- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Friday, February 4, 2022
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 1,470 m
ColombiaPlaza Mayor6°14’42” N 75°34’24” W
Free Walking Tour Downtown Medellín

Nachdem ich das Stadtzentrum gestern etwas auf eigene Faust erkundet hatte, sollte es heute also eine geführte Tour sein. Mittlerweile gibt es ja in vielen Großstädten sogenannte "Free Walking Tours". Das Konzept ist einfach: die Tour ist kostenlos und man bestimmt hinterher anhand der Höhe des Trinkgeldes für den Führer, was einem die Tour "wert" war. So etwas gibt es natürlich auch in Medellín. Ich hatte schon vorab von Berlin aus recherchiert, welche Möglichkeiten es in Medellín gibt und bin auf www.realcitytours.com gestoßen. Also hatte ich am Vorabend die Tour für 9:30 Uhr gebucht, Treffpunkt war die Metrostation Alpujarra. Um 9:15 war ich am vereinbarten Treffpunkt und ich war nicht der Erste. Bis zum Beginn der Führung war noch etwas Zeit, so dass man mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch kam und Erfahrungen austauschen konnte. Gut, es war erst mein zweiter Tag in Medellín, meine Erfahrungen hielten sich also noch in Grenzen, es entwickelten sich trotzdem nette Gespräche.
Um 9:30 ging es dann los und was soll ich sagen: wenn ihr mal nach Medellín kommt, dann macht unbedingt diese Tour mit! Unser Guide hieß Juan und er verstand es, sehr emotional aber auch sehr informativ die unglaubliche Entwicklung dieser Stadt heraus aus dem Drogensumpf und bürgerkriegsähnlichen Zuständen hin zu einer der innovativsten Städte weltweit darzustellen. Er selbst hat die Brutalität selbst erfahren dürfen: Bruder verletzt, Schulfreunde erschossen. Später lebte er dann für mehrere Jahre in den USA, so dass sein Englisch wirklich sehr gut war und man ihm sehr gut folgen konnte. Seine persönlichen Erlebnisse kombiniert mit Informationen über die neuere, aber auch gelegentlich ältere Geschichte Medellíns und zum Teil auch Kolumbiens machten diese Stadtführung zu einem äußerst kurzweiligen Erlebnis.
Medellín hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten sehr entwickelt. Die Mordraten sind sehr stark gesunken, viele Menschen distanzieren sich mittlerweile von Pablo Escobar und den Gräueltaten, die dieses Monster (und nichts anderes war er) über die Stadt gebracht hat. Verherrlichungen wie z.B. "Pilger"touren zu seinem Grab oder auch geführte Pablo Escobar-Touren werden von vielen Menschen sehr kritisch gesehen und auch seinen Namen sollte man nicht unbedingt laut aussprechen.
Nichtsdestotrotz ist Kriminalität weiterhin ein großes Thema in der Stadt. Als Tourist (und als solcher wird man drei Meilen gegen den Wind erkannt) gilt man als sehr reich. Klar, man kann sich eine Reise nach Kolumbien leisten, viele Menschen in Medellín hingegen leben an der Armutsgrenze von der Hand in den Mund, leben auf der Straße und müssen jeden Tag aufs Neue sehen, wie sie überleben. Von daher ist definitiv große Vorsicht geboten, insbesondere in Hinsicht auf Taschendiebstähle. In Medellín gibt es die Redewendung "Don't give Papaya" ("No dar papaya"), was schlicht und einfach bedeutet, dass man niemanden durch zu offenes Zeigen von Wertsachen in Verführung bringen sollte, zuzugreifen. In der Praxis sieht es so aus, dass man Rucksäcke am besten vorne tragen sollte und zum Beispiel keine Wertsachen in den hinteren Hosentaschen, wo schnell jemand zugreifen kann, haben sollte. Unser Guide Juan führte uns in mehrere "Papaya-Level" von 1 bis 5 ein (je höher, desto gefährlicher) und wies uns an verschiedenen Orten auf das jeweilige Level hin. Ich persönlich denke, dass man mit ein bisschen Achtsamkeit und Menschenverstand sich keine allzu großen Sorgen machen muss. Ein Smartphone hat auch dort fast jeder, damit fällt man nicht sehr auf. Und dass man größere Geldsummen nicht in der Öffentlichkeit zeigt oder sich von den auch dort beliebten "Hütchenspielen" fern hält, versteht sich wohl von selbst. Ich habe mich jedenfalls in keiner Situation in Medellín unsicher oder bedroht gefühlt.
Sehr stolz sind die "Paísas", wie die Bewohner von Medellín und Umgebung auch genannt werden, auf ihre Metro. Diese wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren gebaut, also zu einer Zeit, in der die Drogenkartelle ihre Glanzzeit hatten. Aufgrund geologischer Gegebenheiten sind die Metrostrecken komplett oberirdisch. Die Inbetriebnahme der Metro verkürzte die Reisezeiten innerhalb der Stadt teils drastisch und führte zu einer Aufweichung zwischen den "armen" und "reichen" Gebieten der Stadt. Die Metro ist sehr beliebt und man wird dort keine Graffitis oder sonstigen Schmierereien und Beschädigungen finden.
Leider war diese sehr lehrreiche und interessante Tour schon nach knapp über drei Stunden schon zuende. Dummerweise hatte ich nicht an die Intensität der Sonne gedacht und mich nicht eingecremt. Resultat war ein ziemlicher Sonnenbrand auf dem Kopf, im Gesicht und an den Armen, so dass ich es nach der Führung vorzog, ins Hotel zu gehen und meine Haut zu schonen. Am späten Nachmittag bin ich dann nochmal losgegangen, diesmal Richtung Laureles, um dort noch etwas zu essen.Read more