• Elfenschule und Reykjavik - Sightseeing

    June 7, 2024 in Iceland ⋅ ☁️ 10 °C

    Was für eine erste Nacht auf Island.... ich (Agnes) habe kaum geschlafen, weil trotz Müdigkeit von gestern, dann doch bis halb eins nicht schlafens-müde gewesen, weil es draußen auch noch immer noch so hell war.... Irgendwann bin ich dann wohl doch kurz weggeschlafen, war um zwei Uhr wieder wach und dachte die Nacht sei vorbei, weil (ja, richtig.... das wird wohl noch sehr viel öfter in dem Bericht kommen) da es draußen immer noch oder schon wieder so hell war.... trotzdem braucht der Mensch ein paar Stunden Schlaf, also wieder versucht zu schlafen und um vier Uhr morgens dann abermals aufgewacht, weil die Sonne (hey, Sonne of Island - Premiere!) so schön geschienen hat, dass ich sicher war, dass es schon spät am Tag sein müsste.... und mich über den auch mal wärmeren und sonnigen Tag gefreut. Als ich dann gemerkt habe, dass es erst vier Uhr ist, habe ich mir einen Kaffee gemacht, habe einfach nur dieses Naturwunder (vier Uhr morgens und strahlender Sonnenschein) beobachtet, und angefangen mich mit der Technik dieses Blogs auseinanderzusetzen, die bisherigen Eindrücke zu verarbeiten und die Zeit für mich selbst zu nutzen.
    Ob ich müde war? Nein, sonst hätte ich ja weitergeschlafen, genug Zeit wäre ja dagewesen, aber ich war so hellwach und lebendig und voller Tatendrang wie sonst selten....
    Lieber zweiter Urlaubstage komm doch!!! Nein, entschuldige, Du bist doch schon lange und die ganze Zeit da!
    Liebe Zeit komm, dass wir endlich was tun und unternehmen können! Du kündigst Dich so schön an, ohne Regen (im Moment) und mit ersten Sonnenstrahlen!

    Stefan: Wenn sie schreibt, sie hätte da ein Naturwunder bestaunt, meint sie ausdrücklich nicht mich, aber gewundert hab ich mich dann schon auch, über diese helle Natur draußen und vor allem über Agnes, die statt zu beinahe beliebiger Zeit in den Seilen zu hängen plötzlich ab zwanzig nach sechs morgens meinen Schlaf voller Tatendrang zum Kollateralschaden ihrer Energie machen konnte.
    Einen Tagebucheintrag und einen löslichen Capucchino später ging es dann los...
    ....

    Wir kommen vorbei an der bunten Rainbow-Street (sicherlich die meist photographierte Straßen Islands und der Welt) und spazieren eine dieser Straßen mit unaussprechliche Namen entlang. Hier, in Downtown mit der legendären Postleitzahl 101 (das absolute Zentrum der Stadt) gibt es überall noch ganz viele alte isländische Häuser, die eher sehr klein, meistens nur 1-2 zweistöckig sind und alle eine Fassade aus Wellblech haben, die in den buntesten Farben angemalt sind. Zur Erklärung: Wellblech deswegen weil seiit einem verheerenden Brand in den 30-er Jahren es per Gesetz verboten ist Holz als Baumaterial zu verwenden.
    Entlang dieser Straße gibt es überalle kleine Läden: von Kunstgallerien, über Schmuckhandwerk, Designer-Klamotten (also Wollpullover) und Souvenirshops. Und genauso viele kleine Cafés und Restaurants, die zum Einkehren verlocken. Eine ganz schöne Atmosphäre!

