Satellite
Show on map
  • Day 28

    Antigua, Guatemala

    December 31, 2019 in Guatemala ⋅ ⛅ 23 °C

    In den letzten Tagen ist es etwas ruhiger geworden, denn seit einer Woche wohne ich in meiner Gastfamilie und gehe während der Woche zur Sprachschule, um mein Spanisch zu verbessern. Es hat sich also so etwas wie ein Alltag eingestellt auf meiner Reise, weshalb es nicht täglich etwas Neues zu berichten gibt.

    Zunächst aber möchte ich Euch erzählen, wie ich Silvester verbracht habe. Silvester wird in Guatemala ganz ähnlich gefeiert wie in Deutschland. Den Silvesterabend verbringen die Guatemalteken üblicherweise mit der Familie oder mit Freunden. Nach einem gemeinsamen Essen gibt es ein Feuerwerk, bei dem sich, wie in Deutschland, jeder fleißig einbringen kann😉. Wobei schon den ganzen Dezember über ganz begeistert, und vor allem nachts, geübt wird. Das gilt übrigens gleichermaßen für Mexiko und für Guatemala. Gemessen an den Malen, die ich nachts von irgendwelchen Knallern oder Feuerwerken aufgewacht bin, dürften sämtliche bösen Geister nachhaltig verscheucht sein.. Zu Silvester laufen die Einwohner Antiguas jedenfalls zu Höchstformen auf.
    Ich freue mich riesig, dass meine liebe Freundin Johanna mit mir zusammen Silvester feiert. Johanna und ich haben in Münster und Heidelberg zusammen studiert und waren schon gemeinsam in Istanbul, Lissabon und Barcelona. So hat sich Johanna zu einer meiner liebsten Reisefreundinnen entwickelt. Da sie eine Rundreise durch Guatemala, Belize und Mexiko macht, die in Antigua startet, können wir Silvester zusammen feiern und erkunden am 1. Januar gemeinsam das hübsche Städtchen. Gemeinsam mit einer Norwegerin aus meinem Hostel essen wir abends gemeinsam zu Abend und schauen uns zu Mitternacht das Feuerwerk auf der Plaza Mayor in Antigua an. Am Neujahrstag laufen wir durch die mit Kopfsteinen bepflasterten Straßen, bummeln durch die geöffneten Geschäfte, schauen uns die hübschen bunten Häuser an, besuchen den Aussichtspunkt oberhalb der Stadt und trinken leckeren guatemaltekischen Kaffee. Anders als Guatemala-Stadt ist Antigua sehr beschaulich und auch ziemlich touristisch. Besonders gut gefällt mir der Markt, auf dem man so ziemlich alles kaufen kann, was man sich vorstellen kann und das in allen möglichen Farben. Mir fällt, wie schon in México auf, dass man von den Verkäufern nie bedrängt wird, etwas zu kaufen. Vielmehr wird man höflich gefragt, ob man etwas Bestimmtes sucht und wenn man das verneint oder einfach weitergeht, wird sich höflich bedankt. Das war in Istanbul oder Israel definitiv anders und weniger zurückhaltend. Da Antigua in grüne Hügel eingebettet und von den Vulkanen Volcán de Agua, Volcán de Fuego, Pacaya und Acatenango umgeben ist, ist die Kulisse sehr beeindruckend und schön. Besonders der Volcán de Fuego ist sehr aktiv, sodass man tagsüber Aschewolken und abends Feuer und Lava bestaunen kann.

    Samstags nach Neujahr mache ich einen Kochkurs, wo mir beigebracht wird, wie man das Nationalgericht „Pepián“ zubereitet. Die Pepián ist eine Art Eintopf, der aus einer Reihe von Gemüsesorten wie Tomaten, Kartoffeln und Güisquil (einer Mischung aus Kürbis und Zucchini) mit einer leckeren Soße u.a. aus pürierten Sesam- und Kürbiskernen herstellt und mit Reis gegessen wird. Das Ergebnis ist sehr lecker und unten auf einem der Bilder zu sehen.

