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  • Day 120

    Pucón

    February 19, 2017 in Chile ⋅ ☀️ 14 °C

    Nach ca. 11 Stunden Nachtbusfahrt komme ich in Pucón an. Zu meiner Verwunderung schlafe ich in einem Zelt, was mir beim Buchen gar nicht aufgefallen ist haha. Gefällt mir aber super gut! (Es ist ein sehr komfortables Zelt mit Betten).

    Am Tag darauf fahre ich in den nahegelegenen Nationalpark „Parque Nacional Huerquehue“, um endlich mal meine Trekkinghose und Wanderschuhe einzuweihen, bei einer Wanderung um unberührte Seen. Bei dem leichten Nieselwetter und dem Nebel kommt Regenwaldstimmung auf. Von Pucón aus sollte man eigentlich auch einen Blick auf den Vulkan Villaricia haben, davon ist die ersten Tage jedoch nichts zu sehen und so langsam fangen wir an uns zu fragen, ob es den Vulkan überhaupt gibt 😃.

    Letztendlich kann ich mich aber dann doch hautnah von seiner Existenz überzeugen, bei einer Wanderung auf den 2.847 m hohen aktiven Vulkan! Dafür geht es um 6 Uhr morgens los zum Treffpunkt, wo wir unsere Ausrüstung bekommen: Bergschuhe und einen Rucksack mir sämtlichem Equipment, der bestimmt alleine schon 5 Kilo wiegt. Mit dem Auto bei Sonnenaufgang werden wir zum Startpunkt gebracht, der sich auf etwa 1.800 m befindet. Um etwas Kraft zu sparen nehmen die meisten unserer Gruppe für die ersten 1-2 Kilometer einen Lift. Anschließend geht’s los mit unserem Team aus 7 Leuten und den 3 Guides. Übrig sind immer noch gut 6 km und knapp 1.000 Höhenmeter bis zur Spitze (wenn ich die Angaben der Guides richtig verstanden habe).

    Nach etwa einer Stunde bergauf gibt es die erste „Umziehpause“ bevor wir den steinigen Untergrund hinter uns lassen und uns aufs Eis begeben. Unsere Guides schüren uns Steigeisen um die Schuhe und einen Schutz um die Beine. Außerdem kommen Sonnenbrille, Handschuhe und Eispickel zum Einsatz. Nach kurzer Einführung und Teststurz besteigen wir im Zickzack den vereisten Vulkan, den Eispickel immer an der oberen Seite des Hangs, damit wir uns im Falle eines Sturzes sichern können und nicht Meter oder Kilometerweit den steilen Hand hinunterrutschen. Etwa 1,5 Stunden stampfen wir in Reih und Glied den Vulkan hinauf und genießen das traumhafte Wetter und die tolle Aussicht, sofern dies bei der Anstrengung möglich ist 😃. Zwischendurch ein Moment der Spannung, als plötzlich alle Leute vor uns anhalten uns nervös „roca, roca, roca“ gerufen wird. Da hat sich wohl ein Felsbrocken gelöst und ist den Berg hinunter gesaust. Vorsichtshalber geben sich die Bergführer dann mit einer Pfeife Warnsignale. Der Fels ist aber wohl wieder rechtszeitig zum Stillstand gekommen, wir haben ihn jedenfalls nicht gesehen.

    Fast oben angelangt kommen die Steigeisen weg, Jacke an und Gasmaske um den Hals, für die letzte halbe Stunde bis zur Spitze des Vulkans. Auf meine Frage, wann wir die Gasmaske aufziehen müssen antworten die Guides nur „das werdet ihr dann schon merken“ … und ja, der Griff zur Gasmaske passiert sehr intuitiv, sobald die Lunge anfängt zu brennen und der Hustenreiz beginnt 😉. Außer Atem vom Aufstieg durch die Gasmaske zu atmen fühlt sich doch etwas beklemmend an, ist aber schnell vergessen, sobald wir oben ankommen und in das rot leuchtende Loch des Vulkans blicken können. WOW – geschafft!

    Wieder am Startpunkt der vereisten Fläche angekommen wartet der 3. Umziehakt auf uns: Gasmaske weg, Schneehose und -jacke an, Poposchutz, Schneehandschuhe und alle Wertsachen sicher im Rucksack verstauen, denn ab jetzt rutschen wir in zum Teil vorgebahnten Schnee- und Eiskanälen und im dichten Nebel, der nun aufgezogen ist, den Vulkan herunter. Je nach Untergrund und Geschwindigkeit „mit Plastik = tellerartiges Ding, zwischen die Beine geklemmt“ oder „ohne Plastik = auf unserem Allerwertesten“. Was ein Spaß!!!

    Die letzte Stunde müssen wir dann aber doch noch zu Fuß zurücklegen, da im Sommer leider nur ein verhältnismäßig kleines Stück des Vulkans mit Schnee bedeckt ist. In tiefem sandigen Untergrund sliden wir den restlichen Berg hinunter bis zum Ausgangspunkt. Angekommen im Hostel lassen wir den Tag im Garten mit einer Runde Bier aufs Haus ausklingen und lassen unsere Erlebnisse und Eindrücke zusammen mit dem Guides Revue passieren.
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