    Am Ende der Straße erstrahlt die Halgrimskirkja (Halgrims-Kirche) in der Morgensonne. Mit ihren Höhe von 74,5 Metern ist das zweithöchste Gebäude Islands , deren Bau über 41 Jahre gedauert hat und von einem bekannten isländischen Architekten entworfen wurde, weswegen auch viele der Elemente der Bauweise an Basaltsäulen, Vulkane und Symbole der Mythologie erinnern (näheres auf Wikipedia nachzulesen). Im Inneren ist die Kirche sehr puristisch und schmucklos gehalten und bei unserem Besuch in ein schönes hellles Licht getaucht und wäre sicherlich ein Ort des Friedens und der Kontemplation, wenn nicht gerade Baulärm den Raum erfüllen würde... Wir lösen ein Ticket für 800 ISK (ca. 6 Euro) und fahren mit dem Aufzug zur Spitze des Turms hoch, von wo aus man einen spektakulären 360 Grad Rundumblick auf Island hat. Wenn es da oben nicht so extrem windig (und somit gefühlt minus 10 Grad kalt) wäre, könnte man sicherlich eine ganze Zeit da oben verweilen. Wenn man dann noch anstelle von andächtiger Orgelmusik im Inneren der Kirche, hier oben unmittelbar unter den Glocken steht, wenn diese zu voller Stunde schlagen, dann spürt man den Klang in jeder Zelle des Körpers. Und spätestens jetzt ist auch Stefan hellwach...
    Unten, auf dem Plauteau vor der Kirche, ist es so zugig, dass man sich einfach in Wind "legen" kann und nicht umfällt. Selbst Bilder machen ist eine Herausforderung, weil es unmöglich ist die Kamera stabil und ruhig zu halten. Also nichts wie weg von hier!

    Wir schlendern die Straßen runter Richtung Wasser mit dem Ziel diverse Skulpturen und Kunstobjekte entlang der Meerespromenade und spektakuläre (eher bedrohliche) Wolkenkonstellationen einzufangen ohne dabei weggeweht zu werden. Direkt am offenen Meer und bei der Wetterlage ist das durchaus nicht so einfach, aber wir kämpfen uns tapfer vor und wundern uns dabei, dass es Menschen gibt, die in kurzen Hosen/Röckchen und nackten Beinen und unbemützt und ganz offensichtlich sehr entspannt da langspazieren... Bei uns sieht´s eher nach Polarexpediton bei schwerster Sturmwetterlage aus, aber immerhin müssen wir nicht frieren!
    Das Harpa, ein sehr eindrucksvolles großes Gebäude, das komplett aus Glaselementen gebaut ist und das Kulturveranstaltungs-Zentrum von Reykjavik für Symphonie-Orchester, Oper und andere Veranstaltungen ist. Wenn wir länger Zeit hier hätten, wäre das sicherlich einen Besuch wert alleim um das Lichtspiel in den rieseigen Hallen zu erleben. So genießen wir den Anblick von außen und noch mehr genießen wir die Tatsache, dass es uns windschutz zum Meer hin bietet – wer will da schon Kultur, wenn man kurz mal nicht gegen den Wind und die Kälte ankämpfen muss? Man muss sich den überlebenswichtigen Gegeebenheiten auf Island anpasssen.

    Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Old Harbour (Alter Hafen) von Reykjavik, der unser Ziel ist und wo es, wenig überraschend, auch sehr windig und kalt ist, aber immerhin gibt es nicht nur riesengroße Fish-Trawler, Marineschiffe und Ausflugsboot für Wale-Watching-Touren zu sehen gibt, was aber in Anbetracht der Kälte, eher unter die Fraktion "aha, spannend" fällt. Sehr viel interessanter sind die vielen kleineren und größeren Häuschen mit Lokalen entlang des Hafens, wo man windgeschützt und warm sitzen kann und die sogar warme Speisen und Getränke gegen sehr viel Geld ausschenken. Leider haben die meisten davon zu dieser frühen Tageszeit noch nicht geöffnet. Wir kehren ins Röst Reykjavik ein und treffen damit eine gute Wahl, denn es gibt nicht nicht nur einen sonnigen Platz mit Aussicht aufs Meer (also alle Jacken, Mützen und Schals ablegen!), sondern auch glutenfreie Toastbrote und Skyr mit Blaubeeren zur Stärkung für den Rückweg.

    Nach einem erfolgreich bewältigten Rückweg und einem kleinen Zwischen-Stopp in unserem wunderbaren Apartement (schön warm und kuschelig), geht´s dann auch weiter zum nächsten Abenteuer des Tages: Erkunden des öffentlichen Verkehrsnetzes, das sich hier ausschließlich auf Busfahren beschränkt, um damit zur Elfenschule zu gelangen, aber dazu kommt nun Stefans Beitrag.

