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  • Day 27–41

    Deaf school in Hyderabad

    January 17 in India ⋅ ⛅ 23 °C

    Überraschenderweise beginne ich jeden Tag ein kleines bisschen mehr, den Grossstadt Hyderabad zu mögen. Im nächsten Beitrag erzähle ich über die Stadt und das Leben.

    Bevor ihr es lest, arbeitete ich bereits zwei Wochen hier und gerade heute ist mein letzter Tag. Somit drehe ich jetzt die Zeit zurück an meinen ersten Arbeitstag. Obwohl ich vor meiner Reise mit der gehörlosen Schulleiterin telefoniert und meine Kompetenzen aufgezählt hatte, hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.

    Beim Betreten nimmt man die Schuhe aus und als ich im Schulgebäude "PHIN" (People with Hearing Imparied Network) stand, richteten sich viele süsse Kinderblicke auf mich. Sie waren neugierig, ob ich hörend oder gehörlos bin, wie mein Gebärdename ist und woher ich komme.

    Ich finde es lustig, dass die Menschen hier alles gelassen nehmen. Zum Beispiel habe ich die Schulleiterin erwartet, aber sie war nicht da (sie kommt erst um 14 Uhr). Daher haben die Mitarbeiter per Videotelefon mit ihr die Informationen abgeholt, was sie mit mir machen sollen. Auch beginnen die Lehrer:innen viel später, wo es eigentlich um neun Uhr startet, oder wenn einer abwesend ist, haben die Schüler einfach Pech und sind sich selbst überlassen. Das Wort Gelassenheit prägt den Alltag.

    Wegen der Weihnachtsferien und des einwöchigen Erntedankfestes kommen die Schüler:innen im Verlauf der Woche nacheinander zur Schule. Selbst die Mitarbeitenden müssen ihre Familien daran erinnern, dass ihre Kinder wieder zur Schule gehen.

    Die Schule hat sechs Tage pro Woche. Auch die Mehrheit der Mitarbeitenden wohnt hier und geht, wie die Schüler:innen, alle paar Monate nach Hause.
    Der Schule ist auch ein Internat. Das Klassenzimmer verwandelt sich nach dem Abendessen in ein Schlafzimmer, der Speisesaal wird auch als Aufenthaltsraum gestaltet. Die Mädchen und Buben tragen jeden Tag frische Schulkleidung und sitzen immer getrennt verteilt. Sie haben statt eines Pults Schreibbretter. Auf dem Boden zu sitzen gehört zur Normalität.

    Mir wurde ein Auftrag zugeteilt, dass ich die Zweitklässler in Englisch und Mathe unterrichten sollte. Später die Erstklässler.
    Hier bieten wir von der Basisstufe bis zur Oberstufe an. Nach dem Abschluss gehen sie direkt zur Arbeit oder machen das Studium. Momentan interessieren sich viele für Computerarbeit, ob es Buchhaltung oder Informatik ist.

    Nebenbei lernte ich die indische Gebärdensprache. Es ist faszinierend, dass das Erlernen einer Sprache allein nicht ausreicht. Man benötigt auch den kulturellen Aspekt, um teilhaben zu können. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung in der weiten Welt machen und mein Wissen weitergeben durfte. Was hier aus meiner Sicht verbessert werden sollte: mehr Klassenaufteilungen, mehr Lehreranstellungen und Schulmaterialien.

    Die Schule "PHIN" (https://phindeaf.org/) wurde vor 16 Jahren eigenständig von der gehörlosen Schulleiterin Frau Janaki Vujjini gegründet, um gehörlosen Kindern eine angemessene Bildung anzubieten. Sie nehmen Kinder aus den ärmsten Vierteln sowie Waisenkinder und verlassene Kinder auf. Dieses Projekt erhielt erst nach fünf Jahren Anerkennung vom Staat und erhält nur einmalig Geld für Schulmaterialien. Der Rest kommt durch Sponsoren oder aus eigener Tasche.
    Ich fand heraus, dass die Schule demnächst plant, eine Stiftung im Internet aufzustellen, um Spendengelder zu sammeln.

    Ich habe einen Film daraus gebastelt, guckt ihn euch an.
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