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  • Day 4

    Motorradunfall am Jaufenpass

    June 2, 2015 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Endlich, die Wettervoraussetzugen an den Pässen sind gut und wir starten am Morgen unsere Motorradtour. Erste Station ist das Penser Joch. 46 Kilometer schrauben wir uns hoch auf 2211 Meter. Wir blicken auf verträumte Bergbauernhöfe und winzige Dörfchen und haben ein tollen Blick über die Saarntaler Alpen.

    Nach einem kurzen Stopp geht’s auf der anderen Bergseite wieder runter. Nächster Halt Jaufenpass. 20 Kehren, 39 Kilometer und 2094 Meter bis zum Gipfelkreuz. Die Aussicht ist herrlich. Wir treffen Motorradfahrer die sich mit 50 Jahre alten Maschinchen die Pass hochgewagt haben. Wahnsinn. Interessant auch ein US-Amerikaner, schätzungsweise 70 Jahre alt, der mit seiner Frau auf einer GS-Adventure unterwegs ist und den Aufklebern auf den Koffern nach, schon mehr als 30 Länder bereist hat.

    2015-06-02 13.40.05„Bis gleich, ich fahre schon einmal vor und mache ein paar Videoaufnahmen“, rufe ich meinem Vater und seinem Kumpel Egon zu, schwinge mich aufs Krad und düse die Alpenstrasse runter. Mal etwas am Gashahn drehen, in die Kurven legen und immer hoffen, dass entgegenkommende Fahrzeuge nicht die Kurve schneiden. Ein kurzer Schreckmoment als das Hinterrad kurz versetzt, aber die elektronischen Helferlein meiner GS stabilisieren das Mopped schnell wieder. Was war das? In der Kurve liegt Kies, erst danach sieht man Warnschilder mit dem Hinweis, dass eine Baustelle folgt. Nach 15 Minuten halte ich in einer Parkbucht an und warte auf meine Begleiter. Komisch, weitere 20 Minuten später ist immer noch keiner da. Ich war mir sicher, dass sie ebenfalls schon kurz davor waren auf ihre Motorräder zu steigen als ich losfuhr. Im Tal höre ich Sirenen und mir wird schlagartig bewusst, dass etwas passiert sein muss. Ich wende und geb der GS die Sporen. Ob die Kieskurve ihre Opfer gefordert hat. Ich durchquere die Baustelle und stelle mit Erleichtern fest, dass an dieser Ecke niemand gestürzt ist. Zehn Minuten später erreiche ich den Unfallort. Die Maschine meines Vaters steht neben der Mauer, er steht nicht mehr! Andere Motorradfahrer und Egon haben ihn auf eine Bank gelegt, er hat Schmerzen, aber außer der angerissenen Hose und einem kaputten Motorradstiefel erkennt man nichts. Sieht alles nach einem Verbremser aus, die Felsmauer hat ihn gestoppt. Als der Krankenwagen eintrifft wird das Bein freigelegt und die luftgepolsterte Trage vorbereitet. Nur kurze Zeit später geht’s ins Krankenhaus nach Meran. Egon und ich informieren derweil seine Ehefrau, die glücklicherweise nicht als Sozius auf dem Rücksitz saß, sondern nach Bozen gefahren war. Wir klären mit der Polizei alles weitere und warten auf den Abschlepper aus St. Leonhard. Die Felge ist gerissen und das Krad lässt sich nicht mehr bewegen. Nach rund einer weiteren Stunde ist auch das Motorrad meines Vaters verladen und wir machen uns auf dem Weg zurück ins Hotel. Kurz umziehen und wieder geht’s runter ins Tal zum Krankenhaus. Diesmal mit dem Auto. Der Patient hat starke Schmerzen, mittlerweile einen Gips, zahlreiche Prellungen, nichts gebrochen (kaum zu glauben) und muss – um es vorweg zu nehmen – die nächsten Tage weiter behandelt werden. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, es folgt eine starke Entzündung des Kniegelenks, ein Anschwellen des Beines auf Elefantengrösse und weitere OPs in Deutschland, um das Ganze wieder herzurichten. Gute Besserung, Vati. Die Genesung dauert noch an.
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