    Am 5. Januar ziehe ich vom Hostel um in eine Gastfamilie, die über die Sprachschule organisiert wurde. Nach den letzten Wochen in unterschiedlichen Hostelbetten tut es gut, für einige Zeit ein eigenes Zimmer und einen festen Rückzugsort zu haben. Meine Gastmutter heißt Sonia und lebt alleine in einem großen gelb-orangen Haus, das Ihr auf einem der Fotos sehen könnt. Ihre beiden Kinder leben nicht mehr zu Hause. Verrückterweise heißt die Tochter meiner Gastmutter auch Astrid und ist ebenfalls Anwältin - ein wirklich witziger Zufall☺️. Mit mir wohnen noch drei Amerikanerinnen und ein Amerikaner in meiner Gastfamilie. Ich hatte zunächst etwas Sorge, dass man sich dann nur auf Englisch unterhält, aber unsere Gastmutter nimmt sich immer Zeit, mit uns gemeinsam zu essen und ist sehr interessiert an unseren Heimatländern nebst Bräuchen und Traditionen, sodass wir alle üben, auf Spanisch zu berichten und zu erklären. Auch die Haushälterin Ana ist während der Woche da und unterhält sich mit uns auf Spanisch.

    Da meine vier Mitbewohner alle in Sprachschulen sind, gehen wir morgens alle gemeinsam zur Schule. Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen an, wie damals in der Highschool in Kanada. Montags bis Freitags habe ich Spanischunterricht bei meiner Lehrerin Jeimy, die mit mir vor allem die Verben und die Zeiten wiederholt. Ihr könnt uns beide unten auf dem Foto in der Sprachschule sehen. Jeimy kommt aus einem kleinen Dorf am Fuße des Volcán de Fuego und beeindruckt mich mit ihrer offenen Weltanschauung, ihrer Toleranz, ihrem Humor und Wortwitz. Wie in Guatemala weit verbreitet, kommt sie aus einer sehr konservativen und gläubigen Familie, ist aber unglaublich offen und sehr interessiert an anderen Kulturen und Ländern. Wir sprechen viel über die Flüchtlingsströme, die von und durch Guatemala zur Grenze der USA laufen und über die Flüchtlingspolitik in Deutschland und teilen die gleichen Ansichten. Besonders beeindruckt ist Jeimy davon, dass es in Deutschland die Partei „Die Grünen“ gibt, hiervon ist man in Guatemala weit entfernt. Dennoch gibt es an einigen Orten Antiguas erste Ansätze, Plastik zu reduzieren, so zum Beispiel in meiner Lieblingsbäckerei, die nur noch Papiertüten verwendet. Ich habe Euch ein Foto von einem Schild aufgenommen, das auf die Möglichkeit von Recycling hinweist und in der Ladentheke der Bäckerei aushängt. Mir wird ganz deutlich bewusst, wie viel Nachhaltigkeitsbewusstsein bzw. Bildung zum Thema Umwelt wir in Deutschland zumindest haben, selbst wenn es natürlich auch bei uns in vielerlei Hinsicht an der Umsetzung scheitert.
    Der Unterricht bei Jeimy macht daher richtig Spaß, auch wenn ich ordentlich gefordert und nachmittags gut mit Hausaufgaben beschäftigt bin. Nach den letzten Wochen Reisen freue ich mich ehrlich gesagt, wieder ein bisschen mit dem Kopf zu arbeiten und nicht nur durch die täglichen Erfahrungen zu lernen. Zumal Jeimy mir auch allerlei hilfreiche und lustige Sachen beibringt. So habe ich heute beispielsweise gelernt, dass die „bessere Hälfte“ in Guatemala „la media naranja“, also die andere Hälfte der Orange, heißt. Da wir immer Sätze bilden, damit ich mir die Vokabeln besser merke, bildet Jeimy den Satz, dass sie mir keinen Guatemalteken als media naranja empfehlen kann, da sie klein und grundsätzlich Anhänger des Machismo sind. Die neue Vokabel habe ich mir blitzschnell gemerkt 😉.
    Am vergangenen Wochenende habe ich eine Wanderung mit Übernachtung auf den Vulkan Acatenango gemacht und habe noch ganz schön Muskelkater, aber das ist eine andere Geschichte. Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die neue Woche und sende Euch liebste Grüße aus Antigua.
    Eure Astrid 😘😘
    Read more