul heraus, es hat sich nicht bewegt - bis es endlich unsanft auf den Boden gefallen ist und Milly angefangen hat, es liebevoll trockenzulecken. Plötzlich war das nasse Fellknäul ganz aktiv, hat die Augen geöffnet und hat nach wenigen Minuten schon die ersten Laufversuche gestartet, ist aber immer wieder umgefallen und hat dabei süße Purzelbäume geschlagen. Diese Kälbchengeburt war auf jeden Fall ein absoluter Gänsehautmoment und ein ganz besonderes Erlebnis für mich!
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