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  • Day 3

    Ausflug zum Mount Nebu

    November 3, 2016 in Jordan ⋅ ☀️ 21 °C

    Nach dem Frühstück war unser erstes Ziel der Klamottenladen, der ein wunderschönen, aber wirklich wunderschönen schwarz-gelb gepunkteten Bademantel inkl. Frottee Stiefel in der Auslage präsentierte. Laut Angestellte sollte dieser „ten“ Dinar, rund zwölf Euro kosten. Aber als ich den Zehner hin hielt, sagte sie „no, ten“ und wollte mir den Zwanziger aus dem Portomonaie ziehen.

    So gern ich diesen Bademantel auch einer Schalker-Sympathisantin mitgebracht hätte, dass war dieser wirklich nicht wert. Entgegen meiner Hoffnung, dass nun das Feilschen beginnt, wurden wir mit einem freundliche „Bye“ aus dem Laden verabschiedet. Hä, ich dachte Feilschen sei hier ein Nationalsport?

    Etwas enttäuscht machte wir uns auf den Weg zum nächsten Kreisverkehr und folgten dem Tipp unserer Hotel-Rezeptionistin und stiegen nicht in ein gelbes, sondern in ein weißes Taxi ein. Diese sind nämlich billiger, gelten aber u.a. als Gruppentaxi. Einen Dinar (1,27 EUR) zahlten wir pro Person für die rund zehn Kilometer bis zum Mount Nebu.

    840 Meter über dem Meeresspiegel befindet sich einer der wichtigsten Pilgerstätten Jordaniens. Dem biblischen Buch Exodus zufolge, soll Moses von hier aus das gelobte Land gesehen haben. Heute sind dort Überreste einer ehemaligen Basilika verziert mit historischen Mosaiken zu sehen.

    Außerdem hat man bei gutem Wetter einen Blick über das Tote Meer bis nach Jericho. Betrieben wird die Anlage übrigens von Mönchen des Franziskanerordens, die diesen Teil des Bergs 1933 gekauft haben. 2009 besuchte Papst Benedikt XVI diese heilige Stätte.

    Zu Fuß machten wir uns dann an den Abstieg auf der Suche nach der „Mosesquelle“. Es waren so gut wie keine Autos oder Touristenbusse dorthin unterwegs. Das eine oder andere Mal wurden wir auf dem rund einstündigen Weg von Hunden „verbellt“, die am Rande von Camps ihre Ziegenherden verteidigen wollten oder bei Fremden auch einfach anschlugen. Der Weg war recht steil, führte aber entlang einer geteerten Straße. Selbst die Hirten winkten uns erstaunt zu, sah man vor Ort wohl eher weniger Touristen, geschweige den zwei Europäer die zu Fuß unterwegs waren.

    Bei der Mosesquelle handelt es sich um einen Flusslauf, der bei unserer Ankunft versiegt war. Lediglich aus einem Fels plätschert das Wasser, das Einheimischen auch als Trinkwasserquelle dient. Außerdem treiben die jungen Ziegenhirten ihre Herden dorthin, damit diese dort ihren Durst stillen können. Natürlich zweigten auch wir uns etwas von dem „heiligen Wasser“ ab.

    Wir wollten uns gerade auf den Weg nach oben machen, als ein Auto hielt, eine jordanische Familie zusammenrückte und uns netterweise in ihrem Auto mit nahm. Oben angekommen verabschiedeten wir uns und von dort aus ging es rund zwanzig Minuten zu Fuß weiter bis ins nächste Dorf, wo wir endlich ein Taxi fanden. Unser nächstes Ziel, der Schuppen „Bikers Corner“ am Rande des Highways, auf halber Strecke nach Amman.

    Dort angekommen stöberten wir noch in einem benachbarten Motorradladen, bevor wir uns zum Essen im Bikers Corner einfanden. Vor der Tür kein einziges Motorrad, lediglich luxuriöse Autos. Mit Motorrad hat der Laden bis auf die Poster und zwei Ausstellungsstücke nichts zu tun. Für jordanische Verhältnisse würde ich das Restaurant als gehoben bezeichnen, doch das Essen war günstiger als ich dachte, aber im Ganzen hatte ich mir was anderes vorgestellt. Dennoch kamen wir ins Gespräch mit einem Mitglied des Royal Jordanien Motorrad Clubs. Seit 2008 kümmert sich der Club darum, das Motorrad unters Volk zu bekommen und ist sogar für die Vergabe von Führerscheinen zuständig. Viele Bikes sieht man in Jordanien allerdings nicht, schließlich ist das Fahren für Einheimische noch nicht lange erlaubt und war zuvor nur der Polizei und Mitgliedern der jordanischen Königsfamilie vorbehalten. Auf unserer Suche nach Details zur Geschichte der Gebrüder Aufermann sind wir heute nicht fündig geworden, aber zumindest wurden Nummern ausgetauscht und Salim vom Motorradclub wollte uns helfen, ein bestimmtes Buch über eine weitere Motorradreise eines Syrers zu finden, der in den 50iger Jahren unterwegs war.

    Wir verließen Bikers Corner, kreuzten zu Fuß den Highway und warteten nur ein paar Minuten am Rande der Madaba Al Gharbi Street auf den nächstbesten Bus, der uns verlorene Europäer schon mit Lichthupe begrüßte und uns einlud. Zufällig fuhr er dorthin, wo wir hinwollten, nämlich zurück nach Madabar.

    Wir besichtigten noch die St. George Kirche, eine griechisch-orthodoxe“ Kirche, bevor wir uns eine Stunde im Hotel ausruhten. Beim anschließenden Stadtspaziergang suchte ich nach einem Heckaussenspiegel, was bot sich also besser an, als in einer der lokalen Werkstätten, die meist unterhalb von Wohnhäusern oder anderen Verschlägen platziert sind, mal nachzuhaken. Leider konnte keiner der Mitarbeiter englisch, aber der erfahrene Globetrotter neben mir, tat das, was ich wahrscheinlich nicht gemacht hätte. Heinz nahm einen der Jungen einfach an die Hand, schleppte ihn mit zum nächsten Auto, zeigte auf den Außenspiegel, zeigte dann ans Heck und deutete auch noch auf einen vorbeifahrenden Minibus, der eben einen solchen Spiegel montiert hatte. Alles klar, etwas verdutzt, aber nun wissend was wir meinten, ging es zurück ins Büro und weil sie keinen Spiegel da hatten, wurde der junge Mann kurzerhand dazu gezwungen das Wort „Aussenheckspiegel“ auf arabisch auf einen Zettel zu schreiben. Zwei Minuten nach dem Betreten der Werkstatt steckte mir mein Onkel also die Notiz mit den Worten zu: „Damit kannst du dann in der nächsten Werkstatt selbst nachfragen“. Danke.

    Gegen halb neun kehrten wir in einem Restaurant ein. Neben uns am Tisch eine Gruppe deutsche Pfadfinder, die sich auf Austausch mit einheimischen Pfadfindern befanden. Gegenüber zwei weitere junge Deutsche, die gerade die nächsten Tagestouren besprachen. Mit beiden Seiten kamen wir kurz ins Gespräch, bevor der Musiker und Sänger seine Show begann. Mittlerweile war es voll geworden, hauptsächlich nicht moslemische Jordanier, wie mir mein Sitznachbar, ein jordanischer Pfadfinder – verriet. Und er wusste auch, dass der Mann hinten rechts in der Ecke Moslem war, aber gerne mal dieses Restaurant zum Verzehr alkoholischer Getränke mit seiner Frau besuchte. Na dann. Prost.
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