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  • Day 2

    Two nights in Bangkok - China Town-bound

    October 31, 2022 in Thailand ⋅ ⛅ 32 °C

    Meine Lieben,

    es ist eine Weile her, dass ich mich auf diesem Wege bei Euch gemeldet habe und doch fühlt es sich vertraut an. Knapp drei Jahre nach meinem ersten Beitrag war es am 31. Oktober 2022 wieder einmal so weit, dass ich mich auf den Weg zum Flughafen machte, um von Düsseldorf über Dubai nach Bangkok zu fliegen. Ich hatte lange überlegt, ob die Corona-Pandemie schon weit genug abgeklungen ist, um sich wieder auf eine Fernreise zu begeben. Auch merke ich, dass ich zunehmend infrage stelle, ob es ökologisch überhaupt noch vertretbar ist, just for fun um den halben Globus zu fliegen, obwohl Deutschland und Europa doch so viele wunderbare Orte zu bieten haben. Andererseits kenne ich mich zu gut um zu wissen, dass mein Gehirn meist nur dann richtig abschaltet und ich mich erhole, wenn es um mich herum gerade andersartig genug ist, dass ich nicht mehr an die nächste zu erledigende Aufgabe denke. Also dachte ich über die besten Reiseziele im November nach, in denen es sich während der Ausläufer der Pandemiezeit alleine gut Reisen lässt und wo ich bestenfalls einen Tauchschein machen könnte. Ehrlich gesagt stand Thailand zuletzt nicht unbedingt ganz oben auf meiner Reiseliste, gilt es doch als erschlossenes Reiseland, vielleicht sogar ein bisschen Backpacker-Cliché-mäßig, und wirkte somit nicht besonders anziehend auf mich. Nachdem ich es geschafft habe, diese leicht albernen Erwägungen über Bord zu werfen, buche ich kurzerhand einen Flug und als ich in die erste Grobplanung einsteige, packt mich das Reisefieber wieder mit voller Wucht. Jedenfalls bis ich am Sonntagmorgen aufwache und - wie praktisch jedes Mal, unmittelbar bevor der Gregy auf den Rücken geschnallt wird - in den ersten Minuten alles andere als reiselustig bin. Was paradox klingen mag, bin am Ende doch mehr ich als ich mir selbst manchmal eingestehen möchte. Denn so gern ich auch unterwegs bin, so sehr kostet es auch mich zunächst Überwindung, aus der Alltagsstruktur auszubrechen und nicht den gewohnten Ablauf abzuspulen. So also auch am 30. Oktober, einem Sonntag, an dem es mir zunächst so viel komfortabler erscheint, zu frühstücken, zum Reiten zu fahren oder am Rhein laufen zu gehen, anschließend meinen Hauhalt zu schmeißen und abends gemütlich zu kochen, um abends wieder den Wecker für Montagmorgen, 6:30h zu stellen. Meist verflixte Routine, gibt mir dieser Ablauf doch auch eine Menge Sicherheit, die ich manchmal mehr bewahren möchte als ich ahne, dass es mir guttut. Es hilft alles nichts, die Flüge waren eindeutig zu teuer, um aus Liebe zur Routine nicht zu fliegen und so springe ich unter die Dusche, um kurz darauf zum Flughafen zu fahren. Am Flughafen Düsseldorf wartet gleich die erste Geduldsprobe auf mich, denn die Warteschlangen an den Schaltern der Fluggesellschaften begrüßen mich knapp hinter der Eingangstüre. Dies liegt allerdings weniger am unterbesetzten Personal der Fluggesellschaft bzw. der Sicherheitskräfte, als vielmehr an der Tatsache, dass der/die durchschnittliche Dubai—Passagier:in mit jeweils zwei großen Koffern plus Koffer fürs Handgepäck plus Rucksack plus kleine Handtasche zu reisen scheint und leider sein/ihr Gepäck kaum selbst organisiert bekommt. Bevor mir der Geduldsfaden reißt, darf ich Gregy zum Sperrgepäck bringen und kann mich nicht weiter in den Gepäckwahnsinn hineinsteigern. