• Rauchkanonen & Calendas

    19. maaliskuuta 2024, Meksiko ⋅ ☁️ 30 °C

    Um 7 Uhr werden wir mit einem lauten, kanonenartigen Knall geweckt und es bleibt nicht der einzige über die nächsten Minuten. Wir sind etwas verunsichert und es hilft nicht, dass wir bei der Nachrichtenlektüre erfahren, dass in der Nacht im Staatsgebiet von Oaxaca (wiedermal) ein Politiker ermordet wurde. Mexikanische Nachrichten sind ein anderes Kaliber als wir es in der Schweiz kennen, sowohl vom Inhalt als auch von der Darstellung her. An der Rezeption erfahren wir, dass es sich bloss um Rauchkanonen handelt, sozusagen Feuerwerk, die in Oaxaca immer wieder zu festlichen Anlässen gezündet werden um böse Geister zu vertreiben. Was für ein Start in den Tag.

    Wir starten den Tag mit einem Fussmarsch auf einen nahegelegenen Hügel mit Aussicht über die Stadt. Von dort aus wacht auch eine Statue von Benito Juàrez über die Stadt. Er war von 1858 - 1872 der erste und einzige indigene zapotekische Präsident Mexikos und massgeblich an einer Reihe von Gesetzen beteiligt. Diese gingen als "La Reforma" in die Geschichte ein, weil sie beispielsweise Kirche und Staat trennten und moderne Grundsätze wie Gleichheit vor dem Recht verankerten. Wir beginnen zu verstehen, wieso in fast jedem Dorf Strassen und Plätze nach Juárez und Reforma benannt sind.

    Gegen Mittag besuchen wir das Museum der Kulturen, das eindrücklich in ein altes Kloster eingebettet ist. Über mehrere Stockwerke verteilt, erfahren wir einiges über die Mayas, Azteken, die Kolonialisierung durch Spanien, die mexikanischen Revolutionen, und auch über die hier ansässige indigene Kultur der Zapoteken. Danach knurrt der Magen und wir geniessen mit dem besten und abwechslungsreichsten Tomatenteller unseres Lebens wieder einmal ein kulinarisches Highlight.

    Nachmittags erkunden wir die riesigen Markthallen, entdecken weitere beindruckende meterhohe Wandgemälde (Murales), und treffen auf dem Heimweg endlich auf eine Calenda! Calendas sind Paraden durch die Strassen von Oaxaca mit Musik, Mezcal und Tanz. Diese Paraden sind privat organisiert, beispielsweise aufgrund einer Heirat, und werden von der Polizei unterstützt, die dann auch mal die geschäftigste Strassenkreuzung kurzerhand abriegelt. Teilweise finden sogar mehrere Calendas pro Tag statt. So etwas wäre in der Schweiz unvorstellbar.
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