• Tag 218, 51 Km/28969 Km

    April 4 in Angola ⋅ ☁️ 22 °C

    Ich prüfe am Morgen zuallererst das Radlager auf Spiel, von dem ich glaube, dass es die Vibrationen erzeugt. Das Radlager ist optisch in Ordnung, ich entdecke jedoch ausgeschlagene Buchsen am Dämpfer der Lenkung, diese könnten die Ursache sein. Glücklicherweise checke ich gleich noch Öl- und Kühlwasser, was mir später noch zu Gute kommen wird.
    Gemeinsam mit zwei weiteren Fahrzeugen fahren wir ins Zentrum von Lubango. Auf einem der Berge steht eine Christus-Statue nach dem Vorbild von Rio de Janeiro, welche hier vom selben Künstler errichtet wurde. Die Statue ist ein Stück kleiner als das Original, beim Blick nach unten fehlen Zuckerhut und Copacabana, dafür steht man anders als in Rio nicht zu Tausenden auf der Aussichtsplattform. Der Blick auf Lubango ist trotzdem großartig. Vor einigen Jahren hat man die Statue restauriert und die Einschusslöcher vom Krieg entfernt, das Gesicht der Statue zeigt trotzdem noch Krater. Vielleicht war die Leiter zu kurz.
    Wir entscheiden uns anschließend, gemeinsam noch einmal zum Tundavala Gap zu fahren, mit drei Fahrzeugen ist das Risiko eines Überfalls in meinen Augen geringer als gestern ganz alleine. Bereits auf der Zufahrtsstraße nach Tundavala fahrend rieche ich plötzlich Kühlflüssigkeit. Hab ich ja am Morgen noch geprüft, sollte eigentlich in Ordnung sein. Der Defender hat den Vorteil, dass bei einem Verlust von Kühlflüssigkeit zuerst die Heizung ausfällt. Ich stelle die Heizung also auf Maximaltemperatur, es wird jedoch nicht warm. Ich halte an, öffne die Motorhaube und sehe schon, dass eine Mischung aus Dampf und Wasser fontänenartig aus dem Ausgleichsbehälter der Kühlflüssigkeit sprudeln. So schnell ich kann mache ich den Motor aus und kippe Wasser nach, von den 11 Litern Kühlflüssigkeit fehlen 6 Liter. Die Ursache des Problems ist schnell gefunden, das Rückschlagventil im Deckel des Ausgleichsbehälters ist abgebrochen, das Wasser verdampft also in die Umgebung. Jetzt kann ganz viel passiert sein, Kolben oder Zylinderkopfdichtung können kaputt sein, da der Motor unkontrolliert zu heiß geworden ist. Der Motor springt an, läuft auch rund. Mögliche Langzeitschäden zeigen sich dann in den nächsten Tagen. Außerdem brauche ich einen neuen Deckel für den Behälter. Natürlich ist zufällig heute Feiertag und alle Händler für Autoteile haben zu. Ich fahre zurück zum Stellplatz von letzter Nacht und will da in Ruhe das Rückschlagventil prüfen, als es kurz nach Ankunft zu schütten anfängt. So bleibe ich also im Auto sitzen und warte den Regen ab, als ich einige Minuten später merke, dass Wasser in den Fußraum läuft. Kein Kühl-, sondern Regenwasser. Im strömenden Regen steige ich aus und sehe, dass die Dichtung der Windschutzscheibe gerissen ist. Das Wasser läuft durch das Armaturenbrett runter in den Fußraum, vorbei an jeglicher Elektronik die sich dahinter befindet. Komplett durchnässt warte ich erstmal ab, bis es aufhört zu regnen. Wegen dem Feiertag kann ich heute natürlich auch keine Dichtmasse kaufen. Immerhin gelingt es mir irgendwann eine halbleere Tube Silikon von einem Anwohner aufzutreiben. Silikon gehört eigentlich ins Bad und nicht ans Auto, aber heute will ich mal nicht so sein. Somit quetsche ich das weiße Duschkabinesilikon in die undichte Naht hinein. Danach mache ich mich an das Kühlsystem. Der Deckel muss neu, soviel ist klar. Ich muss allerdings in zwei Tagen aus Angola raus sein, kann also nicht mehr das Wochenende abwarten und hier einen neuen Deckel kaufen. Ich versuche das Rückschlagventil mit Sekundenkleber zu kleben, was ziemlich gut klappt, ich bin mir allerdings nicht sicher, was passieren wird wenn das Kühlwasser die 90 Grad Celsius erreicht. Löst sich der Kleber, bleibe ich kurz darauf stehen, das ist mir klar. Außerdem hat der Kleber nun auch das Ventil zugeklebt, der Überdruck kann somit nicht mehr entweichen. Sicherheitshalber bohre ich mit einer heißen Nadel ein kleines Loch in den Deckel, klein genug, dass nur wenig Dampf entweicht, groß genug, um den Überdruck abzubauen.
    Bis zur Grenze sind es 400 Kilometer, bis Windhuk 1000, da gibt es ziemlich sicher einen Deckel. Somit ist die weitere Strecke klar, ich lasse links und rechts erst einmal alles liegen und fahre zuerst nach Windhuk, treibe dort einen neuen Deckel und neue Gummilager für die Lenkung auf.
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