• Shkodra, Albanien

    15 de junio de 2024, Albania ⋅ ☁️ 23 °C

    Ihr Lieben,

    es ist wieder einmal soweit - Gregy platzt aus allen Nähten, denn dieses Mal habe ich ihn mit allerlei Wanderequipment befüllt. Es ist 4:30h in der Frühe, in Köln regnet es in Strömen und als ich zur UBahn gehe, stelle ich erstmal fest, dass die Fahrt ausfällt und ich auf ein Uber zurückgreifen muss. Die Deutsche Bahn entwickelt sich bei meinen Reisen zum stetigen Unsicherheitsfaktor, wenn es darum geht, rechtzeitig einen Flug zu bekommen😉. Flexibler Transportmöglichkeiten sei Dank, bin ich pünktlich am Kölner Hbf und während ich meiner Freundin Lisa eine Sprachnachricht aufnehme, gröhlen im Hintergrund die Nachteulen unter den Fußballfans ein wildes Medley aus Fußball- und Karnevalsliedern. Nach dem 5:1 gegen Schottland im Auftaktspiel der EM ist die Euphorie auch morgens um kurz vor fünf offensichtlich noch grenzenlos. Zeit für mich aufzubrechen, ich springe in den Zug nach Dortmund, von wo aus ich nach Tirana fliegen werde. Dieses Mal bin ich noch einmal um einiges aufgeregter als bei meinen letzten Reisen, denn ich werde zum ersten Mal alleine wandern gehen und frage mich, wie das wohl so sein wird. Zunächst aber muss ich mich noch etwas in Geduld üben und die sich eher auf den zweiten Blick erschließende Schönheit des Dortmunder Flughafens bestaunen, denn Deutschlands Juniwetter verabschiedet mich mit Starkregen und Sturm, sodass der Flieger etwas warten muss. Schließlich können wir aber sicher abheben und gute zwei Stunden später lande ich bei knapp 30 Grad und strahlendem Sonnenschein in Tirana. Von dort aus nehme ich einen Bus in Richtung Busbahnhof, von wo aus die Busse in den Norden starten, wo ich meine Wanderung beginnen möchte. Neben mir im Bus sitzend lerne ich Denise kennen. Sie ist in Albanien aufgewachsen, studiert aber nun im Master Nachhaltigkeitsingenieurwesen in Turin und ist auf dem Weg zu ihrer Familie. Wir verstehen uns sofort und ehe wir es uns versehen, ist der Bus am Busbahnhof vorbeigerauscht und wir fahren ins Stadtzentrum Tiranas. Also steigen wir bei der nächsten Gelegenheit um und fahren mit dem nächsten Bus zurück zum Busbahnhof. Da Denise während ihres Bachelors in Tirana gelebt hat, hat sie einige Tipps für mich auf Lager, die ich in gut zwei Wochen, wenn ich in Tirana sein werde, sicherlich gut gebrauchen kann. Denise erzählt mir auch viel über den Peaks of the Balkans Trail, den einige ihrer Freunde schon gewandert sind und gibt mir gleich ein ganz beruhigtes Gefühl. Ihre Gastfreundschaft geht sogar so weit, dass sie darauf besteht, mein Busticket zu bezahlen. Ich schaffe es nicht, sie davon abzuhalten und biete ihr kurzerhand einen Übernachtungsplatz bei mir in Köln an. Wenn meine Schlafcouch wüsste, wie oft ich sie schon als Währung auf meinen Reisen genutzt habe - sie würde vermutlich zusammenbrechen 😉. Dieses Mal schaffen wir es, rechtzeitig am Busbahnhof auszusteigen und Denise setzt mich in den richtigen Bus in Richtung Shkodra, einer Stadt im Norden Albaniens und dem ersten Ziel meiner Reise. Dieses Mal setzt sich Stella im Bus neben mich. Sie ist schätzungsweise in den Fünfzigern und erzählt mir, dass sie gebürtige Griechin aus Athen sei, allerdings schon lange mit einem Albaner verheiratet ist. Wie der Zufall es will, wohnen sie seit fünf Jahren in der Nähe von Hannover, er arbeitet auf dem Bau und sie in einer Bäckerei. Momentan sind sie auf Familienbesuch in Shkodra und Stella berichtet mir, dass sie immer zehn Monate pro Jahr arbeitet und zwei Monate im Jahr in Griechenland oder Albanien verbringt. Während die Arbeitsrechtlerin in mir über den scheinbar sehr generösen Jahresurlaub nach Tarifvertrag für das Bäckerhandwerk nachdenkt, plaudert Stella fröhlich aus, dass sie zwar zur 25 Urlaubstage habe - aber den Rest bekäme man problemlos mit „mal krank, mal Urlaub“ hin. Nunjaaa, so geht es auch 😅. Stella ist jedenfalls so begeistert, dass ich Deutsche bin, dass ich mehrfach mit ihrem Mann aus dem Bus per Videoanruf telefonieren muss, der mir begeistert