Nach dem Abbruch der Radreise in Jena folgt die spontane Entscheidung, nach Portugal zu fliegen. Mit dem motorisierten Zweirad erkunde ich die Region des Portweins und seine Hauptstadt: Porto. Read more
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  • Day 1

    Miniaturwunderland

    June 21, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    So es geht wieder raus aus der Muddastadt und erstmal an die Elbe. Nach einem entspannten Frühstück in meiner Lieblingsbäckerei (die Spülmaschine ist schließlich gerade ausgeräumt und sauber) bin ich in 25 Minuten mit der U-Bahn am Berliner Hauptbahnhof und steige in den ICE. Ohne Zwischenhalt komme ich knapp zwei Stunden später in Hamburg an.

    Ich habe noch ein bisschen Zeit, deswegen laufe ich gemütlich durch die Innenstadt in Richtung Speicherstadt. Es ist wirklich ein paar Jahre her seit meinem letzten Besuch im Miniaturwunderland, es gibt also einige neue Abschnitte für mich zu entdecken.

    Aber ich beginne mit einer ganz neuen Attraktion, die das Miwula zusammen mit der Firma Mack entwickelt hat und so nur noch im Europapark Rust zu erleben ist: ein 30-minütiges VR-Erlebnis.
    Nachdem wir eine Video- und persönliche Einweisung bekommen haben, legen wir die Ausrüstung an. Das sind Sensoren an Füßen und Händen, dazu ein Rucksack mit Akkus und Technik und zum Schluss ein Helm mit VR-Brille, Noise-Cancelling-Kopfhörern und Mikrofon.

    Die Kalibrierung dauert einen Moment und man muss sich kurz an die noch nicht ganz hohe Auflösung der Bilder gewöhnen, aber eins fix drei ist man in der virtuellen Realität angekommen.

    Letztendlich ist das Ganze ein wirklich spaßiges Teamspiel, in dem man gemeinsam „geschrumpft“ wird und das Miwula aus der Perspektive der kleinen Figürchen entdeckt. Das Tolle daran ist die Verbindung mit Elementen in der echten Welt, so müssen beispielsweise Hebel händisch umgelegt werden um weiterzukommen.
    Dreißig Minuten sind absolut ausreichend, das Equipment wird sonst schwer (Allem voran der Helm) und die im Vergleich zur Realität niedrige Auflösung ist auf Dauer anstrengend für die Augen.

    Nach diesem spannenden Einstieg schaue ich mir ganz in Ruhe die neuen Abschnitte an: Rio de Janeiro, Venedig, Monaco, Südfrankreich und Italien kenne ich noch nicht. Auch die neue Brücke über das Fleet zwischen den beiden Speichern ist neu, natürlich fährt auch hier eine Modelleisenbahn durch liebevoll gestaltete kleine Dioramen. Die Fotos werden dem Ganzen nicht gerecht, man muss persönlich herkommen.

    Nach vier Stunden habe ich genug. Ich mache noch einen Abstecher zu den Landungsbrücken - bei dem schönen Wetter sind ein Fischbrötchen und ein Alster Pflicht.
    Danach geht es zu Fuß zurück Richtung Hauptbahnhof, denn da ist mein Hotel für die Nacht: ein Kabinenhotel nach japanischem Vorbild. Mein Zimmer ist wirklich nur vier Quadratmeter groß (Doppelbett und etwas Stehfläche mit Ablage davor), Toiletten sind auf dem Gang und im Keller gibt es große Gemeinschaftsbäder.

    Absolut ausreichend und das Günstigste, was ich so kurzfristig noch bekommen habe. Und ich will hier ja nur eine Nacht schlafen, denn morgen geht es früh weiter…
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  • Day 2

    Der frühe Vogel fängt den Wurm

    June 22, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Um 3:00 Uhr klingelt der Wecker, damit ich wirklich rechtzeitig wach bin. Das ist auch ganz gut so, denn ein bisschen Zeit brauche ich um ausreichend konzentriert zu werden und zum Bahnhof zu kommen. Um 4:00 Uhr fährt die S-Bahn ab.

