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  • Day 14

    Im Pressebüro der königlichen Familie

    November 14, 2016 in Jordan ⋅ ☀️ 25 °C

    Soviel vorweggenommen, es war ein aufregender Tag. Nach dem der Direktor des königlichen Automobilmuseums uns per E-Mail bestätigte, dass er heute morgen nochmal kurz Zeit für uns hatte, machte wir uns zu ihm auf den Weg. Man kannte uns ja bereits, so dass wir sofort Zugang in die erste Etage ins Vorzimmer bekamen. Die nette Sekretärin bot uns Getränke an und kurz darauf empfing uns Direkter Raja Gargour. Heinz wollte ein Erinnerungsfoto für seinen Bericht und für seine Story über die Gebrüder Aufermann.

    Kurzer Plausch, dann musste der Direktor wieder zum nächsten Termin. Heinz hatte vor ein paar Tagen von einer Anlaufstelle gehört, zu der Einheimische gehen können, wenn sie Unterstützung bei der medizinischen Versorgung brauchen – beispielsweise die Deckung vom Krankenhauskosten. Eine gesetzliche Krankenversicherung gibt es nämlich nicht. Das Ziel von Heinz: einfach mal dort sein Anliegen als Tourist vorbringen. Aha, dachte ich mir. Das wird was geben. Nach etwas Sucherei und Nachfrage bei Wachleuten vor dem königlichen Areal, hatten wir die Stelle gefunden. Mit unseren Pässen in der Hand versuchte Heinz den nicht englisch sprechenden Soldaten zu erklären, was er den jetzt hier wolle. Dreistigkeit siegt, wir wurden freundlich hinter den Taschenscanner gebeten und nahmen neben bewaffneten und uniformierten Personal Platz. Fünf Minuten später erschien ein Soldat, der sich mit dem Namen Hamza vorstellte und sich unser Anliegen erklären ließ. Er selbst war erst kürzlich mit dem Prinzen in Hannover gewesen, warum verriet er nicht, nur dass der Prinz häufiger nach Deutschland reist. Er war sehr bemüht uns zu helfen, übersetzte alles in arabisch und organisierte uns ein Treffen mit dem Chef der „Medical Health“ Behörde. 15 Minuten später saßen wir bei diesem im Büro, der selbst bereits einen Anruf der Chefin des Pressebüros erwartete. Am Telefon bat diese uns noch zu warten, weil sie einige Ausnahmegenehmigungen einholen musste, bevor weiter auf das Areal der königlichen Familie durften. Weitere zehn Minuten später wurden wir zu einem Minibus gebracht. Der Fahrer schleuste uns entlang der Parkanlage durch mehrere Kontrollen, bis wir nach Abgabe unserer Reisepässe eine Besucherkarte in den Händen hielten.

    Im Pressebüro wurden wir von Rusul Arabiyat, Press Officer at Hashemite Court, empfangen. Total nett. Eigentlich wollte sie uns mit dem Direktor des Automobilmuseums zusammenbringen. Als wir sagten, dass wir zu diesem schon Kontakt hätten, bat sie trotzdem darum, alle Unterlagen über die Brüder Aufermann per E-Mail zu bekommen. Sie wollte weitere Recherchenveranlassen. Außerdem wollte sie versuchen eine Genehmigung einzuholen, damit wir den Palast, den Regierungssitz auf dem Areal besuchen können. Ob das in diesen zwei Tagen bis zu unserer Abreise klappt, sie und wir waren skeptisch. Dennoch, dass wir überhaupt bis hier hin gekommen sind, war schon erstaunlich und auf Heinz Beharrlichkeit und vor allem den „Mut“ zurückzuführen, einfach mal ein paar Soldaten seine Geschichte und sein Anliegen unter die Nase zu reiben. Hut ab!

    Nach diesem Behördenabenteuer entscheiden wir uns die nächsten Nächte wieder im Moab Land Hotel in Madaba abzusteigen, wir hatten keine Lust mehr auf Umzug, außerdem war das der Treffpunkt für die Abgabe des Mietwagens. Nach dem Checkin gönnten wir uns noch eine Falafel von der unscheinbaren Bude in der Nähe und machten uns im Anschluss auf zum Restaurant Bikers Corner, unser Treffpunkt mit Wassan und Bashar. Heinz hatte die einer syrischen Familie abstammende junge Universitätsdozentin und den aus Jerusalem (betont Palästina) stammenden Ehemann auf seine Trip im Februar 2015 in Luxor getroffen, bei dem er mit einem Freund vier Wochen vom Sudan nach Deutschland mit dem Auto gefahren war. Die beiden leben im Amman, ein Großteil von Wassans Familie lebt aber schon lange in Braunschweig. Hier hat sie auch studiert und kann somit perfekt deutsch. Es war ein total netter Abend und die beiden konnten uns viel über Jordanien und die Kultur erzählen.

    Insbesondere alltägliche Fragen wurden erörtert: Wenn es in Jordanien jährliche TÜV-Untersuchungen gibt, warum fahren so viele schrottreife Fahrzeuge hier rum? Warum wird der Müll, vor allem die Plastiktüten, die landesweit in Bäumen und Büschen hängen, nicht richtig entsorgt? Besonders interessant: In Amman gibt es Straßennamen bzw. -schilder noch nicht sehr lange und auch die Hausnummerierung ist noch nicht abgeschlossen, darum werdet ihr aktuell noch komplizierte Wegbeschreibungen erhalten, bevor euch jemand eine genaue Adresse nennt.

    Die Rechnung für Getränke und Essen wurde heute von den Beiden übernommen. Eine kulturelle und religiöse Gepflogenheit und auch ein Grund für die tolle Gastfreundschaft in diesem Land. Sozusagen eine Prüfung: Kümmere dich um deinen Gast als Beweis für deine Wohltätigkeiten während deines Lebens auf der Erde.
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