entgegenwinkt und mir viel Freude in seiner Heimatstadt Shkodra wünscht. Leider stehen wir dann erst einmal länger im Stau, da auf der Straße nach Shkodra ein größerer Unfall passiert ist. Zum Glück bleibt unser Bus verschont und Stella nutzt offensichtlich die Zeit, um ihren Neffen zu mobilisieren, der uns beide am Busbahnhof einsammeln und mich ins Hostel bringen soll. Ich verstehe die Telefonate nur ansatzweise weil mein Name zwischenzeitlich fällt und so bin ich einigermaßen überrascht als Stella mich aus dem Bus zerrt und in das Auto ihres Neffen schiebt. Er heißt Aurel und spricht fließend Deutsch, da er mit seiner Familie in Frankfurt lebt. Er drückt mir eine eiskalte Fanta in die Hand und auch wenn ich mehrfach betone, dass ich problemlos zum Hostel laufen könne, bestehen die beiden, mich mit dem Auto zu fahren. Nach meinen beiden Busbegegnungen bin ich nun endgültig vollkommen seelig von soviel Unterstützung und Herzlichkeit gleich am ersten Tag. Wieder einmal scheint sich zu bestätigen, dass das Alleinreisen als Frau ganz häufig die Hilfsbereitschaft der Locals animiert und man sich eher selten alleine fühlt. Auch in meinem Hostel fühle ich mich auf Anhieb wohl und unternehme erst einmal einen Spaziergang durch die Altstadt Shkodras. Gleich nach den ersten Schritten begegnen mir die ersten Moscheen, aber auch christliche und orthodoxe Kirchen und das innerhalb weniger Quadratmeter. Ich hatte schon gelesen, dass der Islam die in Albanien verbreitetste Religionsgemeinschaft ist und Stella hat mir im Bus erzählt, das insbesondere in Shkodra die Religionen auf engem Raum sehr friedlich beieinander leben. Das wird mir am nächsten Morgen unmissverständlich klar, als ich ab Sonnenaufgang gegen 5h abwechselnd vom Muezzin und den Kirchenglocken geweckt werde - selbstverständlich im ca. 25-Minutentakt immer genau dann, wenn ich gerade wieder eingeschlafen war 😆. Doch am Abend vorher spaziere ich noch etwas durch Shkodra, wo in so ziemlich jeder Bar bzw. Café ein Flachbildschirm aufgebaut ist und die Albanerinnen und Albaner gebannt die Fußball-EM verfolgen, allerdings ohne wildes Gegröhle. Ich habe noch etwas Zeit und so entscheide ich mich, auf die Rozafa-Festung zu laufen, von der aus man einen tollen Blick über Shkodra und die Berg- und Seenlandschaft in der Umgebung hat. Eigentlich schließt die Burg um 19h, aber da das Wetter so gut ist, beschließen die Aufseher am Eingang, heute bis 21h zu öffnen und so bekomme ich unverhofft die Möglichkeit, mir die Burgruine anzuschauen. Der Blick von Oben ist wunderschön und ein bisschen fühle ich mich wie Ronja Räubertochter auf der Mattisburg mit all den kleinen Nischen und Pfaden auf dem Ruinengelände. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt fällt mir auf, wie viele Fahrradwege es in Shkodra gibt. Sie scheinen zwar nicht immer super-modern, aber immerhin durchgehend - im Gegensatz zu den Kölner Fahrradwegen, die zwar stetig verbessert werden, aber gelegentlich immernoch mittendrin enden, sodass man gerne mal abrupt abbremsen muss, um nicht auf der nächsten Kreuzung zu landen. Nicht so in Shkodra, hier ist das Fahrrad das Verkehrsmittel der Wahl, vom Kindergartenkind bis zu den Großeltern radelt man fleißig durch die Straßen. Wieder in der Stadt zurück, gehe ich in ein Albanisches Restaurant und treffe dort Lorraine, eine Französin, die in Tirana für eine französische NGO arbeitet. Da sie nicht so viel Zeit hat, tauschen wir schnell unsere Nummern aus und verabreden uns für in zwei Wochen, wenn ich in Tirana sein werde. Ich freue mich riesig über einen so angenehmen Start in Albanien und falle nach dem langen Tag in einen tiefen Schlaf, der in der Frühe abrupt von den einschlägigen Religionsvertretern unterbrochen wird😆. So verpasse ich aber immerhin nicht meinen Wecker, denn der Bus in das kleine Bergdörfchen Theth startet schon um 7h in der Frühe. Dort bin ich prima angekommen und berichte Euch später gerne näher davon.

    Liebste Grüße aus den Albanischen Alpen von Eurer Astrid 🏔️☀️🤗
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