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  • Day 51

    Bolivien entdecken: Copacabana+ La Paz

    September 17, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 18 °C

    Unser nächstes Land, das wir entdecken wollten, war Bolivien. Bisher hatte ich Bolivien immer nur mit Verona Feldbusch/ Pooth in Verbindung gesetzt. 😅
    Schon in den ersten Stunden fiel uns auf, dass Land und Leute keinen großen Unterschied zu dem Erlebtem in Peru darstellten. Auch hier leben die mich so faszinierenden „Cholitas“ 🚺 und prägen das Bild dieses Landes.

    Unser erster Stop für eine Nacht war Copacabana, nicht zu verwechseln mit der Copcabana in Brasilien 🙈. Mit den besungenen Momenten der Lieder hat dieses Copacabana nichts zu tun: Es war sehr klein, viel Flair war dort nicht zu finden. Dort gab es aber einen schönen Hafen am Titicacasee und eine wirklich schöne Aussicht vom „Cerro Calvario“.

    Der Aufstieg war wirklich nicht ohne, da wir auch hier weiterhin durch die vielen Höhenmeter Schwierigkeiten mit dem Atmen hatten. Aber die Aussicht hat dann wirklich alle wieder wettgemacht 🤗.
    Nachmittags haben wir dann noch einen Ausflug mit dem Boot zur „Isla del Sol“ gemacht. Da wir morgens schon gut das Klettern und Erklimmen trainiert hatten, waren die Steigungen hier besser zu schaffen. Ebenfalls hier wurden wir mit einer wundervollen Aussicht belohnt und konnten die Weiten des Titicacasees bei blauem Himmel bestaunen 🌊.
    Nach diesem aufregenden Tag sind wir dann ziemlich erschöpft am Abend mit dem Bus nach La Paz gefahren.

    Hier hatten wir seit Langem wieder mal eine ganze Wohnung nur für uns, was wir sehr genossen haben. Nach langer Zeit und vielen kalten Nächten hatten wir hier endlich eine richtig warme Dusche und eine Heizung. Man erkennt dann erstmal wieder so richtig, welch ein Luxus solch alltägliche Dinge doch eigentlich sind.
    Am ersten Tag sind wir auf einem Markt förmlich ausgerastet und haben ganz viel leckeres Obst und Gemüse gekauft, welches wir in unserer Küche verarbeiten konnten und endlich wieder in den Genuss des Kochens kamen. 👩‍🍳👨‍🍳 Ebenfalls hier hatten Obst und Gemüse wieder ein unvergleichliches Aroma, vor allem die Avocados und die Mangos 😍

    Von La Paz waren wir wirklich direkt begeistert, wir fühlten uns sofort wohl. Mit 800.000 Einwohnern ist diese Stadt unglaublich groß und gerade nach unserem Abenteuer auf der einsamen Insel am Titicacasee war das Leben hier doch ein echtes Kontrastprogramm.
    Unsere Wohnung befand sich im 14. Stock und so hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf das nächtliche strahlende La Paz. Ihr müsst wissen, dass das Besondere in La Paz die Lage ist: Es befindet sich in einer Art Kessel und somit umrandet von großen Bergen. So wirkt es im Dunkeln, als ob der Himmel mit seinen Sternen auf die Erde gefallen ist. ✨

    Weiterhin lebten wir in hohen Höhen, was gerade in La Paz eine Herausforderung war 🙈 Hier geht es nämlich in einer Tour in Form von steilen Straßen oder Treppen hoch. Puh 🥵! Wenn wir wieder in Deutschland sind, sind wir und unsere Lungen fit für einen Marathon 😂.

    So wie schon an vielen anderen Orten war auch hier das Lebensgefühl der Menschen ansteckend. Eine sehr lebendige und energiegeladene Stadt voller Straßenkünstler, bunter Märkte und neuen Gerüchen und Eindrücken.

    Besonders sind hier die Seilbahnen, die hier genutzt werden wie in anderen Städten die Straßenbahnen.
    Menschen, die weiter oben wohnen, mussten früher mitunter 4 Stunden täglich zu Fuß ins Zentrum zur Arbeit laufen. Damit es diese soziale Trennung nicht mehr gibt, wurde das 30 km lange Verkehrssystem ins Leben gerufen. ☺️ 2012 plante es ein österreichischer Architekt, 2014 wurde dann alles umgesetzt und in diesem Jahr fanden dann schon die ersten Fahrten statt.

    Ein weiteres Verkehrsmittel sind die sogenannten „Minibusse“, die alle Straßen förmlich belagern. Gerade morgens und abends hat man überall die langen Schlangen der Menschen gesehen, die zur Arbeit bzw. wieder nach Hause wollten. In dieser Stadt gibt es nicht wirklich viele Ampeln, aber viiiel Verkehr. Man läuft einfach so über die Straße, teilweise müssen die Minibusse in die Bremsen gehen. Das Überqueren glich für mich jedesmal einer Mutprobe 🙈.

