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  • Day 4

    Ausflug nach Stone Town

    April 8, 2016 in Tanzania ⋅ ☀️ 30 °C

    Am Abend zuvor hatten wir Julia und Philipp, beide Mitte 20, angesprochen, weil ich mitbekommen hatte, dass sie einen Ausflug bei Beachboy Tobias gebucht hatten, der mir wiederum am Morgen am Strand über den Weg gelaufen war. Für den heutigen Tag wollten wir mit dem Dallah Dallah Bus, Linie 117, nach Stone Town. Die Fahrt mit dem Dallah Dallah Bus wäre nicht nur unbequem und holprig geworden, sondern hätte neben dem Komfortverlust auch noch länger gedauert. Oberhalb der Hotelanlage stehen aber zu jederzeit Taxifahrer, die Westeuropäer auch schon mal mit den Worten „Jambo, bist du der neue Käse hier“ ansprechen und damit den Aufschlag zum Feilschen machen. Wir konnten den Preis für den Minibus von 80 Dollar auf 40 Dollar drücken. Der Preis beinhaltete die einstündige Fahrt nach Stone Town, die Wartezeit für den Fahrer und die Rückfahrt. Geteilt durch drei Personen war das ein Schnäppchen und vor allem um ein Vielfaches bequemer. Bezahlt wurde wie immer am Ende des Trips.

    Unseren ersten Stopp machten wir an der Barclays Bank in Zanzibar Town. Eine geschlagene Dreiviertelstunde dauert es bis Philipp und Julia mit „Cash im Gepäck“ wieder aus der Bank herauskamen, denn der Prozess, um Dollar anstatt Tansania Schilling zu bekommen, dauerte echt lange. Unser Fahrer und ich nutzten die Zeit, um uns etwas über die Insel auszutauschen. Und so kamen wir auch auf die schönen Strände im Norden zu sprechen, zu denen er uns an einem der nächsten Tage gerne bringen würde.

    In der Altstadt angekommen, waren wir Touristen ein gefundenes Fressen und anstatt alleine durch die Stadt zu ziehen, wurden wir sofort von einem jungen Einheimischen begleitet… ob wir wollten oder nicht. Und ehrlich gesagt, eine Begleitung kann ich nur empfehlen. Er war unaufdringlich, sogar etwas schüchtern, führte ins bei strömenden Regen durch die Gassen und hielt uns andere aufdringliche Personen vom Hals. Sobald potentielle Guides sahen, dass wir zu ihm gehörten, machten sie auf dem Absatz kehrt. Die Straßen zwischen den Häusern in Stone Town sind eng und bei dem Regen machte es nicht wirklich Spaß, denn wir waren innerhalb von Minuten bis auf die Haut durchnässt. Aber dafür war der Regen wenigstens warm. Dieser hielt mich aber davon ab, ab und zu mal innen zu halten und mich mehr mit den Fassaden und Türen der Altstadt zu beschäftigen, die wirklich sehenswert sind. Nicht umsonst wurden die Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

    Wir besuchten die Markthallen an der Creek Road inklusive kurzem Einblick in die Schlachtabteilung. Bei über 30 Grad ohne Kühlung bitte nur reingehen wenn man einen starken Magen hat oder Vegetarier werden will. Verkäufer die ihre Schicht bereits beendet hatten, schliefen friedlich auf den Fliesen der Schlachtbank. Blut und andere Tierkörperreste die neben ihnen klebten, störten sie nicht. Der sonst so farbenfrohe und laute Markt war wetterbedingt eher ruhig. Zwar strahlten die Gewürzpäckchen in allen Farben an den Ständen, aber richtige Lust zum Kaufen kam auf Grund des Wetters nicht bei mir auf.

    Und so führte uns unser Guide weiter zur St. Joseph Kathedrale. Die anglikanische Kirche auf dem ehemaligen Sklavenmarkt wurde im Jahre 1887, nach der Abschaffung der Sklaverei von anglikanischen Missionaren gekauft. Sie bauten daraufhin die Kirche und errichteten den Altar genau an der Stelle, an der die Sklaven damals ausgepeitscht wurden. Eine ausführliche Besichtigung haben wir uns auf Anraten unseres Guides geschenkt, er meinte, die fünf Dollar könnten wir uns sparen. Ob das so ist, ich habe nachträglich völlig unterschiedliche Meinungen gehört.

    Wir spürten, dass in der Nebensaison einfach auch vieles zu hatte bzw. dass sich die Angebotsvielfalt doch sehr nach den Touristenaufkommen richtet. Zwar konnte man das angebliche Geburtshaus von Farrokh Bulsara, besser bekannt als Queen Sänger Freddy Mercury, bestaunen, aber es ist eben halt auch eine typisch hergerichtete Touri-Attraktion. Zum Ende unseres Spaziergangs standen wir wieder am Ausgangspunkt, nämlich vor dem House of Wonders, welches ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt wurde und das Museum of History and Culture beherbergt. Schade nur, dass ein Regen im vergangenen Herbst ein Teil des Daches zum Einsturz brachte, so ist dieses momentan nämlich nur teilweise begehbar. Das Gebäude wurde übrigens als Palast für Sultan Barghash gebaut und hatte als erstes Haus in Sansibar elektrisches Licht und einen elektrischen Fahrstuhl. Deshalb nannten die Insulaner es auch Beit el Ajaib, das Haus der Wunder.

