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- Day 33
- Thursday, June 26, 2025
- ☀️ 34 °C
- Altitude: 7 m
TurkeyAyvalık39°10’9” N 26°46’6” E
Am 33. Tag

🗓️ Reisetagebuch – Zwischen Alltag, Abenteuer und einer Hängematte im Meer
Lange nichts von mir hören lassen?
Tja… das liegt daran, dass der große Abenteuerzirkus „Wohnmobil auf Europa-Tour“ gerade Pause hat – und stattdessen der ganz normale türkische Wahnsinnsalltag in der Villa Sevgi eingezogen ist.
Denn wer denkt, in einem Ferienhaus lebt es sich wie in einem Spa-Resort, der hat vermutlich noch nie eigenhändig eine Waschmaschine in den ersten Stock gewuchtet oder bei 37 Grad einen Betonboden geschrubbt. Willkommen in meinem Leben!
Ein Tag wie jeder andere… fast
Früh aufstehen, Betten machen, Morgentoilette. Klingt nach Hotel? Ist aber nur, weil ich morgens meine eigene Putzfrau bin.
Dann der erste Kaffee – heiliger Moment der Stille. Kurz danach geht’s mit Goldie raus zum Gassi-Ritual.
Begleitet werde ich dabei von meiner ganz persönlichen Hunde-Security – den Straßenhunden unserer Siedlung. Immer schön neben, vor und hinter mir. Ob sie mich bewachen oder nur hoffen, dass ich etwas Essbares verliere, sei dahingestellt.
Gassi-Gehen? Naja, eher Müllsammeln mit Bewegung.
Denn: Der Strand ist oft übersät mit leeren Bierflaschen, Schnapsbuddeln, Zigarettenschachteln, Plastikverpackungen und anderen Hinterlassenschaften der nächtlichen Dorfjugend.
Ich also, bewaffnet mit Müllzange und Sack, wie eine Mischung aus Hausmeister Krause und Robinson Crusoe, der versucht, seine Insel aufzuräumen.
Zurück daheim – der Frühstücks-Marathon
Katzen füttern. Goldie füttern. Wir frühstücken irgendwann zwischendrin auch – meist im Stehen.
Bis dahin ist es meist schon so heiß, dass selbst unsere Motivation schmilzt.
Aber: Ein Haus hat immer was zu tun. Wer das nicht glaubt, darf gern mal unsere To-Do-Liste anschauen.
Da steht immer irgendwas drauf wie:
Wäsche waschen
Wäsche aufhängen
Wäsche abhängen
Wäsche wieder waschen (Hund hat drauf gepinkelt)
Kleinteile reparieren
Spülmaschine ausräumen
Kochen (auch für Vierbeiner)
Einkaufen
Nochmal einkaufen (weil wieder die Hälfte vergessen)
Treppe rauf
Treppe runter
Treppe nochmal rauf (weil was vergessen)
…und natürlich: Garten gießen, Pflanzen betüddeln und Blumen gut zureden, damit sie nicht eingehen.
Das Meer, die Vandalen und die Sache mit dem fliegenden Sonnenschirm
Eines Morgens kommt mein Nachbar. Er sieht aus, als hätte er eine schlechte Nachricht – und genau so klingt es auch:
„Dein Sonnenschirm liegt im Meer. Mit Hängematte.“
Ich? Schockstufe Orange.
Was war passiert?
Irgendwelche nächtlichen Gestalten, betrunken, gelangweilt oder einfach zu doof für Zivilisation, haben unseren selbstgebauten Sonnenschirm samt Hängematte zerstört und ins Meer geworfen.
Ich also runter an den Strand, Schirmteile aus dem Wasser gezogen, Hängematte gerettet, geflucht wie ein Pirat nach einem Zahnarztbesuch.
Aber dann kam mein Retter: Mehmet, mein Schweißprofi.
Abends, bei Flutlicht und mit einem Bier in der Hand, hat er den ganzen Kram wieder zusammengeschweißt. Jetzt steht der Schirm wieder. Nicht schöner, aber kampferprobt!
Neuzugang im Haus – Waschmaschine Deluxe
Unsere alte Waschmaschine? Hat treu gedient, aber war am Ende.
Jetzt gibt’s eine neue – mit allem Zipp und Zapp, 1000 Schleudertouren und vermutlich WLAN (was ich nie brauchen werde).
Die alte wird jetzt zur Tierwäschemaschine degradiert. Katzendecken, Hundekissen, Mini-Teppiche… sie hat jetzt ihren eigenen schmutzigen Job.
Die neue? Arbeitet wie eine Eins. Wenn ich ganz leise bin, glaube ich, sie schnurrt vor Freude.
Karl-Heinz hat geknarzt – aber er lebt noch!
Mein treuer Karl-Heinz, unser Wohnmobil-Veteran, hat sich nach der Europa-Tour bei mir beschwert. Mit Knarrgeräuschen, Quietschen und dem dezenten Hinweis: „Ich bin müde, mach mal was!“
Also: ab in die Werkstatt zu Salih, meinem Kfz-Guru.
Diagnose: Die Stabigummis sind am Ende. Kein Wunder, bei der Schlepperei durch Südosteuropa und Serpentinen, die eher für Ziegen als für 3,5 Tonnen gedacht sind.
Salih hat’s gerichtet. Zwei Tage Arbeit, Ersatzteile, viel Fluchen – und Karl-Heinz fährt jetzt wie ein junger Hüpfer.
Rechnung: 240 Euro. Ich hab vor Freude fast selbst gequietscht.
Aber damit nicht genug!
Dann noch Spureinstellung. Nicht bei irgendeinem Superbetrieb, sondern bei einem unscheinbaren Reifenhändler ums Eck, der aussieht wie ein ausrangierter Hühnerstall – aber drin: Hightech!
Zwei Stunden später war Spur und Sturz perfekt eingestellt. Ich frage vorsichtig:
„Was bin ich schuldig?“
Antwort:
„750 Lira, aber 700 reicht auch.“
Ich: „Wie bitte? 15 Euro?“
Er: „Ja. Ist doch nur einstellen.“
Ich liebe dieses Land.
Fazit dieser Woche:
Das Leben ist nicht jeden Tag voller Abenteuer. Manchmal ist es Wäsche, Müll, Schweißgerät und eine Katze, die in die neue Waschmaschine kotzt.
Aber wenn man Glück hat,
– schweißt ein Freund dein Leben wieder zusammen,
– schnurrt deine neue Waschmaschine treu im Hintergrund,
– fährt dein Karl-Heinz wieder wie frisch aus dem Werk,
– und du stehst abends am Meer, mit Sand zwischen den Zehen
…und weißt: Das ist dein ganz normales Paradies.Read more