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  • Day 5

    Endlich Porto

    June 25, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Das Wetter wird super, die spannenden Festivitäten in Guimarães gehen erst nachmittags richtig los, deswegen nichts wie ab nach Porto - da gibt es einiges zu entdecken. Im Prinzip ziehe ich heute ein echt japanisches Programm durch. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten so eng aneinander gereiht wie möglich, inklusive reichlich Gelegenheiten zum Fotografieren.

    Nach 30 Minuten Fahrt komme ich in der Innenstadt an. Bis zur Igreja de São Francisco ist es noch ein Stück und auf dem Weg bekomme ich schon einen Eindruck vom abwechslungsreichen Flair der einzelnen Bezirke. Im mittelalterlichen Gassenviertel Ribeira angekommen, stelle ich den Roller ab und bewege mich zu Fuß weiter. Es ist wunderschön hier - die alte Straßenbahn begeistert mich besonders.

    Im frühen 13. Jahrhundert haben die Mönche des Franziskanerordens hier ein Kloster mit einfacher Holzkirche gegründet. Etwa 150 Jahre später wurde sie auf königliches Geheiß durch den gotischen Bau ersetzt, der bis heute erhalten geblieben ist. Sie wird nicht mehr als aktive Kirche genutzt, sondern ist wie die Burganlage in Guimarães Nationaldenkmal, gemeinsam mit der angrenzenden Ordenskirche und der Sakristei.

    Wie der Flyer so schön beschreibt, ist der schlichte gotische Stil noch gut erkennbar - von außen. Innen ist alles - und ich meine wirklich alles - von vergoldeten Schnitzereien über und über verziert. Man kann das wieder einmal nicht mit Fotos einfangen, man muss es gesehen haben.
    In der Ordenskirche geht es weniger gülden zu, dafür stehen hier die am imposantesten geschmückten Figuren, die ich je gesehen habe. Sie tragen echte Kleidung und Perücken aus echten Haaren. In beiden Sakralbauten läuft außerdem Kirchenmusik aus der jeweiligen Epoche. Tolle Ausstellung!

    Danach geht’s durch die engen und hohen Gassen an den Fluss. Hier stehen die typischen bunten Häuser. Mit dem Wassertaxi mache ich einen schnellen Schlag ans andere Ufer des Douro, wo am alten Hafen die großen Portweinhütten stehen. Das sind die Hallen, in denen noch heute die Fässer gelagert sind, in denen der Porto reift.

    Ich habe Glück, denn beim ersten Hersteller bei dem ich nachfrage, startet in 15 Minuten die nächste Tour - leider nur in Deutsch, wie die Dame mir betroffen mitteilt. Das nehme ich mal als Kompliment für meine Englischkenntnisse und schlage sofort zu.
    So werde ich kurze Zeit später durch die heiligen Hallen von Sandeman geführt, der ältesten Portweinfirma überhaupt. Das Gebäude stammt tatsächlich noch aus dem frühen 19. Jahrhundert.

    Wir lernen viel über die Gärung und Reifung. Portwein ist immer fortifiziert, das bedeutet, die Gärung wird unterbrochen durch Zugabe von Weinbrand. Dadurch erhält er seine Süße, denn nur etwa die Hälfte des Traubenzuckers wird in Alkohol umgesetzt. Durch die Reifung in Holzfässern unterschiedlicher Größe bekommt er je nach Sorte unterschiedliche Noten.

    Und das kann man tatsächlich riechen! Als wir in das Gewölbe treten, duftet es intensiv nach Eiche, Orange, Nüssen, Pflaumen und einem Hauch Schokolade. Alles ist hier aus Holz, sogar der Fußboden. Zusammen mit zahlreichen Wasserquellen und -becken hält man hier eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

    Im Anschluss gibt es eine kurze Weinprobe: Weiß, Ruby und Tawny. Ich nehme von allen nur zwei, drei Schlucke und finde sie lecker. Draußen setze ich mich ins erstbeste Restaurant und esse traditionellen Kabeljau in Maiskruste (unglaublich ölig und mir fehlt Gemüse). Danach geht es mit der Seilbahn auf den Miradouro am Serra do Pilar, ein toller Fotospot.

    Zu Fuß kann man von hier die Ponte de Luís I überqueren. Man teilt sich den Fußweg mit der Metro. Dann geht’s wieder hinunter durch die Gassen zum Motorrad. Einen kleinen Abstecher mache ich noch.
    Die Parkanlage am Pavilhão Rosa Mota ist wunderschön. Frei laufende Pfauen picken ganz unerschrocken vor den vielen Menschen im Gras und viele Portoenser nutzen den Nachmittag für ein Sonnenbad mit Ausblick auf den Rio Douro.

    Auch für mich ist das ein guter Platz, um das Reisetagebuch fortzuführen. Danach will ich zum Fest „Dia 1 de Portugal“ nach Guimarães.
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