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  • Day 95

    Eine Nacht in der Eco-Gîte

    June 3, 2023 in France ⋅ ☁️ 24 °C

    Das Einzige, was mich an Navarrenx wirklich interessiert, ist der Supermarkt. Die sind in letzter Zeit nämlich wieder recht dünn gestreut. Nach meinem Einkauf, bei dem ich noch etliche andere Pilger getroffen habe, spaziere ich nur kurz durch den hübschen Ort, bevor es mich weiter zieht.
    Mein Ziel ist heute ein Dorf, das so klein ist, dass es nicht einmal namentlich auf der Karte in meiner GPS-App aufscheint. Dort gibt es eine "Eco-Gîte", die interessant klingt und in der Maryline uns beide angekündigt hat.
    Und interessant ist sie allemal: die Gîte ist Teil eines großen, über 200 Jahre alten Hauses in einem schönen, etwas wilden Garten. Eine ziemlich zerrupft aussehende Katze läuft mir nach, als ich das WC suche - dieses liegt nämlich auch in besagtem Garten, hinter einem weißen Vorhang, sehr idyllisch mitten zwischen den Bäumen. Dank der Moskitos fühlt man sich fast wie in einem Baumhaus in den Tropen, während man hier sein Geschäft verrichtet. Anschließend überdeckt man Zurückgelassenes, mangels Spülung, mit Sägespänen.
    Glücklicherweise gibt es auch im Haus ein solches WC, man muss also nicht nachts und bei jedem Wetter nach draußen. Aber der Geruch dort drinnen ist gewöhnungsbedürftig.
    Da die Gastgeber abwesend sind, haben sie uns das Abendessen im Kühlschrank hinterlassen. Endlich bekomme ich einmal richtige Galette (vegetarisch war hier zum Glück kein Problem) und als Nachspeise Crêpe und Apfelmus. Lecker!

    Saint-Jean-Pied-de-Port ist jetzt schon so nah, dass sich Philippe, der dort aufhört, heute vorsorglich von mir verabschiedet hat. Ihn kenne ich seit Conques, wo Magdalena und ich mit ihm und vielen anderen zu Abend gegessen haben. Das war gleichzeitig gestern und vor hundert Jahren. Auf jeden Fall wird er mir fehlen, mit seiner direkten, immer zu Scherzen aufgelegten Art, seiner Hilfsbereitschaft und seiner Großzügigkeit. Mehr als einmal hat er darauf bestanden mir ein Getränk zu spendieren und etliche Male hat er mir mit einem schnellen Anruf ein Bett für die nächste Nacht verschafft, der sich für mich aufgrund fehlender Französischkenntnisse als kompliziert erwiesen hätte (Philippe ist übrigens einer der wenigen französischen Pilger die gut Englisch sprechen). Er ist von daheim, nahe an der Grenze zur Schweiz, gestartet und leider hat ihm seine Frau nicht "erlaubt", den ganzen Weg bis Santiago auf einmal zu gehen, daher ist übermorgen für ihn Schluss.
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