    Im Flughafen werde ich mein Gepäck zügig los, denn ich habe schon online eingecheckt. An der Sicherheitsschleuse ist es voll aber es gibt viele Schalter und so bin ich bald am Gate - nicht ohne eine Abtastung und ein paar Drogenscreenings an meinen Klamotten und am Rucksack natürlich. Das Los des Alleinreisenden 😷

    Dafür bekomme ich im Flieger ein kostenloses Upgrade auf mehr Beinfreiheit, denn alle Notausgänge müssen besetzt sein und einer fehlt - ich melde mich sofort freiwillig. Da ist es auch gar nicht schlimm, dass wir ein bisschen warten müssen, weil eine Klappe am Rumpf nicht richtig schließt.

    8:20 Ortszeit komme ich in Porto an, an den Automaten für die Metrotickets wird’s nochmal eng, danach ist alles entspannt. Nur einmal umsteigen und schon bin ich in der Innenstadt, wo ich mein Gefährt abholen will.
    Da ich mir gedacht (und gelesen) habe, dass das Parken in den ganzen Altstädten schwierig würde, habe ich mich eben für ein Motorrad entschieden. In Portugal darf man mit der normalen B-Klasse eine 125er-Maschine fahren, wenn man 25 Jahre alt ist und der Schein vor mindestens zwei Jahren erworben wurde.

    Nach einer kurzen Einweisung will ich erstmal ans Meer, die Karten-App schlägt mir spontan ein Castell vor und ich stimme zu.
    Die Kulisse ist toll, Felsen wechseln mit Sandstränden und dazwischen sitzt die kleine Festung. Am Eingang knöpft man mir 50 Cent Eintritt ab. Irgendwie sieht das hier komisch aus. Lauter Waffen aus der Zeit der Weltkriege sind ausgestellt und überall hängen handgemalte Plakate, die dafür werben, sich irgendeiner Miliz anzuschließen. Ich drehe nur eine schnelle Runde und gehe lieber wieder.

    Zeit ins Hotel zu fahren. Vorher sperre ich in der Navigation noch die Autobahnen, das ist mir zu schnell und man muss Maut zahlen. Nach einer kurzweiligen Dreiviertelstunde bin ich angekommen. Ganz zufällig steigt ein altes Ehepaar auch gerade aus dem Auto, wie sich herausstellt sind sie meine Gastgeber und sprechen kaum etwas anderes als Portugiesisch. Und mein Hotel ist eigentlich eine Pension - das stört mich nicht. Mit Händen und Füßen und Bruchstücken aus fünf verschiedenen Sprachen bekomme ich einen Parkplatz, Schlüssel und meine kleine Einmannferienwohnung.

    Super urig hier, und mitten im Weinanbaugebiet zwischen drei alten Städten - die ich mir alle ansehen will. Aber zuerst geht es in die Kleinstadt, zu der mein Dorf gehört: Santo Tirso.
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  • Day 2

    Des Schusters neue Leisten

    June 22, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einer kurzen Fahrt komme ich am Mosteiro de Santo Tirso an; ein ehemaliges Kloster dessen Kirche noch in Betrieb ist aber dessen Rest ein städtisches Museum für moderne Skulpturen und eine Landwirtschaftsschule beherbergt. Coole Mischung!
    Das Museum ist klein aber schön (die Skulpturen im Moment eher langweilig), die Kirche sehr golden und der noch gut erhaltene Kreuzgang aus dem 10. Jahrhundert eine echte Empfehlung!

    Danach mache ich mich an den kurzen Aufstieg in die Innenstadt. Hier gibt’s tolle Häuser, offenbar ist es in dieser Region Tradition, die Fassaden mit gebrannten Fliesen zu verkleiden. Sieht gut aus. Auf dem Marktplatz finde ich eine Touriinfo mit einer netten jungen Dame, die mir zeigt, was ich mir noch alles ansehen sollte.

