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- Dag 16
- torsdag den 20. juni 2024 kl. 20.15
- ☁️ 6 °C
- Højde: 16 m
IslandBæjarvík66°27’15” N 15°55’59” W
Raufarhöfn, Arctic Henge
20. juni 2024, Island ⋅ ☁️ 6 °C
Raufarhöfn ist der nördlichste Ort Islands, von hier aus sind es nur noch 15 Kilometer zum Polarkreis. Und vielleicht ist es (deswegen?) der Ort, der bisher auch am meisten komplett aus der Zeit gefallen ist.... wie am Ende der Welt und Zivilisation, gefühlt in einer anderen Zeit als 2024, gefühlt ... zig Jahre in der Vergangenheit. Ein etwas trister und trostloser Ort, wo es außer ein paar, eher runtergekommen Häusern an der Hauptstraße wenig gibt... ein komisches Hotel, in dem man nicht sein möchte, ein und das einzige Café und Lokal im Ort, das schon geschlossen hat, eine Kirche, ein Friedhof und ein Leuchtturm. Und weit und breit kein Mensch und kein Auto unterwegs.... ein wenig wie die Kulisse eines alten Films.
Doch wir sind ja wegen des "Arctic Henge" da um, an diesem absolut nördlichsten Ort Islands die heutige Sommersonnenwende, die gleichzeitig auf eine Vollmond-Konstellation trifft, zu erleben....
Das "Arctic Henge" sind Islands größtes Freiland-Kunst-Objekt und stellt eine große Sonnenuhr dar (aus meiner Sicht noch viel mehr). Es gibt zu den vier Himmelsrichtungen ausgerichtete Torbögen von 6 Metern Höhe und ein Zentrum, das nach allen vier Richtungen offen ist, von 11 Meter Höhe, so dass man aus jeder Richtung freie Sicht durch die Mitte hat... beeindruckend in seiner Größe und durch die Energie an diesem Ort.
Leider ist die so sehr gewünschte und auf diesen Zeitpunkt der Sommersonnenwende abgestimmte Reise qua totale dichter Wolkendecke komplett ausgefallen (:-((... fast wie im reellen Leben: man plant so genau und detailliert und dann hat das Leben manchmal doch was anders vor...
Aber wir hatten ja glücklicherweise schon unsere vorgezogene Sonnennacht in Husavik.
Stefan: Na ja, also im Reiseführer steht, dieses Kunstwerk soll in erster Linie errichtet werden, um den Tourismus in der Region anzukurbeln, was er jawoll allerdings deutlich vertragen könnte. Leider ist der Künstler schon vor Jahren verstorben, man kann aber spenden dafür, dass es weitergeht, aha. Selbst Agnes war aber überrascht, ungeachtet des schlechten Wetters keine weiteren Horden esotherisch bewegter Mitternachtssonnetouristen vor Ort zu treffen. Und tschack, nachdem wir das Kunstwerk tatsächlich völlig für uns hatten in der Saukälte hab ich sofort die Drohne ausgepackt und bin einen ersten Einsatz geflogen. Später kam dann doch noch ein Auto da an, Agnes meinte, bestimmt eine deutsche Heilpraktikerin - und tatsächlich war es zumindest eine Deutsche, wie wir später am Campingplatz belauscht haben - ihren Beruf hat sie nicht verraten...
Agnes: Und immerhin bin ich zu später Mitternachtsstunde (immer noch taghell) einer hier ortsansässigen Isländerin begegnet, die mit ihrem dreimonatigen Welp ihren Abendspaziergang gemacht hat. Wir sind ins Gespräch gekommen und ich habe erfahren, dass hier am Ort inzwischen nur noch 70 Menschen wohnen, die alle entweder vom Fischfang oder der Arbeit in der Fischfabrik leben. Oder eben kleinere Jobs im einzigen kleinen Hotel haben oder, wie meine neue Bekanntschaft, sich um die öffentlichen Grünflächen kümmert. Zum nächsten Ort sind es viele, sehr viele Kilometer (der Ort ist wirklich im nichts) und das wäre zu weit um hinzufahren, weil eh nur wenige ein Auto besitzen. Zum Großeinkauf fahren alle einmal im Monat nach Akureyri, der Großstadt des Nordens und erledigen ihre Besorgungen.
Wir haben uns noh eine ganze Weile unterhalten und der Welpe hat zwischenzeitlich auch Zutrauen zu mir gewonnen und mit mir gespielt. Die Frau schien sehr glücklich zu sein, dass wir dableiben (zumindest für diese eine Nacht) weil wohl die meisten Touris nur auf der Durchreise sind. Und wäre es nicht so kalt gewesen (2 Grad, nah am Polarkreis) hätten wir sicherlich noch länger erzählen können... Ich finde es ja immer sehr spannend an so fremden Orten mit Menschen, die hier leben, zu reden, sie zu befragen, zu erfahren wie sie denken, empfinden... eben ein Bild zu haben wie Leben hier wirklich ist, was die Menschen hier beschäftigt und wie sie denken... sich einlassen, nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die Menschen.
Am nächsten Tag (welcher Tag ist heute überhaupt? Hat das eine Bedeutung?) Sind wir nach einem ersten Kaffee (für mich) am Bett, recht bald losgefahren - zu kalt um draußen zu frühstücken, denn auch wenn wir inzwischen schon Hardcore-Camper sind, so sind 4 Grad knapp vor dem Polarkreis doch eher ehrgeizig, außerdem steht heute noch einiges an Strecke vor uns.
Nach einem weiteren Abstecher (mit freundlicherem Licht) haben wir an dem einzigen Café hier am Ort noch einen Kaffee geholt und schon wieder ein total skurriles Szenario erlebt, denn dieses Lokal ist eine Mischung aus Museum, Sammelsurium für alle nur denkbaren und undenkbaren Gegenstände.... die Wände sind von oben bis unten mit Regalen zugestellt, die mit lauter alten Sachen vollgestopft sind: vor allem alte Teekannen, alte historische Telefone und Radiogeräte, ausgestopfte Vögel und Schiffstauen und selbstgemachte Marmeladen und Kuchen. Der isländische Inhaber, der auch nur isländischen spricht und kein englisch, ist sichtlich stolz auf sein vollkommen überdimensioniertes Lokal für die Größe dieses Ortes und hat gleich alle Lichter eingeschaltet und mir gedeutet Bilder zu machen. Körpersprache kann doch sooo viel, manchmal braucht es gar nicht so viele Worte um die wesentlichen Gefühle zu vermitteln wie Herzlichkeit, Willkommensein, Dankbarkeit... da ist ein Kaffee doch eher nur Mittel zum Zweck um mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Nach dem Tanken an einer vereinzelten Zapfsäule im kompletten Nichts, machen wir uns auf in das weitere Abenteuer dieses Tages....Læs mere