    Am vorletzten Tag machten wir eine wirklich sehr interessante und informative Stadtführung. Auf dem Weg dorthin hörten wir immer wieder lautes Feuerwerk… Ja, ist denn schon Silvester? Unser Guide erklärte uns, dass dies ganz normal und ein Teil von Demonstrationen sei. Mhm, für uns fühlte es sich nicht so normal an 😅. An diesem Tag demonstrierten lautstark Krankenhausangestellte.

    Ein sehr berühmter Teil von La Paz ist der sehr farbenfrohe „Witches Market“. Auch hier wird Spiritualität groß geschrieben. Wahnsinnig spannend, aber hier tatsächlich auch sehr erschreckend. Wir machten Halt in einem der vielen Läden auf diesem Markt, um dort zu erfahren, dass für die Bolivianer die „Pachamama“, Mutter Erde, eine sehr große Bedeutung hat.
    Jeden Dienstag und jeden Freitag sowie an gewissen Feiertagen werden u. a. Zuckerplättchen verbrannt, auf denen jeweils Wünsche abgebildet sind. So wünscht man sich zum Beispiel ein großes Haus, ein Auto oder aber auch einen Partner oder Kinder.
    Daneben werden auch sehr gerne Lamas zur Opferung verbrannt. Vor allem bei einem Hausbau werden tote sowie speziell hergerichtete Lamas genutzt, damit das Leben im neuen Haus von Pachamama beschützt wird. Die Lamas kann man in allen Größen kaufen. Je größer, desto größer ist die Freude der Mutter Erde.

    Wir müssen zugeben, dass wir uns mit dieser Info schon nicht besonders wohl fühlten. Dann kam aber erst der richtige Schocker: In Bolivien ist es ganz normal, dass Menschen geopfert werden 😱 Der Guide erzählte uns total locker, dass für jedes neue große Gebäude kein Lama ausreicht, sondern ein Mensch herhalten muss. Hierfür werden überwiegend Obdachlose betrunken gemacht und dann lebendig und völlig benommen einzementiert… Das hat mich wirklich tagelang nicht losgelassen, denn wie ihr wisst, haben wir ja in einem sehr hohen Gebäude im 14. Stock gelebt. Ihr wisst, was das heißt…
    Wir sagten dem Guide, dass dies ja Mord sei und es nicht sein könne, dass das einfach so möglich ist. Aber er entgegnete weiterhin völlig entspannt, dass dies nun mal ihr Glaube sei.

    Ich hoffe, dass ich euch und eure Stimmung nun nicht völlig runtergezogen habe 😔. Aber das musste ich mit euch teilen.

    Das „Helado de Canela“ ist ein sehr beliebtes und traditionelles Zimtsorbet. SO lecker!! Die meisten Bolivianer essen dies nach dem Besuch auf dem Friedhof. Das ist so Tradition. Mittlerweile gibt es auch noch ein sehr fruchtiges Mango-Sorbet.
    Bereits in Peru wunderten wir uns über sehr viele Zahnarzt-Praxen und Kliniken. Hier erfuhren wir nun, dass es viele zuckerreiche Speisen gibt, die zum Beispiel in La Paz die Einwohner wegen der Höhenbeschwerden gerne zu sich nehmen. Somit gibt es aber auch eine hohe Nachfrage nach Zahnärzten 🙈.

    Tatsächlich gab es auf der Tour einen weiteren Schocker: Das Viertel „El Alto“. Wir sind mit der Straßenbahn dort rüber „geflogen“. Zunächst fällt einem ein sehr großer und auch wieder sehr bunter Markt auf. Der Guide erzählte, dass dieser „Eyebrow-Market“ (wir sind hier an der höchsten Stelle der Stadt und hier oben leben überwiegend arme Menschen) unheimlich gefährlich sei und selbst Einheimische nicht gerne an diesem Ort sind. Jede Woche werden dort 3-4 Menschen auf offener Straße getötet. Puh… Auch daran musste ich noch Tage denken.

    Oh man, jetzt denkt ihr wohl eher „Was für eine schreckliche und gefährliche Stadt!“. Aber wir haben uns bis auf die eben beschriebenen Momente immer sicher und sehr wohl gefühlt.

    Zum Abschluss noch ein für mich sehr schöner Gedanke, den ich aus dieser Stadt mitgenommen habe: Den Bolivianern ist der Glaube an den Dualismus im Alltäglichen sehr wichtig: hell/dunkel, laut/leise, Leben/Tod usw. Alles bedingt sich im Leben und ohne die Gegensätze wäre der jeweilige Teil nicht besonders. Ein zwar sehr einfacher Gedanke, dennoch vergisst man die Bedeutung und Wichtigkeit im Alltag gerne mal.

    Nun werden wir uns auf die Reise in die Salzwüste nach Uyuni begeben 🧂.
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