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  • Dag 19

    Abschied

    31. oktober 2023, Tyskland ⋅ ⛅ 7 °C

    Selbstverständlich wussten wir, dass unsere gemeinsame Reise zu Ende gehen wird. Heute war es dann soweit, es war Zeit Abschied zu nehmen. Abschied von einer wundervollen Zeit, von vielen Eindrücken, Erlebnissen und intensiv erlebten Momenten, Abschied von einem liebgewonnenen Menschen und ebensolchem Hund, Abschied von einer Zeit voller Leichtigkeit und Lebensfreude.
    Die beiden Busse fuhren heute lange Zeit hintereinander her, wobei der Mercedes meist die Führung übernahm – wer Claudi kennt, wird sich darüber kaum wundern.
    Zwischen all den (geschäftlichen) Telefonaten über den Tag ließ ich unsere gemeinsame Zeit, aber auch die Zeit, in der wir getrennt unterwegs waren, Revue passieren. Bilder und Gedanken kamen in Erinnerung, viele schöne Momente und es stellte sich eine Mischung aus Wehmut und Dankbarkeit bei mir ein. Wehmut, dass diese Zeit zu Ende geht, Dankbarkeit dafür, dass ich meine erste Reise südlich von Grenoble mit einem so geradlinigen, offenen und ehrlichen Menschen wie Claudia erleben durfte, eine im Wortsinn „treue Seele“ … und da sind sie wieder, die Begegnungen im Leben …

    Claudi hatte mich mitgenommen. Mitgenommen auf ihre Reise, die eigentlich eine Mutter-Tochter-Reise mit treffen von Freunden war. Sie hatte mir die Chance gegeben, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen und uns gegenseitig ein bisschen kennenzulernen, in das Leben des anderen einzutauchen. Dabei entstanden für die Kürze der Zeit unglaublich viele schöne und unbeschwerte Momente, die wir genossen und in denen wir Erinnerungen schaffen durften.
    Es war auch ein bisschen verrückt: Noch nie war ich mit einem Menschen unterwegs, der 1.150 km zum Friseurtermin fährt, bei dem man in bestimmten Situationen gar nicht auf die Idee kommt über Lösungen zu diskutieren, sondern sich wie selbstverständlich zurücknimmt und einordnet, auch wenn man es gewohnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und dies im Großen und Ganzen ganz erfolgreich tut. Einem Menschen, dem man mit aller Selbstverständlichkeit bereit ist, das Zepter in die Hand zu geben und der trotz dem täglich präsenten Job und Alltag so viel Leichtigkeit und Lebensfreude ausstrahlt, den Moment genießt und der kleine und größere Gesten mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit würdigt.

    Als ich heute Morgen wach wurde, hatte sich der Regen des gestrigen Abends längst verzogen, der Mond leuchtete am Himmel und über unserem Campingplatz stand Orion, in der Mythologie der Griechen ein stolzer und furchtloser Jäger, für die Babylonier ein Hirte, für die Indianer und die Azteken ein Krieger und für die die Ägypter der Gott Osiris. Ich nahm die Kamera, hinterließ Claudia eine Nachricht und ging zum Strand. Unterwegs wurde mir klar, dass ich den Sonnenaufgang verpasst hatte - ich war noch nicht auf die Winterzeit eingestellt. Also knipste ich das, was mir nach Sonnenaufgang vor die Linse kam, genoss die Ruhe und Klarheit des Morgenlichts als plötzlich etwas mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu geflogen kam. Schnell war klar, dass das Claudis Samson ist, der mich entdeckt hatte. Wir begrüßten uns herzlich, genossen alle drei die Morgenstimmung am Strand und überlegten ein letztes Mal baden zu gehen. Zurück auf dem Campingplatz, ging die Eine duschen, der Andere machte den Abwasch vom gestrigen Abend und kochte Kaffee. Das Frühstück haben wir gestrichen und zogen los, auf die Autobahn Richtung Norden, die Richtung, in der keine 18 Grad mehr sind. Wir nutzten beide die Zeit, um unserer Arbeit nachzugehen oder ließen die gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren.
    Irgendwo in Frankreich verließen wir die Autobahn, ich betankte meinen Bus und wir suchten eine „Bulangerie“ auf. Der gemeinsame Kaffee mit Himbeertarte steht für mich für das Ende unserer gemeinsamen Reise, auch wenn es mehrere hundert Kilometer nördlich noch einen weiteren Kaffee mit herzlichem Abschied gab.
    Claudi fährt nach Hause und ich begebe mich wieder in mein Rumtreibaer-Leben, einer Mischung aus Arbeit, Reisen und menschlichen Begegnungen ...
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