    ...
    Stefan: Nach dem äußerst unspektakulär weil reibungslos überstandenen Abenteuer ÖPNV in Reykjavik - abgesehen davon, dass wir bei der Hinfahrt fast doppelt bezahlt haben, denn auf Barzahlung und Wechselgeld sind sie in den Bussen nicht wirklich eingerichtet und noch ne App wollten wir nicht - fühlten wir uns in einem Gewerbegebiet eher gestrandet, fanden aber dann zwischen Golfausstattung und Inneneinrichtungsladen doch den richtigen Eingang.
    Keine Ahnung, wie Agnes genau auf diese Elfenschule https://theelfschool.com/ gestoßen war, gebucht hatten wir schon lange und der Termin war praktisch der einzige für die ganze Zeit. Und nun saßen wir da im Treppenhaus und haben gewartet.
    Dann erschien eine merkwürdige Gestalt (meine erste Theorie: auch ein Elf), kleiner, dicker mittelalter grausträhnig gefärbter Typ mit seltsamen Schrunden im Gesicht und einte, er müsse erst mal aufräumen. Aha. 10 Minuten später durften wir dann rein und fanden eine unfassbar zugemüllte Wohnung vor, die offenbar vor allem als Lagerraum für - tja, wofür - sagen wir für alles und vor allem alles hässliche diente, so dass im hintersten Raum grad noch Platz für ein paar Stühle zwischen all dem Gerümpel und Gartenzwergen, Elfenfiguren, künstlich beleuchteten Weihnachtsbäumen etc. war.
    Aha.
    Dann stellte sich der Typ als er Ehemann des Elfenschuldirektors vor, der bestimmt auch bald erscheinen würde und mit dem er zwei Töchter aus Nigeria adoptiert hat, worüber er auch ausführlich erzählen konnte, weil wir ja warten mussten.
    Schließlich dann Auftritt Magnus Skarphédinsson, Elfenschuldirektor. Noch dicker, Anfang 70, Jogginghose, Sandalen mit weißen Socken.
    Was genau ihn zu seiner Position als Leiter der Elfenschule qualifiziert hat, blieb im Dunkeln, jedenfalls hat er selbst noch nie welche gesehen. Kennt aber 100te von Zeugen, mit denen er auch gesprochen und das alles dokumentiert hat. Hat wohl auch eine Zeitlang eine Forschungsgruppe für paranormales aller Art geleitet, so dass er auch über Aliens und das Leben nach dem Tod referieren konnte.
    Vor allem aber ist er ein wirklich begnadeter und sehr unterhaltsamer Geschichtenerzähler, der es geschafft hat, dass seine Zuhörer (außer uns noch ein Renterlehrerehepaar aus Chicago und eine Mittzwanzigjährige aus einem Kaff in Minnesota) ihm gebannt an den Lippen hingen.
    So wirklich viel Neues über Elfen haben wir dabei allerdings nicht erfahren außer, dass es sie natürlich gibt, und sie zu unterscheiden sind von den "hidden people", einem versteckten Volk, das auch in Island lebt, aber in einer anderen Dimension.
    Dank des eher universellen Wissens und des nahezu unbegrenzten Sendungsbewusstseins unseres Schulleiters haben wir auch viel über die Menschheitsgeschichte ansich erfahren. Einen Punkt hat er dabei, dass letztlich wohl die Aufklärung seit dem Mittelalter Schuld ist, dass die Elfen weltweit auf dem Rückzug sind, weil mit ihr aller Glaube und alle Mythen ausgerottet wurden. Was auch den Grund für den hohen Restbestand der Elfen in Island liefert, denn hier kam die Aufklärung erst Jahrhunderte später und vergleichsweise kurz an, aber seitdem geht es hier auch bergab mit den Elfen.
    Außerdem wissen wir jetzt dankenswerterweise, was wirklich von Donald Trump zu halten ist, wie Chicago zum Hort eines Wahlbetrugs wurde, warum es ohne Deutschland die EU nicht geben würde und wieso die das größte überhaupt ist.
    Danke, Magnus.
    Angesetzt war die Veranstaltung von 15:00 - 19:00, wir mussten dann leider wegen eines ganz überraschenden dringenden Termins schon um 18:30 wieder los und durften das auch, allerdings nicht ohne dass er uns noch ein Diplom ausgestellt hat, das Agnes sich gerahmt bestimmt in die Praxis hängen wird.
    Einigermassen sprachlos landeten wir dann wieder auf dem immer noch taghellen sonnenbeschienenen Straße.
    Keine Sekunde zu früh, aber auch keine Sekunde bereut, denn skurriler und im Zweifel authentischer wird es wohl nicht mehr. Und Magnus hat versprochen, wenn wir das nächste Mal wieder vorbeikommen gibt es einen Discount...

