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  • Day 8

    Die Felsenstadt Petra

    November 8, 2016 in Jordan ⋅ ☀️ 22 °C

    „Petra ist der herrlichste Ort der Welt“ schwärmte T. E. Lawrence alias „Lawrence von Arabien“ von der Felsenstadt Petra. Und es stimmt (fast), schon der erste Eindruck ist überwältigend. Vom Visitor Center wanderten wir den über einen Kilometer durch die Schlucht mit bis zu 100 Meter hohen Felswänden.

    Und dann steht man vor ihr: der Fassade des „Schatzhauses“, Al Khazneh. 40 Meter hoch und 25 Meter breit. Die Kulisse kennt jeder, der schon einmal den Film „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ bis zum Ende gesehen hat.

    Die Nabatäer, ein arabisches Volk aus vor-islamischer Zeit, schlugen die Hauptstadt ihres Reiches vor mehr als 2000 Jahren aus den roten Sandsteinfelsen. In den Höhlen wurden die Verstorbenen bestattet. Petra war eine Totenstadt, deren Grabstätten bis heute erhalten sind, gleichzeitig war es aber auch eine blühende Handelsmetropole. Man schätzt, das in ihrer Blütezeit im 3. Jahrhundert v. Chr. 30.000 bis 40.000 Menschen dort gelebt haben. Im Museum kann man sich darüber informieren, wie ausgeklügelt die Wasserversorgung funktionierte, für diese Zeit eine echte Sensation.

    Erst in den 1920er Jahren begann man mit archäologischen Ausgrabungen und dann erst mit der Erschließung als Touristenattraktion. Der Hintergrund: Petra galt 1.200 Jahre lang als verschollen. Erst 1812 wurde es für Europa wiederentdeckt. Bis heute haben Forscher auf einer Fläche von ungefähr 20 Quadratkilometern etwa 1000 Gebäude und Gebäudereste festgestellt. Schätzungsweise sind bisher aber erst 20 Prozent des antiken Petra ausgegraben worden.

    Auf dem Weg ins Zentrum und vorbei am römischen Theater war unser erstes Hauptziel der Felsentempel ad-Deir. Kleines Manko: Die Erreichbarkeit! Wer sich gegen ein Lastentaxi in Form eines Esels entscheidet, muss die mehr als 800 Stufen, meist ohne Schatten, selbst bezwingen. Aber es lohnt sich, steht man doch irgendwann vor dem 39 Meter hohen und 50 Meter breiten Bauwerk.

    Oben angekommen, kann man dann auch erst einmal im gegenüberliegenden „Restaurant“ entspannen, bevor es noch ein paar Schritte weiter geht. Alle paar Meter weist ein Schild, ein Pfeil oder sonstige Markierung auf „BEST VIEW in Jordan“ hin. Und tatsächlich kann man am Gipfel in einem kleinen Beduinenzelt eine Tee bekommen und auf Kissen am Rande der Klippen die spektakuläre Aussicht genießen.

    Nach unserem Abstieg erkundeten wir die Gräber der Königswand, an dessen Fuße weitere Ausgrabungen durchgeführt wurden. Man kann sich Stunden in der Felsenstadt aufhalten, aber am Nachmittag hatten wir genug. Die Füße schmerzten. Man sollte den 1,2 Kilometer langen Weg durch die Siq nicht vergessen. Alternativ kann man sich aber auch von einem Eselskarren bis zum Visitor Center – natürlich gegen Bares – fahren lassen.

    Und genau da liegt das Problem: das Tal riecht an vielen Stellen nach Stall, auch einzelne Grabhöhlen scheinen nach Schließung der Anlage als Stall für Esel und Kamele genutzt zu werden. Glücklicherweise riecht man davon auf den zahlreichen Trails in luftiger Höhe nichts. Allerdings leben im Tal auch die Händler, die entlang der entlegensten Wege bis an die Gipfel ihren Kram für einen Dinar an Frau oder Mann bringen wollen. So kann es passieren, dass ihr Höhlen betretet, die dem Verkaufspersonal als Müllhalde oder Toilette dienen. Es scheint sich hierbei übrigens um Familien zu handeln, die sich das Geschäft untereinander aufteilen. Die „Parkhüter“ dulden das. Aber am Parkeingang machen Schilder darauf aufmerksam, dass man – gerade von Kindern die vor ihren vor ihn Schüsseln mit Steinen sitzen lieber nichts zu kaufen. Häufig handelt es sich im abgebrochene Steine von Monumenten, der Kauf fördert also den weiteren Verfall der Stadt. Insbesondere wenn Monumente mutwillig zerstört werden, um sie in Form von Steinen als Andenken zu verkaufen. img_9991Am häufigsten habe ich heute die Worte „No,thank you“ (arabisch: la shukran) benutzt, denn gerade auf den Trail nach ad-Deir reiht sich ein provisorischer Shop an den anderen. Es nervt etwas, aber niemand ist zu aufdringlich. Und ja, auch hier oben sitzt jeder zweite Verkäufer mit dem Smartphone in der Hand hinter den selbstgezimmerten Bretterbuden. Und manchmal,steht sogar ein Schild „Free WI-FI“ dran.

    Völlig groggy und verstaubt kamen wir am Nachmittag im Hotel an, zu kaputt um uns Abends noch „Petra by Night“ anzuschauen. Übrigens, der Eintritt kostet für einen Tag satte 50 JD (64 EUR) oder für zwei Tage 55 JD (70 EUR). Wie man die sparen kann, erfährt ihr am Ende des Blogs.
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