• Tag 7, 180 Km/2780 Km

    September 5, 2024 in Morocco ⋅ ☀️ 31 °C

    Ich stehe weit vor Sonnenaufgang auf und mache mich auf den Weg in Richtung Algeciras. Die Fähre nach Marokko legt um 09:00 Uhr ab und so fahre ich noch halb in der Nacht bis zum Fähranleger. In der Warteschlange stehen drei weitere Fahrzeuge. Nach kurzer Zeit kommen zwei Männer mittleren Alters zu meinem Auto. Beide Nordafrikaner, beide tragen Basecap, beide rauchen Zigarette. Einer setzt sich auf meine Stoßstange, der zweite klopft an meine Scheibe die ich 2 cm weit öffne. Sie sprechen beide Arabisch und ich verstehe bis auf "my brother" kein Wort. Einer wechselt plötzlich ins Französische und ich verstehe was er meint. Beide wollen Geld für die angebliche Heimreise, sie wären von einem Taxifahrer ausgeraubt worden. Ich tue weiterhin so, als würde ich nichts verstehen, bis beide nach ein paar Minuten genervt aufgeben und wieder in die Dunkelheit davonziehen. Einer hält mir noch seine "Ghettofaust" als Gruß hin, den ich durch die geschlossene Scheibe erwidere.
    Mit Sonnenaufgang trifft auch die Fähre ein, alles läuft planmäßig. Der Pass wird noch auf der Fähre abgestempelt, das Fahrzeug dann später im Hafen verzollt. Nach 90 Minuten bin ich in Tanger Med angekommen. Ich fahre zur Zollabfertigung, die zu meinem Erstaunen sehr zügig abläuft. Ich muss alle Schränke öffnen, werde explizit nach Kameradrohnen und Waffen gefragt (beides verboten, das versteckte Pfefferspray erwähne ich nicht) und erhalte eine vorübergehende Einfuhrgenehmigung für 6 Monate für das Auto. Nachdem der Drogenspürhund einmal durch das Auto ist und ich dann auch noch SIM-Karte und Geld geholt habe, starte ich durch das nördliche Marokko in Richtung Chefchaouen.
    Als ich nach 50 Kilometern an einem Rastplatz eine kurze Pause mache, bemerke ich eine Flüssigkeitsspur hinter dem Fahrzeug. Ich schaue unters Auto, Diesel läuft aus. Es tröpfelt nicht nur, es tropft von zwei Stellen. An dem Rastplatz kann ich nichts unternehmen, also fahre ich weiter bis nach Chefchaouen. Ich gucke immer wieder in den Rückspiegel und habe Sorge, dass sich der Diesel am heißen Auspuff entzündet. In Chefchaouen finde ich in einer Seitengasse eine kleine Werkstatt. Keiner spricht englisch oder französisch, die Werkstatt ist mit Werkzeug schlechter ausgerüstet als ich selbst. Ich übersetze via Google Translator ins Arabische, dass ich ein Problem mit dem Fahrzeug habe und Diesel ausläuft. Alle gucken sich das Problem an, alle zucken mit den Schultern, keiner weiß weiter.
    Ich habe glücklicherweise einen Schlauch dabei und fange an, den Diesel aus dem Tank in die Reservekanister zu pumpen. Ich baue alles soweit auseinander bis ich das Problem sehen kann. Die Dichtung der Dieselpumpe ist undicht. Ich hätte tatsächlich auch noch genau diese Dichtung dabei, brauche für die ganze Aktion aber bereits jetzt schon mehr als 3 Stunden und beschließe, nachdem ich die ganze Zeit in der Sonne stand, alles erstmal so zu belassen. Die Kapazität meines Tanks beträgt nun nur noch 80 Liter statt 120, da alles ab dem 80. Liter rausläuft. Mit zwei Dieselkanister in Reserve sollte das erstmal klappen. Ich suche gegen Nachmittag den nächstgelegenen Campingplatz direkt in Chefchaouen, erfreue mich an einer Dusche und ziehe Abends kurz durch die Stadt. Seit heute Nachmittag Reise ich für einige Tage zu zweit weiter.
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