    Agnes: Bei der Rückfahrt mit dem Bus haben wir bei diesem Mal sogar das passende Wechselgeld dabei um unser Ticket zu lösen und zurück in die Stadt zu fahren, da schlendern wir den die Laugavegur (ja, ich kann mir einen Straßennahmen merken!) Richtung unseres angestrebten Lokals fürs Abendessen heute. Schauen dabei in den ein oder anderen Laden hinein, stöbern ein wenig herum und stellen fest, dass man hier durchaus das ein oder andere einkaufen könnte, sollte.... ja fast müsste...
    Wir erreichen das "Old Island", das Lokal, das bei Tripadvisor sehr hochgelobt ist und hoffen, dass wir auch ohne Rexervierung noch einen Tisch bekommen können und haben Glück, denn alle Gäste nach uns werden weggeschickt, weil alle Tische belegt sind. Es ist ein wirklich ganz zauberhaftes, kleines Lokal mit hervorragendem Essen und ebenso atemberaubenden Preisen – unser bisher teuerster, aber auch bester kulinarischer Abstecher. Aber da man ja nicht so genau weiß wie es dann ab morgen in dem Camper mit kulinarischen Freunden werden wird, ist es uns die Sache wert.

    Anschließend, es ist immerhin schon 21.30 Uhr, spazieren wir gemütlich und bei (immer noch) strahlendem Sonnenschein mit Sonnenbrille auf zurück Richtung Apartement. Das erscheint wirklich so unwirklich und absurd, dass um diese Tageszeit es noch so hell und sonnig ist... Es ist total verwirrend und man hat zu unterschiedlichesten Anlässen und bei diversen Planungen immer wieder den Gedanken "bis es dunkel wird, schaffen wir das schon" – dass es nie, wirklich NIE dunkel wird, das will, wenn man damit nicht sozialisiert ist, irgendwie nicht im Bewußtsein ankommen. Ich bin sehr gespannt wie sich dieses Empfinden im Laufe unserer Zeit hier, und das sind ja immerhin vier Wochen in denen dieser Zustand dauerhaft so sein wird, entwickelt. Ob es zu einer Art Normalität wird? Oder ob das täglich immer wieder neue Staunen bleiben wird. Und wie es dann wohl wird, wenn man, zurück in heimischen Gefilden, unerwartet von der Dunkelheit der Nacht überrascht wird? Ich sage ja, diese Zeit wird ein spannendes Experiment in vielerlei Hinsicht – das Licht ist nur eines davon.

    Und natürlich sollte man diesen Tag nicht und zwar auf gar keinen Fall ohne einen Abstecher in die Eisdiele "Valdis" zu machen, wo es angeblich ein legendär gutes Eis geben soll und wo tagsüber meistens auch wirklich viel los ist. Und selbst ich (Agnes), als eher Nicht-Eis-Esserin muss zugeben, dass wir wirklich was versäumten hätten, wenn wir uns diesen sündigen Nachtisch nicht noch gegönnt hätten, denn dieses Eis ist wirklich der Wahnsinn: vor allem geschmacklich, sicherlich auch kalorienmäßig, aber nicht zuletzt auch preislich, denn immerhin kosten zwei Kugeln Eis umgerechnet knapp 11 Euro und wenn man nur eine kauft, dann kostet diese 7 Euro. Wenn das kein schlagendes Sparargument ist....

    So können wir dann, zurück in unserem Apartement auch gesätttgt und Zuckerkoma, getrost diesen langen und ereignisreichen Tag verabschieden, während draußen immer noch die Sonne strahlt. Ich muss mich jetzt schon mal prophylaktisch bei allen, die geduldig unsere Reise verfolgen, entschuldigen, dass ich mich an einigen Stellen wiederhole – es ist einfach einiges nur so unbegreiflich und anders, dass ich dem wohl immer wieder Ausdruck verleihen muss, um es selbst zu realisieren...

    Gute Nacht zweiter Urlaubstag!
    Gute Nacht Reykjavik und all ihr Elfen da draußen!
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