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Dubai (einem blitze-blanken, gold-glitzernden Flughafen) geht es nach Bangkok, wo ich am 31. Oktober 2022 mittags lande und gleich nach der vollkommen unproblematischen Einreise den ersten Reiseschreck erlebe. Ich möchte mit der Bahn und der Metro zu meinem Hostel fahren und während ein sehr höfliches thailändisches Paar eifrig den Ticketschalter für mich bedient, fällt mir auf, dass ich meine Debit-Karte im Geldautomaten im Innenbereich des Flughafens habe stecken lassen. Unfassbar, hatte ich mir noch ein paar Tage zuvor Gedanken gemacht, ob es klug war, eine meiner beiden Kreditkarten zu kündigen (da ich mir ausgerechnet hatte, wie viele Cappuccini ich für eine Jahresgebühr bekomme - die habe ich jetzt mindestens in Schrecksekunden bezahlt 😆👻). Dem Internet sei dank, kann ich die Karte wenige Minuten später über die App sperren und habe glücklicherweise noch eine zweite Karte dabei, die (zumindest bisher) zu funktionieren scheint und die ich jetzt besser gut behüten sollte. Meine Schwester Irene (erfahren im Projektmanagement für Reise-Eskapaden ihrer Schwester 😅😘) hat parallel schon die Überweisungskosten bei Western Union gecheckt, ich möchte sie aber ungern in einen dieser halbseidenen Läden schicken. Und so übe ich mich nun beim Geldabheben in absoluter Konzentration auf die Entnahme der Karte. Seltsamerweise reagiere ich nicht ansatzweise so emotional, wie ich es mir für so eine Situation vorher ausgemalt habe. Ob dies nun an meiner Müdigkeit nach dem Flug oder an der Gewissheit liegt, dass sich die meisten vorher ausgemalten Horrorszenarien üblicherweise irgendwie lösen lassen, ich weiß es nicht, vielleicht eine Mischung aus beidem. Jedenfalls springe ich kurze Zeit später in die Bahn Richtung Bangkok Innenstadt, vorbei an den zunächst noch bunten Häusern mit Wellblechdächern bis hin zu den schillernden Hochhäusern, wie man es aus anderen Großstädten kennt, bis hin ins wuselige China Town, wo mein Hostel für die ersten beiden Nächte in Thailand liegt. Dank der offline-Karten von Maps.me finde ich mich im Marktgewusel der Gassen China Towns schnell zurecht und kann den schweren Rucksack für eine Weile abstellen. Das Angebot auf den unendlich wirkenden Marktständen China Towns scheint keine Grenzen zu kennen - vor allem nicht an Plastik. Wenn die angebotene Ware nicht selbst vollständig aus Plastik ist, ist es zumindest die Verpackung, die sicherheitshalber mindestens doppelt oder dreifach um jeden Gegenstand gewickelt ist. Bevor ich mich zu sehr wundern kann, auch über die schlagartig um 18:15h eintretende Dunkelheit, freue ich mich lieber über die typisch chinesischen roten Lampions mit goldenen Schriftzeichen, die vielen Restaurants, schreiend-bunten Farben und unzähligen Buddha-Statuen, die mich an gefühlt jeder Ecke anstrahlen. Spätestens seit „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ faszinieren mich China und die typischen Symbole der chinesischen Kultur. Auch wenn ich in der aktuellen politischen Lage von China-Reisen absehen werde, komme ich dem Land nun zumindest schon einmal etwas näher als vom China-Imbiss in Nippes aus. Schließlich lande ich eher zufällig in einer der vielen Straßenküchen in einer Seitenstraße und werde fürsorglich mit meiner ersten Nudelsuppe versorgt, die ich glücklicherweise gut vertrage und die erste Nacht nicht im Hostel-Badezimmer verbinden muss. Auch wenn ich mich vor allem in Vietnam und Mexiko fleißig durch die Straßenküchen probiert habe, kostet der erste Versuch doch immer erst einmal wieder Überwindung. Mein Mut wird belohnt, auch wenn meine leicht eingerosteten Versuche mit Stäbchen die Suppe in meinen Mund und nicht auf mein T-Shirt zu befördern von meinen chinesischen Gastgebern mit allerlei Gekicher kommentiert werden. Als ich höflich-beschämt zurück lächle, winken sie mir immerhin ermutigend zu - ich werte das als geglückten Ansatz der Völkerverständigung☺️.

    Vom Ankommen nach dem ersten Schreck beflügelt, falle ich schließlich einigermaßen erledigt ins Bett und versuche, meinen Rhythmus möglichst schnell der Zeitverschiebung anzupassen.

    So endet ein zwischenzeitlich aufregender erster Reisetag mit der Zufriedenheit, nicht im komfortablen Nippes geblieben zu sein und mit der Neugierde auf die folgenden Tage.

    Es grüßt Euch alle herzlich Eure
    Astrid😘✨🌏
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