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  • Day 113

    Nordkap!🥳✅ 71° Nord

    August 5, 2021 in Norway ⋅ ☁️ 10 °C

    Wind, Regen, eine Panne, anstrengende Bergstrassen, Brücken, atemberaubende Landschaften und ein seeehr langer Fjordtunnel. Die letzten Kilometer bis zum Nordkap haben mir nochmals viel abverlangt, geboten wurde mir dafür das Norwegen Gesamtpaket.

    Am Mittwoch radelte ich von Olderfjord bis nach Honningsvågen. Bereits am Morgen beim Zelt zusammenräumen wurde mir bewusst, das wird kein leichter Tag. Mit grosser Mühe konnte ich das Zelt und meine sieben Sachen, dem starkem Wind entgegen, zusammenfalten und in die Packtaschen verstauen, da begann es auch bereits zu regnen. Nicht stark, aber die Kombination Wind/Regen macht es ziemlich ungemütlich. Das Ziel war 96 Kilometer entfernt als ich losfuhr und dazwischen gab es praktisch nicht mehr als pure, wunderschöne Natur und ein paar Fischerdörfchen (Mit Dörfchen meine ich Siedlungen von 2 - 3 Häuser). Der Wind zog mir oft ungebremst vom Nordwesten ins Gesicht und ich fuhr selten über 15km/h (Durchschnitt am Ende 13km/h). Eigentlich wollte ich nach 45 Kilometer eine Lunchpause einlegen, aber bei diesem Wetter würde ich nur frieren und so radelte ich weiter und weiter, dem Wind entgegen in den Norden. Eine kurze Pause bei 60 Kilometer gab es dann doch noch, befor es auf die letzten 30 Kilometer der Etappe ging. Das erste Mal auf meiner bald vier monatigen Reise, stöppselte ich meine Ohren mit Kopfhörer zu und hörte meine alte Fitness-Motivation Playlist. Die Kraft der Musik half, erstens gege das laute Sausen des starken Windes und zweitens zur Motivation.

    Diese brauchte ich, denn um zum Nordkap zu gelangen muss man durch den 7 Kilometer langen Nordkaptunnel. Tunnel sind ja an sich bereits eine Herausforderung. Schlechte Beleuchtung, Abgasgestank, lautes Poltern der Autos und die ständige Angst, nicht gesehen zu werden (trotz Leuchtweste und Beleuchtung). Doch dieser Tunnel führt 200 Meter unter dem Meeresspiegel durch, zur nächsten Insel. Dass bedeutet: 3.5 Kilometer Downhill, 3.5 Kilomrter Uphill, je 10% Steigung. Quasi das Dessert zur ohnehin harten Etappe.

    Ziemlich erschöpft kam ich nach ca. 40 Minuten am anderen Ende des Tunnels wieder heraus. Die Bedeutung des Sprichworts: "Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels", ist mir spätestens jetzt bewusst geworden. Ach ja, kurz vor dem Ziel ging der Freilauf im Hinterrad kaputt. Das resultierte dabei, dass ich keine Kraftübertragung von der Pedale aufs Hinterrad mehr hatte und ich musste die letzten beiden Kilometer nach Honningsvåg zu Fuss zurücklegen.

    Am nächsten Tag fand ich zu meinem Erstaunen einen Mechaniker, der mir das hintere Rad komplett ersetzte und so konnte ich mich den letzten 30, anspruchsvollen Kilometer zum Nordkap widmen. Um ca. 18.00 Uhr kam ich durchnässt aber happy am Ziel an, machte das obligate Nordkap Foto und genoss eine Fischsuppe 🐟. (Langsam kann ich Fisch nicht mehr sehen!)

    Das Nordkap ist sehr touristisch und voll von Campervans. Ich fand jedoch ein paar Gleichgesinnte 🚴‍♂️🚴‍♂️ und wir campierten zusammen. Der nächste Tag belohnte uns mit wunderschönen Wetter und so konnte ich meine Zeit am nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes geniessen.
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