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  • Day 17

    Ziel erreicht

    July 28, 2020 in the Netherlands ⋅ ⛅ 20 °C

    Die letzten drei Tage in Holland waren super. Ich lernte tolle Leute kennen, sah wunderschöne Landschaften und ich erreichte mein Ziel, finally!

    Fahrrad fahren in Holland ist ein komplet neues Erlebnis. Vortritt in Kreisel, Ampeln schalten meistens automatisch auf grün, wenn man hinfährt und es gibt sogar eigene Fahrrad Highways durch die Städte - great!
    Aber die ganzen Goodies werden durch einen mächtigen Faktor kompensiert. Der Wind.
    Und der ist nicht zu unterschätzen😅.

    Da ich bereits auf der Strecke zwischen Duisburg und Nijmegen gegen den Wind kämpfte, wusste ich um seine kräfteraubende Eigenschaft und entschied mich darum die Hollandetappe gemütlich anzugehen. Ich teilte die Strecke von Nijmegen nach Hook van Holland (Ecke von Holland - wo der Rhein in die Nordsee fliesst), in drei Teile auf. Das bedeutete gut 50km pro Tag - also praktisch nichts💁🏼‍♂️

    Aber! wie gesagt, der Wind. Und nicht etwa von hinten, seitlich oder sonst irgendwie schräg. Nein, vom Westen, straight in my face.
    So fühlten sich die 50km am Ende des Tages jeweils locker wie 100 an und neben dem Wind bekam ich auchnoch ziemlich viel Regen ab (endlich, denn so konnte ich meinen Regenüberzug testen, der garnicht mal so schlecht war).
    Vorallem die letzten 30 km von Rotterdam bis an die Küste verlangten nochmals alle Muskelpartien ab. Der Wind war teilweise so stark, das man sogar beim herunterfahren einer Erhöhung in die Pedale tretten musste, da man sonst einfach still gestanden wäre.

    Am Dienstag um ca. 13.00 Uhr war es dann soweit. Ich kam an der Nordsee an. Schon etwa 5km vor der Küste konnte man die salzige Seeluft riechen, der Rhein veränderte seine Farben langsam von grün zu türkies und am Horizont konnte man bereits die riesigen Containerschiffe erkennen. Rotterdam hat immernoch den grössten Hafen Europas, der sich über 20km beidseitig am Rhein entlangzieht.

    Als ich ankam, gabs natürlich zuerst ein Foto. Danach genoss ich das Erfolgsgefühl und das ambiente der Nordsee.
    Während dem ich am Strand sass, spürtte ich wie sich einzelne Muskeln mit leichtem stechen und ziehen bemerkbar machten, die ich vorhin noch nie spürrte. Eine Eigenschaft von mir ist wohl die Sturköpfigkeit (existiert diese Wort überhaupt?!?!), die es mir in den meisten Fällen nicht zulässt aufzugeben, oder Schmerzen zuzugeben. Das ist wohl der Grund warum mir diese leichten Zerrungen oder Überreizungen erst jetzt auffielen. Eine gute Erkenntniss für mich und für evtl. zukünftige, längere Tripps ist also, dass man von Zeit von Zeit einfach mal ein par Tage garnicht radeln sollte, um seinen Körper ein wenig Regeneration zu gönnen.

    Ich muss an dieser Stelle einfach noch ein par Worte zu diesem Land verlieren. Wow, Holland hat echt mehr zu bieten als die Partyszene in Amsterdam, die ich bis jetzt kannte. Vorallem die ländliche Region um Nijmegen hat mir super gefallen. Man fährt auf einem Damm neben dem Rhein (welcher in NL Waal heisst) entlang und sieht kilometerweit, da es bekanntlich keine Berge gibt in Holland. Die Leute grüssen einem fasst immer: "Hi", "gooden dach" oder so ähnlich und man fühlt sich wirklich willkommen (liegt vielleicht auch daran, das ich wie ein Holländer aussehe, die Leute haben mich auch immer auf holländisch angesprochen). Auch ist Holland durch die Kolonialgeschichte eine sehr diverses Land, was mir vorallem in den Städten aufgefallen ist. Gut die Hälfte aller Holländer haben einen Migrationshintergrund, das machte es für mich umso mehr sympatisch. Hinzu kommen all die wunderschönen Häuser, der nordische Backstein Stiel mit den kleine Balkonen und spitzigen Dächer gefällt mir sehr gut und die Architektur in Rotterdam ist umwerfend.
    Es hat hier irgendwie einfach fast alles und ich könnte mir es durchaus vorstellen mal für eine Zeit hier zu leben. Doch wie gesagt: "fast" alles, bedeutet es fehlt etwas. Und diese etwas sind die Berge, welche ich hier definitiv vermissen würde.

    Nun bin ich bereits im Zug und werde, soweit alles gut geht, heute Abend Schötz erreichen. Ungefähr 130.- wird mich die Zugreise mit Fahrrad kosten, was ziemlich preiswert ist, finde ich. Hoffentlich versagt die DB heute mal nicht und ich komme heil am Zeil an.

    Man sieht sich!
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