• TAG62 - Jökulsarlon - Gletscherlagune

    13 settembre 2018, Islanda ⋅ ☁️ 8 °C

    TAG 62 – Donnertag, 13.09.18 – Eistag – Gletscherlagune Jökulsarlon

    Autor: MS

    Wetter: 16 Grad Sonne

    Technik: rennt

    Gemüt: wieder bestens

    Heute schon wieder bei Sonnenschein aufgewacht – obwohl der Wetterbericht ja schlechteres Wetter versprach.
    Nach dem obligatorischen Geburtstagsständchen mit Kuchen für Janine frühstücken, spülen, aufräumen, Entsorgen und Wasser tanken gings dann endlich los. Freue mich seit Wochen die Gletscherlagunen zu sehen – Eistag.

    Auf dem Weg dorthin halten wir aber zunächst bei dem Schrotthaufen, der hier für die Urgewalten der Natur – im wahrsten Sinne – steht. Ein Stahlbrückenpfeiler, der in 1996 von einer durch Gletscherwasser eingerissenen Brücke an Ort und Stelle übrigblieb. Bricht ein Vulkan unter einem Gletscher aus, so werden Unmengen an Wasser geschmolzen und nehmen hunderte Tonnen schwerer Eisklumpen und Geröll mit. Hier steht am Infoschild: bis zu 5000m³ pro Sekunde. Da bleibt nichts übrig. Wir klettern und fotografieren und führen unseren Weg über die neue Brücke fort.

    Zu der ersten – eher unbekannten Gletscherlagune – führt die bisher schlechteste Straße überhaupt. Die ist zwar bis zu 12m breit, aber von so unzähligen, sehr tiefen Schlaglöchern durchzogen, dass wir nur sehr, sehr langsam im Slalom fahren können – viele verirren sich nicht hier hin oder lassen ihr Fahrzeug unterwegs stehen.

    Der Gletscher Vatnajökull ist in den Bergen um die 400m dick und bildet 30 Gletscherzungen die durch Täler – überwiegend im Süden Islands – auslaufen.
    Manche bilden Seen oder Lagunen, viele münden aber auch einfach nur in einem Fluss, ohne große Brocken abzuwerfen (kalben).

    Die Lagune, die hier eigentlich nur ein kleiner See ist, liegt direkt an der Gletscherzunge. Hier kalbt der Gletscher immer wieder riesige Eisbrocken ab. Diese fallen dann ins Wasser und benötigen bis zu 5 Jahre zur Schmelze und bilden teils bizarre Strukturen oder gar Höhlen und Tore.

    So steigt das Wasser langsam und kleinere Brocken können dann durch den See treiben oder werden durch andere auf die vom Gletscher zurückgebliebenen Geröllhalden geschoben. Dies ist seit der letzten kleinen Eiszeit (um 1890) ein normaler Vorgang, die Klimaerwärmung wird den Vorgang wohl beschleunigen, aber aufhalten lässt er sich nicht.

    Nach einem ausführlichen Rundgang wackeln wir zurück auf die Ringstraße. Kaum 10km weiter eine nächste Lagune – direkt an der Straße hinter einer Geröllhalde. Diese ist ein deutlich größerer See, der von eher kleineren Eisbrocken – aber zahlreicher – durchzogen ist. Auch hier ein Spaziergang am Ufer und allerhand Fotos geschossen,

    Zwischendurch noch ein Gletscherzunge an der eine große Höhle entstanden ist:

    Leider viel zu gefährlich dort ganz hereinzuklettern, aber man konnte tief hineinschauen. Gut zu erkennen waren die Lavaschichten die bei mehreren Vulkanausbrüchen im Eis eingeschlossen wurden.

    Dann endlich die – auch aus Bondfilmen – weltberühmte Gletscherlagune Jökulsarlon. Welch unglaublicher Anblick.

    Diese ist eine echte Lagune, da Meerwasser ein- und ausströmen kann – und das tut es gewaltig – bei Ebbe fließen die kleineren Eisbrocken in gewaltigem Tempo raus – kleiner heißt hier bis etwa 10m groß. Die riesigen – bis zu 30m über der Wasseroberfläche hohen Eisbrocken liegen eher gemächlich in der Lagune. Viele erstrahlen weiß, andere blau grün und wieder andere einfach schwarz-weiß (wegen der eingeschlossen Asche von Vulkanausbrüchen).

    Ausgeschwemmtes Eis nimmt dann bei Ebbe einen etwa 1km langen Weg ins Meer und wird dort durch die Brandung wieder auf einem pechschwarzen Sandstrand geworfen – oder schaukeln im Takt der Wellen weiter draußen im Meer.

    Auch das ein unglaublicher Anblick. Nicht umsonst heißt dieser Strand auch Diamantstrand – kleinere, eiswürfelgroße Eisklumpen oder bizarre Strukturen liegen wie Diamanten im feinen, schwarzem Sand. Vielleicht hunderttausend Jahre altes Eis wird hier der Natur im flüssigen Aggregatzustand zurückgegeben.

    Wir lernen: diese Lagune ist erst ab ca. 1930 entstanden – zur kleinen Eiszeit ging der Gletscher bis fast ans Meer. Mittlerweile hat er sich auf 12km zurückgezogen, viel Eis gekalbt und eine Lagune von 16km² mit 245Meter Tiefe erschaffen. Und der Vorgang geht weiter.

    Eigentlich wollen wir noch bis nach Höfn fahren – ca. 50km – es ist aber sehr spät geworden – schon wieder dunkel.
    Wir halten an einem größeren Hof mit Restaurant und literarischem Museum und lassen den Tag bei einem Geburtstagsschmaus für Janine ausklingen. Freundlich erklärt man uns, dass wir auf dem Parkplatz nächtigen dürfen – perfekt.
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