    In der ganzen Stadt stehen in den Parks verteilt Skulpturen und es gibt einen tollen Fußweg am Rio Ave entlang. Glücklicherweise ist nebenan ein Schuhladen mit zwei hervorragend Englisch sprechenden Verkäuferinnen. Meine festen Schuhe, die ich wegen des Motorrads mitgebracht habe sind nämlich einfach zu klein - ich wollte es nur nicht wahr haben.

    Wir scherzen uns durchs Sortiment bis ich was Passendes gefunden habe und danach schlendere ich weiter durch den Ort. Dann wieder eine kurze Fahrt hinauf zum Santuário de Nossa Senhora da Assunção. Die Straße ist eng und gewunden und manchmal gibt es plötzlich einen tollen Blick auf die Weinhänge. Das kann man gar nicht fotografieren und ich sammle lieber Fahrpraxis.

    Der Ausblick ist wie versprochen grandios, man kann sogar den Atlantik sehen. Die Kirche ist langweilig bis auf die ganzen Topfpflanzen im Seitenschiff. Also wieder den Berg runter zu diesem tollen Fußweg entlang des Flusses.

    An dessen Ende gibt es einen kleinen Park mit zehn Skulpturen. So richtig spannend finde ich die nicht, aber es gibt ein Café mit echt portugiesischem Imbiss und WLAN.

    Ich bestelle eine Spezialität, die ich schon in anderen Bistros gesehen habe und von der ich nicht weiß, was es ist. Ein Francesinha - das scheint hier so beliebt zu sein wie bei uns die Currywurst.
    Es stellt sich als eine Art überbackenes Sandwich mit Schinken, Bacon, Chorizo, Rindersteak und einem Spiegelei heraus. Alles schwimmt in einer mäßig scharfen, dünnen Bier-Tomatensauce (besser niemand erzählt davon den Franzosen) und wird mit Pommes serviert. Keine Empfehlung, aber der Hunger treibt‘s rein.

    Dafür habe ich hier genug Gelegenheit das Reisetagebuch zu schreiben. Nachher geht’s in die Pension zurück und dann entscheide ich, wo ich morgen hin will.
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  • Day 3

    Burgen und Könige

    June 23, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 16 °C

    Der späte Wechsel auf passende Schuhe rächt sich jetzt, denn ich wache mit allerlei Blasen an den Füßen auf. Mittlerweile habe ich immer eine handvoll Blasenpflaster im Gepäck, deswegen ist es nicht ganz so schlimm.
    Viel unangenehmer ist der Blick aus dem Fenster; es regnet stur vor sich hin und so wird es den restlichen Tag auch bleiben. Niesel wechselt sich ab mit Strippen und mal hängen die Wolken tiefer oder höher, aber Sonne gibt es erst wieder Samstag.

    Also hadere ich während des Frühstücks mit meiner Entscheidung, nach Guimarães zu fahren, der ältesten Stadt Portugals.
    Nachdem der erste anhaltende Schauer vorüber ist schwinge ich mich auf den blauen Blitz und mache mich auf den Weg. Mit ABS und Traktionskontrolle, einem guten Stück Vorsicht und reichlich Rücksicht der anderen Verkehrsteilnehmer ist das auch kein Problem.

    Ich komme am Castelo Guimarães an, dem Geburts- und Taufort Afonso Henriques des Ersten, erster König von Portugal. Die Festung und der angrenzende Grafenpalast sind sehr geschichtsträchtig und daher Nationaldenkmäler.
    Ich beginne im Palast - dort gibt es die Eintrittskarten zu beiden Kulturstätten und es beginnt gerade wieder richtig zu regnen.

    Der Palast stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist eine echte Empfehlung, denn er ist restauriert und mit Museumsstücken eingerichtet worden, als wären wir im 17. Jahrhundert. Es gibt tolle Holzgewölbe und riesige Wandteppiche und wahnsinnig aufwendig geschnitzte Holzmöbel. Die Kapelle ist eigentlich eine richtige Kirche. Alles strahlt hier die Macht und den Reichtum der vergangenen Weltmacht aus.

