Satellit
Vis på kort
  • Dag 159

    Todo ? - Safi: Eine kurze Spritztour

    10. april, Marokko ⋅ 🌬 28 °C

    Ramadan ist vorüber und es folgt das Fest des Fastenbrechens, Eid-al-Fitr - uns häufiger bekannter als Zuckerfest. Die Geschäfte sind heute daher größtenteils geschlossen und manche Orte wirken wie Geisterdörfer. Stattdessen sind viele Kutschen bzw. Pferdewagen, auf denen meist Vater, Mutter und Kinder in festlichen Klamotten sitzen, unterwegs. Feiertag eben.

    Gegen Mittag kommt mir Charlotte aus Frankreich entgegen. In Frankreich gestartet, will sie in den nächsten Tagen weiter nach Süden die Sahara durchqueren und das mit ganz sportlichem Equipment: Zwei Taschen hinten, eine Lenkertasche, dünne Rennradreifen, kein Zelt, zwei Trinkflaschen. Immerhin will sie die letzten beiden Dinge noch aufstocken. Was die Menge an Gepäck angeht, könnte ich mir daran allerdings ein Beispiel nehmen.

    Als ich in Safi pausiere, hält ein Auto mit zwei jungen Männern neben mir. Die beiden sind an meiner Reise interessiert und scheinen selbst auch viel zu reisen (wie ich später erfahre, springt dabei als halbprofessioneller marokkanischer Reiseinfluencer dabei auch der ein oder andere Dirham raus). Hicham, so heißt einer der beiden, läd mich kurzerhand nach sich Zuhause ein, sollte ich überlegen, in Safi zu bleiben.
    Nachdem ich noch eine Runde mit dem Fahrrad gedreht habe, um die Stadt zu erkunden (die ist übrigens schöner, als es mir erzählt wurde), entscheide ich mich, in Safi zu bleiben und steuere Hichams bzw. seins und das seiner Mutter an. Dort gibt es natürlich erst einmal einen Willkommenstee und etwas Gebäck.
    Und dann steht noch etwas an, womit ich weder gerechnet oder mich je gesehen hätte: Mit einem seiner zwei Autos unternehmen noch eine Spritztour durch die Stadt. Zusammen mit seinem Cousin geht es erst noch einen weiteren Freund abholen. Als nächsten wird dann ein Aussichtspunkt mit Blick über Meer und Stadt angesteuert, um hier noch einen Kaffee zu trinken - scheinbar waren wir auch nicht die einzigen mit dieser Idee, es ist die Hölle los. Vielleicht wegen des Feiertages? Als nächstes geht es wieder in die Stadt zur größten Tajine Marokkos, wo wir noch weitere Freunde Hichams treffen, die dann zum Teil von ihm heimgefahren werden. Ich fühle mich wie in einem alten Auto-Film, in dem diese für Freiheit und Statussymbol stehen, mit Hicham in der Hauptrolle. Nachdem alle heimgebracht wurden, geht es zurück zu Hichams Zuhause. Wir teilen uns noch eine Portion Thunfisch-Nudeln und quatschen noch eine Weile. Sein und für heute auch mein Zimmer ist schlicht eingerichtet. Ein Teppich, zwei Tische, zwei Stühle, zwei Sofa-/Schlafbänke und ansonsten nur ein paar rumfliegende Elektrogeräte und Reiseausrüstung. Einen
    Schrank mit Klamotten sehe ich nicht, dafür einen Backpacker-Rucksack an der Wand. Es passt zu ihm, schließlich will er in ein paar Wochen schon wieder weiterreisen - das Zuhause ist quasi nur Zwischenstation.

    Nun fragt man sich natürlich noch, warum der Gute zwei Autos (zugegeben waren das ganz schön alte Kisten) besitzt, wo er doch so jung und ständig am Reisen ist. Nun, er handelt gerne, kauft Dinge und verkauf sie wieder. Ob nun Autos, Währungen oder iPhones, die er beim Reisen im Ausland viel günstiger bekommt als in Marokko;-) Zusammen mit seinen Facebook-Reisedokumentationen und einigen Followern, die er in Marokko hat, scheint damit genug für seinen Lebensunterhalt zusammen zu kommen.
    Læs mere