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  • Day 6

    Campanile di San Marco IV

    June 8, 2015 in Italy ⋅ ⛅ 31 °C

    Die fünf Bronzeglocken des höchsten Turmes der Stadt sind überall in Venedig zu hören, deshalb dienten sie ursprünglich nicht nur dem Aufruf zum Gottesdienst, sondern hatten zur Zeit der Republik jeweils eine bestimmte Funktion. Die Renghiera oder Maleficio kündigte eine Hinrichtung an, die Nona erklang zu Mittag, die Mezza Terza rief die Senatoren in den Dogenpalast und die Trottiera verkündete den baldigen Beginn einer Sitzung des Großen Rates. Beim Einsturz des Turmes blieb nur die größte Glocke, die Marangona, die 1819 neu gegossen worden war, unbeschädigt. Die Marangona wurde zum Beginn und Ende eines Arbeitstages sowie zum 1. Aufruf einer Sitzung des Großen Rates geläutet. Die anderen Glocken wurden 1909 in Mailand neu gegossen: Papst Pius X. übernahm dafür die Kosten. Die Stimmung des tontiefsten und schwersten Geläutes in Venedig entspricht der A-Dur Tonleiter. Die einzelnen Glocken hängen in einem Stahlglockenstuhl an verzierten Holzjochen verteilt im Glockengeschoss. Die zwei größten Glocken (Marangona und Nona) sind leicht gekröpft aufgehängt und die übrigen drei Glocken (Trottiera, Mezza Terza und Renghiera) sind ungekröpft aufgehängt. Die Aufhängungen der Klöppel der Glocken werden durch Stahlseile verstärkt und an einigen Glockenjochen ist noch ein Metallgestänge, das ehemals zum Handläuten diente, angebracht. Auch heute noch werden die fünf Glocken hauptsächlich zu liturgischen Zwecken über einen elektrischen Antrieb regelmäßig geläutet. Die Nona läutet morgens um 7:00 Uhr, mittags um 12:00 Uhr und um Mitternacht um 0:00 Uhr. Die Marangona erhebt ihre Stimme zu Begräbnissen. Werktags ertönen die Glocken Renghiera und Mezza Terza um 14:00, um 17:00 und um 18:30 Uhr läuten Renghiera, Mezza Terza und Trottiera, um 20:00 Uhr läutet die Trottiera solistisch. Dieses Abendangelusläuten variiert jahreszeitlich. Das Plenum, also das Zusammenläuten aller fünf Glocken, erklingt samstags und am Vorabend eines Festtages um 18:30 Uhr, sowie sonn- und festtags um 10:00 Uhr, 11:00 Uhr, 14:00 Uhr, 17:00 Uhr und 18:30 Uhr. Bei einem Geläute mit mehreren Glocken beginnt üblicherweise immer die kleinste Glocke und die übrigen Glocken werden dann gemäß ihrer Größe aufsteigend dazu geschaltet, sodass die jeweils tontiefere Glocke zu läuten beginnt. Beim Ausläuten kann entweder die kleinste oder die größte Glocke zuletzt erklingen.

    Der Campanile war zugleich Leuchtturm und Landmarke der Lagunenstadt. Kaiser Friedrich III. ritt den stufenlosen spiralförmigen Aufgang 1452 zu Pferd bis zum Glockenstuhl, ebenso Napoleon und Lord Byron. Beim Blick aus der Glockenstube präsentiert sich eine faszinierende Aussicht über die Lagunenstadt und zugleich eine Kuriosität: Man sieht von dort ein Venedig ohne Kanäle.
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