    Guimarães ist übrigens die älteste Stadt Portugals - was daran liegt, dass die Grafschaft Portucale im 11. Jahrhundert hier gegründet wurde und etwa 100 Jahre später per Päpstlicher Bulle als Königreich anerkannt wurde (natürlich gegen viel Geld und Treueschwur).
    Aus dieser Zeit stammt noch die Festung, die ursprünglich zum Schutz des Klosters diente, aus welchem sich die Stadt nach und nach entwickelte. Eine spannende Epoche sowohl spanischer, portugiesischer als auch maurischer Herrschaft mit vielen Irrungen und Wirrungen. Ich habe nicht alles lesen können.

    Der ganze Burghof und ein Teil der Altstadt sind mittelalterlich geschmückt. Auf Nachfrage beim Pförtner erfahre ich, dass dieses Wochenende eine Feier zur Gründung des Königreichs stattfindet. Es wird ein Volksfest mit der Darstellung von frühmittelalterlichem Leben und Handwerk, aber es gibt auch Vorträge und die Nachstellung wichtiger historischer Ereignisse. Heute Abend geht es los, aber so lange will ich nicht bleiben.

    Ich entscheide spontan, an einem Tag mit besserem Wetter wiederzukommen und mir die Darbietungen und die Altstadt dann anzusehen.
    Es hat sich mittlerweile richtig eingeregnet. Weil ich auch nass werde, wenn ich in die Pension zurückfahre, mache ich lieber einen Abstecher nach Braga, das ist nicht weit weg.
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  • Day 3

    Heiligtümer und Prozessionen

    June 23, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 18 °C

    Braga ist die religiöse Hauptstadt Portugals. Hier gibt es einen Haufen Kirchen und am bekanntesten und schönsten ist wohl das Heiligtum Bom Jesus do Monte. Das ist eine barocke Kirchenanlage mit Garten, ich bin aber total durchnässt und die Wolken hängen so tief, dass man gerade 50 Meter weit sehen kann. Also erstmal ab ins Panoramarestaurant, Pause machen.

    Hier koste ich zwei weitere portugiesische Spezialitäten: Portwein in Weiß und Rot (weiß ist noch besser) und einen Karamellpudding in einem Bett aus papierdünnem Blätterteig mit Aprikosensorbet 🤤
    Während ich trockne wird langsam der Blick vom Restaurant über die Stadt frei. Üblicherweise kann man wohl auch den Atlantik sehen, aber das ist heute unmöglich.

    Ab 18:00 Uhr soll es aufhören zu regnen, bis dahin schaue ich mir alles an. Das Heiligtum entpuppt sich als ausladende Gartenanlage mit Barockkirche und Hotellerie vom Feinsten. Ich erkunde alles und erklimme auch den Glockenturm. Nach und nach brechen die Wolken auf und man kann wirklich eine tolle Aussicht genießen. Mein Navi hat mich klugerweise an den gipfelnahen Teil gebracht, ich darf die langen Treppen hinab ins Tal gehen. Wenn man stattdessen unten anfängt, symbolisieren sie den Aufstieg in den Himmel.

    Als engagierter Katholik könnte ich hier richtig Geld lassen, denn an allen Ecken befindet sich eine kleine Grotte oder Kapelle mit heiliger Figur und Sammelbehälter. Gott sei Dank bin ich Atheist und lasse mich einfach von der überbordenden Natur beeindrucken. Es erinnert mich alles sehr an einige Tempelanlagen in Thailand - nur mit europäischem Urwald und ohne reclined Buddha.

