• Elferspitze 2505m

    June 19 in Austria ⋅ ⛅ 17 °C

    So, der Elfer also. Nach meiner gestrigen schönen Tour war ich heute so motiviert, mich gleich der Herausforderung Elferspitze zu stellen; dort gab ich letztes Jahr auf. Dieses Jahr verschwendete ich keinen Gedanken daran; es hieß nur: Der Weg ist geil bergan, aber bergab will ich ihn nicht gehen. Und so sprintete ich in knapp 25 statt 40 Minuten von der Bergstation zur Elferhütte. Mit mir waren - für meinen Geschmack zu - viele Menschen hochgefahren, darunter zig Gleitschirmflieger. Die bunten Punkte am Himmel waren später echt ein Hingucker! Und dann ging es auf bekanntem Weg bis zu der Stelle, an der vergangenes Jahr mein Kopf versagte. Dabei war vorher ein bisserl Kraxelei angesagt und auch danach war es einfach ein mega-genialer Pfad, der sich - überwiegend auf meinem geliebten Geröll ... - nach oben wand. Und das durch Felstürme hindurch - fast wie in den Dolomiten. Es war atemberaubend! Und auch kräftezehrend, denn es war für morgens gegen 10 Uhr schon viel zu warm. Doch oben frischte der Wind etwas auf, eine kleine Pause musste sein, um meine Energiereserven aufzufüllen. Hätte ich noch zwei Kurven durchgehalten, wäre ich schon am Abzweig zum Gipfelaufbau gewesen ... Denn kurz nach meiner Rast erspähte ich das Gipfelkreuz - was für ein Moment; ich war so nah dran! Vor lauter Schauen, Konzentrieren, Schnaufen und Gehen hatte ich keine Zeit, irgendwas zu denken - wie befreiend! Also, jetzt galt es, einfach noch so weit wie möglich zu kommen. Ich konnte nicht einschätzen, was in der Beschreibung mit kurzer Kraxelei mit Tritten und Leitern gemeint sein könnte. Mein Vorteil: Es war gerade keiner am Gipfelaufbau. Sonst wäre es eng geworden. Nach wenigen Metern das erste Stahlseil - senkrecht über fast blanken Fels nach oben. Während ich bei gerölligen Wegen manchmal in Schockstarre verfalle, bin ich hier nicht zu bremsen; ich spüre Respekt und Konzentration, aber keine Angst. Kurz überlegt, wo die Füße am besten hinpassen und schon war die erste Klippe geschafft. Nochmal Felskontakt, immer auf die Zeichen schauen, an einem Felsvorsprung vorbeischieben und dann der letzte schmale Kamin direkt unter dem Kreuz, das sich schwarz vom stahlblauen Himmel abhebt. Keiner oben, nur Kreuz, Himmel und ich. Konzentriert arbeite ich mich über den Felsen wieder zurück. Am Abzweig zum Gipfelaufbau suche ich mir ein ruhiges Eck - mit Blick auf den Elferkofel, den gerade einige erklettern. Ich hab es geschafft! In einer rauen und zugleich faszinierenden Landschaft - wie eine kleine felsige Hochfläche - mache ich Brotzeit. Dann geht es unterhalb des Elferkogels hinüber in leichtem Auf und Ab auf schmalen, reizvollen Pfad zum Zwölfernieder und von dort Richtung Pinnistal und dann auf dem Höhenweg wieder zur Elferhütte. Ein paar Schafe haben es sich unterhalb der Gipfelkette gemütlich gemacht, die Wiesenhänge beginnen große und kleinere Felsbrocken zu säumen. Beschwingt geht es zur Elferhütte - eine kleine Einkehr mit einem verspäteten Gipfelschnapserl muss sein. Unten an der Bergstation besuche ich noch die riesige Sonnenuhr und genieße den Blick auf die vielen bunten Punkte am Himmel fast direkt über mir. Unweigerlich muss ich an jemanden denken.... Eigentlich hätte ich für diese mega geniale und eindrückliche Runde (Prädikat sofort wieder!) mit 7,5km und 755hm 4:20 Stunden brauchen sollen; alles in allem waren es rund 4 Stunden - mit all meinen Pausen. Was für ein Tag und ein persönliches Erlebnis: Herausforderung gemeistert, den Kopf richtig eingestellt.Read more