    Wir sagten „Goodbye Guide“ und bedankten uns für seine Begleitung mit ein paar Dollar Trinkgeld. Der junge Mann sah zufrieden aus und verabschiedete sich mit einem lächelnden Gesicht in den Feierabend. Glauben wir. Unser Ausflug war auf Grund des schlechten Wetters zu kurz und eine Bewertung von Stone Town meinerseits deshalb nicht gerecht. Wer sich in die Geschichte einliest, der ahnt, dass die Altstadt wirklich sehenswert ist und mehr zu bieten hat, als wir an diesem Tag gesehen haben. Ich kann hier nur das weitergeben was ich gehört habe: Unbedingt den Sunset von einem der Restaurants auf den Dachterrassen beobachten und den Flair des Abendmarktes mit seinen zahlreichen Food-Ständen genießen. Beides blieb mir verwehrt.

    Wir standen am Pier und waren begeistert von einer kleinen Hausbootbar, rund 200 Meter vom Pier entfernt. Regen und Nebensaison ließen mich aber vermuten, dass diese geschlossen sei. Dank Philipps Hartnäckigkeit lehnten wir den Trip zu Prison Island, auf der man zwar Landschildkröten sehen kann, die aber ansonsten langweilig sein soll, ab und organisierten für zwei Dollar eine Überfahrt zur schwimmenden Bar. Eine gute Idee. Die Angestellten staunten nicht schlecht als wir drei Gringos abgelieferten wurden. Uns stellte sich Captain Harley und seine „Frau“ vor. Sie entschuldigten sich, dass sie keine Getränke kalt gestellt hatten, denn auf Gäste waren sie nicht vorbereitet. Dreamer’s Island heißt die Bar und hat einen coolen Hippie Touch.

    Ein toller Ort zum chillen. Und weil kurz nach unserer Ankunft die Sonne rauskam, machten wir uns den Spaß mit Badeklamotten und Unterwäsche vom Boot ins Wasser zu springen.

    Und wer Lust hat, kann auch unter dem Boot her tauchen, sollte aber aufpassen, denn die Muscheln auf der Bootunterseite und der Auftrieb sind keine ganz schmerzlose Kombination. Das musste auch Philipp spüren.

    Und so verbrachten wir bis 16 Uhr auf dem Hausboot, leerten ein paar Fläschchen Cider und Bier und kehrten anschließend zum Treffpunkt mit Ahmet zurück, der uns wieder zum Hotel fuhr.

    Übrigens, auf Dreamer’s Island könnt ihr auch übernachten: Hier der Link: https://airbnb.com/rooms/7266713

    Auf dem Rückweg stoppten wir noch an einem „Getränke- und Obststand“, frisches Kokosnusswasser sollte es sein. Und so gab es für einen Dollar drei frisch geköpfte Kokosnüsse auf die Hand.

    Info: Unser Fahrer Ahmet – das gilt fast für alle privaten Taxifahrer- kann per Whats App geordert werden, aber auch hier, runterhandeln ist Pflicht. In der Regel bekommt ihr die Mobilnummer der Fahrer sowieso am Ende eurer Fahrt.

    Zurück im Hotel traf ich Nadine, die ihren Platz an der Sonne unter einer schattenspendenden Palme genoss und auf Grund von Zahnschmerzen nicht an dem Trip nach Stone Town teilgenommen hatte. Ich setzte mich zu ihr, als ein heftiger Windstoß eine Kokosnuss löste, die mich am Rücken traf. Nicht nur wir, auch alle anderen Gäste um uns herum raunten und überprüften sofort, ob sie ebenfalls unter eine möglichen Gefahrenstelle saßen und wechselten die Plätze. Mich sprach ein holländisches Pärchen an, die sich darüber ärgerten, dass ihr Ausflug nach Stone Town über die offizielle Reiseleitung 70 Dollar pro Nase kostete. Mit ein paar Tipps und vor allem dem unschlagbaren Preis von 15 Dollar pro Person, brauchte ich keine Überzeugungskraft mehr, ihren Ausflug zu stornieren und auf eigene Faust hinzufahren. Übrigens, theoretisch sinkt der Preis bei voller Auslastung des Minibusses von sechs Gästen ja auf rund sieben bis acht Dollar pro Person.

    Nach dem Abendessen war Show Programm angesagt. Queen wurde lautstark aufgedreht und eine rund zehn Frau und Mann starke Reisegruppe tanzte in Formation vor dem Pool. Auch einige Bier und Cocktails später war ich trotz Aufforderung des Geburtstagskinds Judith nicht geneigt mit ihr zu tanzen, auch wenn es nicht persönlich gemeint war. Als gegen ein Uhr Nachts RocknRoll gespielt wurde, machte auch das Beobachten der Tänzerinnen und Tänzer richtig Spaß. Ältere Damen und Herren die sich – bis auf zwei wirklich gute Tanzpärchen – zwar nicht bewegen konnten, aber dafür echt gute Laune versprühten. Hoffentlich bleib ich fit genug, um im Alter auch noch auf Reisen gehen zu können. Und mit dem Gedanken ist schmunzeln über die verkorksten Bewegungen zwar erlaubt, auslachen aber nicht.

    Als die sich im Feierabend befindlichen Hotelangestellten dann auf die Tanzfläche wagten, überkam die letzten Zuschauer inklusive mir das „african-feeling“. Diese Körpergefühl ist uns Westeuropäern einfach vorenthalten. Das war Sex. Und so beobachten JP und ich von der Bar aus noch das heiße Treiben auf der Tanzfläche. JP, Anfang 20, alleine auf der Insel, hatte von Papa den Urlaub bezahlt bekommen und bestellte auf dessen Kreditkarte alles was ihm so gefiel. Nach etwas Smalltalk verabschiede ich mich und schlenderte mit MP3-Player bewaffnet bei Ebbe über den Strand, das Meer hatte sich zurückgezogen und so konnte man fast endlos durch die Nacht laufen.
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