• Tag 220, 288 Km/29692 Km

    6 april, Namibia ⋅ ☁️ 26 °C

    Ich fahre früh los, möchte so zeitig wie möglich an der Grenze sein um für alle Eventualitäten die sich ergeben Puffer zu haben. Leider komme ich nicht weit. Die Schläge aus dem Radlager nehmen derart zu, dass ich mich nach 10 Kilometern nicht mehr traue weiterzufahren. Ich habe Angst, dass richtig was kaputt geht, dermaßen stark Vibriert es aus der Vorderachse. Keine 10 Kilometer gefahren bleibe ich also stehen. Heiner ist nicht mehr fahrbereit. Am Straßenrand stehend entferne ich den Radmitnehmer, dahinter befindet sich die Mechanik der Radlager. Die Radlager werden mit einer Mutter mit 52 Millimeter Durchmesser mit einem Drehmoment von 210 Newtonmeter angezogen, was wirklich ordentlich ist. Anschließend wird diese Mutter noch mit Hammer und Meißel verkerbt. Die Verkerbung hat sich bereits aufgedrückt und die Mutter hat sich schon eine halbe Umdrehung gelöst. Das Radlager muss extreme Kräfte auf die Mechanik ausgeübt haben. Ich ziehe also die Radlager nach und fette alles, nach einer guten Stunde kann ich tatsächlich weiterfahren, die Schläge sind deutlich weniger. Beide Radlager müssen trotzdem neu - zeitnah.
    Immerhin wieder Fahrbereit erreiche ich die Grenze. Die Seite Angolas läuft reibungslos, hier werden jedoch zweimal die Tage mit den Fingern nachgezählt, die ich im Land war. Spätestens jetzt muss ich froh sein, das Visum nicht überzogen zu haben. Im kurzen Niemansland zwischen den beiden Grenzposten wechsle ich in den Linksverkehr, zum ersten Mal auf dieser Reise. Dann geht es an die Einreise nach Namibia. Dass ich ohne E-Visum auftauche ist kein Problem, die Chefin der Grenzstation (20 Kilo zu viel, pinke Fingernägel und ein Zebrafell über die Schultern) bearbeitet meine Einreise persönlich und ist sehr nett, alles dauert aber klappt problemlos. Nach drei Stunden Wartezeit geht es rein nach Namibia, ich war zuletzt vor rund 10 Jahren hier. Es gibt Gerüchte über eine unsichere Gegend im Norden rund um die Stadt Oshikango, für mich fühlt es sich jedoch vollkommen normal und sicher an.
    Namibia leidet seit einigen Wochen stark unter dem Regen, der in diesem Jahr deutlich stärker ist als alle Jahre zuvor. Am Nachmittag ziehen in der Ferne auch heute tiefschwarze Regenwolken auf, die sich am Abend dann zu einem Wolkenbruch ergießen. Ich kann kaum aus dem Auto aussteigen, als ich schließlich die Sachsenheim, einen deutschen Campingplatz erreiche. Schon am Einfahrtstor steht ein Schriftzug in deutscher Sprache. Auf dem Stellplatz ist alles erstklassig, abgetrennte Parzellen, heiße Duschen, alles extrem sauber - so wie das Heinz und Erika auf ihrer Wohnmobilreise durch Afrika gerne haben. Es ist schon ungewohnt, in einer solchen Umgebung zu sein, wird aber vermutlich ab sofort zur Normalität gehören.
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