Satelita
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  • Dzień 29

    Nähmaschinenreperaturwerkstattbesitzer

    12 kwietnia 2023, Iran ⋅ ☁️ 14 °C

    Deutsch ist berühmt für extrem lange Worte, ein ganzer Satz in einem Wort, in Deutsch kein Problem. Das nennt man dann wohl Spracheffizienz. Nicht selten wurde ich schon nach Beispielen gefragt, die einem genau dann nicht einfallen wollen.
    Heute bin ich ganz von selbst darauf gestoßen, genauer gesagt hat mich Araz, ein junger Iraner, beim Rundgang durch Täbriz darauf gebracht. Er meinte wir müssten unbedingt auf einen Tee bei Ali, dem Nähmaschinenreperaturwerkstattbesitzer vorbeischauen. In einer kleinen Seitengasse, fernab des Trubels der Millionenstadt, sitzt Ali in seinem 6 qm großen Laden. So weit so gewöhnlich, hätte der rund 80 Jahre junge Ali nicht von seinem Laden aus die ganze Welt bereist, ohne diesen dabei zu verlassen. Wie? Berechtigte Frage, in Alis Laden kommen einfach alle Reisende, die durch Täbriz kommen. Wie er die Leute in seinen unscheinbaren Laden lockt weiß ich nicht genau. Anscheinend blickt er permanent von seiner Gasse hinaus auf die belebte Straße am Rande des Bazars von Täbriz, sobald dann irgendjemand vorbeiläuft der nach Tourist aussieht, krabbelt er hinter seiner Werkbank hervor und spricht die Menschen an.
    So unglaublich das auch klingt, über zwei Dutzend DIN-A4 Notizbücher voll mit Grußbotschaften in unzähligen Sprachen aller Herrenländer zeugen von seinem Talent. Durch ein paar davon blättere ich hindurch, alle berichten von dem liebenswerten Mann und seiner kleinen Werkstatt, von der Einladung zu Tee, herzlichster Gastfreundschaft und der Bewunderung über einen alten Mann der sich in seiner Werkstatt selbst Englisch beibringt. Auch ich darf mich in einem seiner Bücher verewigen. Ali schwärmt nebenbei von seinen alten deutschen Nähmaschinen, Pfaff und Singer, "kein Plastik, alles Metal!" - damit könne man noch 500 Jahre nähen. Natürlich gibt es dann auch noch eine Tasse Tee, ein kleiner Gaskocher pfeift in der Ecke, alles hier auf nicht einmal 6 qm.
    Für viele über-Land-Reisende ist Täbriz der erste Anlaufpunkt im Iran (Grenze zu Armenien, Aserbaidschan und Türkei). Für all jene ist Ali der erste Beweis für die überragende Gastfreundschaft der Iraner, von der alle schwärmen, die es einmal gewagt haben die Hürde aus Vorurteilen zu überspringen.
    Für mich ist es umgekehrt, hier endet die Reise durch den Iran, am nächsten Tag morgens um 07 Uhr geht es mit dem Bus über die Grenze nach Van in der Türkei. Von dort geht es dann mit dem Zug rund 26 Stunden zunächst durch malerische Landschaften bis Ankara und von dort weiter nach Istanbul. In der Stadt zwischen den Kontinenten, sind dann ein paar Tage Rast vorgesehen.

    P.S. Ja auf dem Bild sieht man Alis gesamte Werkstatt :)
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