• Tag 22, 394 Km/5679 Km

    September 20, 2024 in Western Sahara ⋅ 🌬 24 °C

    Kurz vor Sonnenuntergang kommt ein Einheimischer mit schwarzem Gewand und schwarzem Turban zu meinem Auto. Er spricht mich auf französisch an: "Geh besser ins Auto, gleich kommen die Moskitos." Ich bedanke mich, ignoriere seine Warnung und werde es 5 Minuten bitter bereuen, noch nicht im Auto zu sein. Noch nie in meinem Leben war ich an einem Ort mit so vielen Moskitos. Ich flüchte ins Auto, habe die Tür vielleicht 10 Sekunden geöffnet und kann dann 45 Minuten lang dafür sorgen, dass der Innenraum moskitofrei wird. Ich muss die Seiten komplett schließen, da die Tierchen so klein sind und durch das Moskitonetz kommen. Es kling als würde es regnen, so viele fliegen von außen an das Hubdach. Als es später etwas ruhiger wird, höre ich den Gesang der Flamingos. Am Morgen ist das gesamte Innere des Fahrzeugs Klamm. Die Luft ist feucht und salzig. Ich packe zusammen starte zügig in Richtung Westsahara. Die folgenden Kilometer sind öde, Sand und Steine wechseln sich ab. Bei Tarfaya mache ich einen kurzen Stopp und blicke auf das Meer. Ich erinnere mich daran, das mir meine Eltern im Urlaub auf den Kanaren erzählt haben, dass man bei gutem Wetter Afrika sehen kann. Nun stehe ich genau an diesem Punkt und versuche vergeblich die Kanaren zu sehen. Der Grenzübertritt in die Westsahara ist maximal unspektakulär, kein Checkpoint, kein Schild, nichts.
    Marokko hat seinen Anspruch auf die Westsahara damit noch einmal deutlich gemacht.
    Ich werde auf dem weiteren Weg mehrfach von der Polizei und vom Militär gestoppt, gefragt wo ich hin will, wo ich herkomme. Alle sind entspannt und freundlich.
    Ich finde gegen Abend einen Stellplatz in der Stadt Boujdour und schreibe eine WhatsApp Nachricht an Sheikh, meinen Kontakt in Mauretanien. Sheikh ist sogenannter "Fixer", eine Person die seine Dienste an der Grenze anbietet und bei den Grenzformalitäten behilflich ist. Er kennt dort die richtigen Personen, weiß wen er Schmieren muss, damit die Einreise schnell vonstatten geht. Er ruft mich an, möchte ein Foto von meinem Pass, meinem Auto, meinem Fahrzeugschein. Außerdem besorgt er vorab eine Versicherung für das Fahrzeug und eine SIM-Karte. Er sagt mir, dass der Grenzübertritt ungefähr eine Stunde dauert, ich habe von anderen Reisenden gehört, die die Nacht an der Grenze verbracht haben. Für diesen Service möchte er 20€ in Bar, sobald ich in zwei Tagen ankomme. Die Grenzen zu Mauretanien zählen sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise zu den schwierigsten der ganzen Reise, somit werden die 20€ vermutlich gut investiert sein.
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