• Tag 20, 334 Km/4898 Km

    September 18, 2024 in Morocco ⋅ 🌙 20 °C

    Ein langer Fahrtag liegt vor mir, also starte ich so früh ich kann. Kurz nach Essaouira döse ich auf der Landstraße trotz hahnfreier Nacht vor mich hin und sehe dadurch weder das Schild mit der rot umrandeten 60, noch die kurz darauf folgende Polizeikontrolle. Kelle raus, rechts ranfahren. Zwei Uniformierte Beamte mit grauer Mütze und Pistole in weißem Lederhalfter treten an mein Fahrerfenster. Beide sprechen französisch. "Ist Ihnen klar, dass hier 60 ist?" Natürlich nicht. Die Straße ist wie mit einem Lineal gezogen, kein Mensch, keine Stadt, keine Kreuzung weit und breit. "Wir haben Sie mit 71 Km/h gemessen. Das ist viel zu schnell." Und nun...? "Führerschein, Fahrzeugschein, Versicherungsnachweis und 13€." Ich versuche über die Summe noch zu diskutieren, habe aber keine Chance. Als letzten Ausweg gestehe ich, verlange aber nach einem Ticket bzw. einer Quittung. Als die Antwort "kein Problem" lautet, ich möglicherweise tatsächlich zu schnell war und ich mir durch die Quittung jetzt sicher bin, dass das Geld nicht in die Taschen der Beamten wandert, zahle ich. Während der eine Polizist im Auto meinen Zettel ausfüllt, plaudere ich mit dem Anderen über Afrika, mein Auto, Marokko, seinen Job. Auf die Frage, ob ich ein Foto von ihm machen darf, antwortet er grinsend: "Lieber nicht. Hat mein Boss nicht so gerne."
    Man verabschiedet mich mit den Worten, ab jetzt langsamer zu fahren. In 20 Kilometern stehen außerdem die Kollegen, ebenfalls mit einer Geschwindigkeitsmessung. "D'accord Monsieur".
    Ich fahre weiter durch sich abwechselnde Regionen, sehe immer wieder Ziegen die zum Teil auf Bäume klettern um dort die besten Blätter zu bekommen, fahre beim Polizei-Kollegen 20 Kilometer weiter mit 60 km/h vorbei, komme an die Küste. Die Küstenstraße vor Agadir ist wunderschön, immer wieder sehe ich Surfer im Wasser. So schön wie das Stück vor Agadir ist, so hektisch wird es im Zentrum. In den vierspurigen Kreisverkehren ist 'Lücke schließen' wichtiger als 'Spur halten', in das Verkehrschaos mischen sich Bettler, Polizei und unzählige Roller. Im allgemeinen habe ich das Gefühl, der Verkehr ist seit Marrakesch anstrengender geworden. Als ich nach über einer Stunde endlich wieder aus Agadir raus bin, habe ich auch den Tourismus hinter mir gelassen. Die Dörfer werden kleiner, bestehen aus 5 Häusern und einer Moschee, die Gegend ist karg und trostlos. Kurz hinter der Stadt Mitleft suche ich mir einen Platz zum Übernachten mit direktem Meerzugang und gehe abends zum ersten Mal in den eiskalten Atlantik.
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