    Unten angelangt führt eine lange Straße in die Stadt - mein Motorrad wartet aber oben. Also nehme ich die älteste Standseilbahn in Portugal für den Weg hinauf. Sie wird mit Wasserkraft betrieben:
    Beide Waggons sind mit einem Seil über eine Umlenkrolle an der Bergstation verbunden und haben unter den Bodenbrettern große Wassertanks. Der obere Waggon wird befüllt, der untere entleert und schon kann es losgehen. Der Bremser fährt mit ins Tal und lässt uns dafür sicher oben ankommen 😇

    Zehn Minuten später stelle ich den 🛵 am Jardim da Avenida Central ab und erkunde die Altstadt zu Fuß. Es stehen wirklich an allen Ecken Kirchen und als ich mir eine ansehen will ist dort natürlich Messe.
    Dafür ist alles für ein Volksfest geschmückt und es gibt drei (!) Bühnen auf denen klassische Orchester spielen. Dazwischen laufen ein paar Spielmannszüge durch den Ort. Tolle Stimmung hier. Ich schaue in ein, zwei Läden und besorge einen wunderschönen Schal fürs Motorradfahren und Postkarten.

    Im Café lasse ich bei Kaffee und Kuchen den Tag ausklingen und schreibe fleißig, damit die Post noch vor mir in Deutschland ankommt.
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  • Day 4

    Den Douro entlang

    June 24, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 21 °C

    Heute soll das Wetter etwas besser werden und ich habe Lust auf ein bisschen Natur. Außerdem wollte ich schon immer mal wissen, wo der Portwein herkommt.
    Im Netz finde ich eine tolle Tagestour mit dem Auto durch die Anbauregion. Im Alto Douro ist es auch insgesamt trockener und wärmer als im sonstigen Norden Portugals - passt mir gut.

    Für die Anfahrt nehme ich heute doch lieber die Autobahn. Es dauert sonst einfach zu lang. Und da es Mautstraßen sind, ist der Belag erste Sahne und sie sind wenig befahren. Der Ausblick von den hohen Brücken über die Täler ist schon hier sensationell!

    Mein erster Stop ist das Museu Douro in Peso da Régua. Es zeigt viel über die Geschichte der Region und des Portweins mit anschließender Weinprobe. Die lasse ich lieber aus, ich habe noch einige Kilometer vor mir.
    Das felsige Mittelgebirge wurde vor etwa 400 Millionen Jahren geformt, erste menschliche Besiedelungen fanden etwa vor 25.000 Jahren statt. Aus dieser Zeit stammen auch einige der ältesten Bildnisse von Jagden und Tieren der Welt. Sie wurden in den für diese Region so charakteristischen Schiefer eingeritzt.

    Den Wein brachten die Römer mit, wobei es hier ursprünglich kaum fruchtbares Land gab. In mühevoller Handarbeit wurde über hunderte Jahre der Fels gebrochen und mit dem Schutt Terrassen angelegt. Das bisschen Erde ist so vor Erosion geschützt und die Weinpflanzen können darin Halt finden. Im 18. Jahrhundert begann man schließlich, einheimische Arten in amerikanische Wurzelstöcke zu stecken, um noch robustere Varianten zu erzeugen.

    Von der Erntezeit (Spätsommer und Herbst), der Einlagerung und Nachreifedauer in den Flaschen ist der Geschmack des Porto abhängig. Da er vor Allem in England sehr beliebt wurde, gründete man hier das erste Unternehmen weltweit, das sich um den Schutz der Marke und die einheitliche Produktion kümmerte.
    Alle Weine wurden über den Douro flussabwärts geschippert und in Porto durch den Großhandel in die ganze Welt verschickt. Das machte die Stadt zum größten Wirtschaftsstandort in Portugal.

    Als nächstes geht es etwa 30 Minuten immer den Douro entlang bis Pinhão, wo ich Mittagspause machen will. Auf dem Weg fallen mir immer wieder die einzelnen Quintas auf, die Weingüter, deren weiß getünchte Gebäude die raue Landschaft auflockern. Auf dem Video kann man das trotz Vibrationen ganz gut erkennen.
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  • Day 4

    Naturpark mit Talsperren

    June 24, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach der Mittagspause erkunde ich kurz den Hafen von Pinhão und kaufe spontan eine Fahrkarte für eine einstündige Fahrt auf dem Rio Douro. Das Wetter ist ideal, nicht zu kalt und nicht zu heiß. Das Boot ist zwar voll aber am Heck ist noch was frei und ich kann super gucken und Fotos machen.

