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  • Day 3

    Schloss Versailles IV

    February 13, 2010 in France ⋅ ☁️ -2 °C

    Der berühmte Spiegelsaal war natürlich das Highlight der Besichtigung, auch wenn ich mir Ihn noch größer und pompöser vorgestellt hatte.

    Der über 300 Jahre alte Spiegelsaal von Versailles (oder auch die Spiegelgalerie, Galerie des Glaces, Galerie de Louis XIV. oder la Grande Galerie) ist einer der größten und zugleich der berühmteste Raum des Schlosses von Versailles in der Nähe von Paris in Frankreich. Der barocke Saal mit den benachbarten Salons des Krieges und des Friedens bildet den Mittelpunkt der Paradezimmer des Schlosses und stand mehrfach im Mittelpunkt der europäischen Geschichte.

    Die Spiegelgalerie hatte verschiedene Funktionen zu erfüllen. Durch ihre Größe und ihre reiche Ausstattung wird sie zumeist für einen Festsaal gehalten, doch ihr wichtigster Zweck war es, als eine Art überdachte Promenade zu dienen. Ein Großteil des täglichen Hoflebens spielte sich hier ab und die Gesellschaft traf sich, um zu promenieren, Neuigkeiten auszutauschen oder dem König zu gefallen. Die Galerie war groß genug dimensioniert, dass der Herrscher auf seinen Spaziergängen durch den Saal unliebsame Personen weit umrunden oder sich Menschen seines Interesses zuwenden konnte. Wer ein Anliegen hatte, hielt sich im Spiegelsaal auf, wo man hoffte, vom König wahrgenommen zu werden. Dieser betrat die Galerie täglich mindestens einmal: Das Schlafzimmer des Königs lag ab 1701 hinter der Mittelwand der Galerie und in einem immer gleichen Ritual ging der Monarch nach dem morgendlichen Aufstehen, dem Lever, vom Schlafzimmer durch den Spiegelsaal und die anschließenden Paraderäume zur Schlosskapelle im Nordflügel.

    Unterzeichnung des Versailler Vertrags 1919

    Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871), Ölgemälde von Anton von Werner (1877)

    Der Spiegelsaal diente Ende Januar 1871 als deutsches Behelfslazarett, Ölgemälde von Victor Bachereau-Reverchon (1842–1885)
    Ihre zentrale Lage und ihre Größe prädestinierten die Spiegelgalerie als Ort der Hoffeste. Unter anderem wurden hier mit großen Aufwand 1697 die Hochzeit des Herzogs von Burgund mit Maria Adelaide von Savoyen, 1745 die Hochzeit Louis Ferdinands und Maria Theresias von Spanien und 1770 die Hochzeit Ludwig XVI. und Marie Antoinettes gefeiert. Der Spiegelsaal diente außerdem bei großen Empfängen als Thronsaal, so wurden hier beispielsweise 1686 die Botschafter von Siam, 1715 die Botschafter von Persien und 1742 die Botschafter des Osmanischen Reichs empfangen.

    Historische Ereignisse

    Die Spiegelgalerie ging besonders durch zwei historische Ereignisse in die Geschichte ein: Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wählte sie die preußische Führung zum Ort der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871, die als Gründungsakt des Deutschen Reiches gelten sollte. Die Wahl war auf den Spiegelsaal gefallen, weil dessen Deckengemälde unter anderem Eroberungen deutscher Länder durch Frankreich verherrlichten. Das französische Volk empfand die Zeremonie als Demütigung, welche die deutsch-französische Erbfeindschaft auf Jahrzehnte zementieren sollte.

    Die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles, des wichtigsten der Pariser Vorortverträge, fand auf Wunsch des französischen Premierminister Georges Clemenceau am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal statt. Dieses Mal war es das deutsche Volk, welches die Zeremonie als Demütigung empfand. Dies und die schweren Auflagen des Friedensvertrages, der Deutschland eine Alleinschuld am Krieg zuwies, belasteten die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich weiterhin. Der Vertrag von Versailles wird als einer der Gründe für den Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland verantwortlich gemacht und somit als eine Ursache des Zweiten Weltkriegs. Erst nach Kriegsende begannen sich die deutsch-französischen Beziehungen zu verbessern.
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