    Das Boot ist einem der alten Transportboote für Portwein nachempfunden. Damals passten wo wir jetzt sitzen 100 Fässer davon aufs Deck. Nach Porto wurde gesegelt, aber zurück flussaufwärts blieb nur das Treideln - von Hand am steinigen Ufer entlang.
    Einige namhafte Quintas ziehen an uns vorbei. Hier fährt auch ein Bummelzug von Dorf zu Dorf, das muss ein toller Ausblick sein!

    Dann geht es weiter in die Berge. Durch viele kleine Dörfer windet sich die enge Straße über den Gipfel bis in den Parque Natura do Vale do Tua. Der schönste Abschnitt der Strecke und kaum auf Fotos einzufangen. Ich halte immer wieder an, verschiedene Miradouros (Aussichtdpunkte) sind gut ausgeschildert und garantieren weite Blicke über die Hänge.
    Doch auch die Dörfer sind wunderschön. Alte Mauern aus dem gleichen Schutt, aus dem die Terrassen gebaut wurden, die Balkons sind geschmückt mit Blumen und wildem Wein.

    In Tua lege ich eine weitere Pause ein. Eine Talsperre habe ich schon passiert, die zweite will ich noch erreichen. Die Landschaft wird jetzt rauer; viele Felsformationen mit spärlichen Sträuchern und kleinen Bäumen, dazwischen liegen immer wieder riesige Findlinge. So hat es laut Museum überall ausgesehen, bevor die Römer kamen und anfingen alles umzugraben.

    Die Rückfahrt ist wirklich wunderschön, auf einem Bergplateau lande ich plötzlich in einer Kleinstadt mit Open-Air-Bühne und Rockkonzert. Ich halte kurz an und lausche ein bisschen. Langsam muss ich aber wirklich weiter, ich will nicht, dass es dunkel wird, wenn ich noch in den Bergen bin.

    Einen letzten Zwischenhalt muss ich aber machen. In Vila Real wärme ich mich in einem typisch französischen Restaurant (Insider) mit Abendessen wieder auf und schreibe weiter am Reisetagebuch. Bis in die Pension sind es dann noch 70 Minuten, aber ich muss ja nicht sofort los - jetzt kommt nur noch Autobahn.
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  • Day 5

    Endlich Porto

    June 25, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Das Wetter wird super, die spannenden Festivitäten in Guimarães gehen erst nachmittags richtig los, deswegen nichts wie ab nach Porto - da gibt es einiges zu entdecken. Im Prinzip ziehe ich heute ein echt japanisches Programm durch. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten so eng aneinander gereiht wie möglich, inklusive reichlich Gelegenheiten zum Fotografieren.

    Nach 30 Minuten Fahrt komme ich in der Innenstadt an. Bis zur Igreja de São Francisco ist es noch ein Stück und auf dem Weg bekomme ich schon einen Eindruck vom abwechslungsreichen Flair der einzelnen Bezirke. Im mittelalterlichen Gassenviertel Ribeira angekommen, stelle ich den Roller ab und bewege mich zu Fuß weiter. Es ist wunderschön hier - die alte Straßenbahn begeistert mich besonders.

    Im frühen 13. Jahrhundert haben die Mönche des Franziskanerordens hier ein Kloster mit einfacher Holzkirche gegründet. Etwa 150 Jahre später wurde sie auf königliches Geheiß durch den gotischen Bau ersetzt, der bis heute erhalten geblieben ist. Sie wird nicht mehr als aktive Kirche genutzt, sondern ist wie die Burganlage in Guimarães Nationaldenkmal, gemeinsam mit der angrenzenden Ordenskirche und der Sakristei.

    Wie der Flyer so schön beschreibt, ist der schlichte gotische Stil noch gut erkennbar - von außen. Innen ist alles - und ich meine wirklich alles - von vergoldeten Schnitzereien über und über verziert. Man kann das wieder einmal nicht mit Fotos einfangen, man muss es gesehen haben.
    In der Ordenskirche geht es weniger gülden zu, dafür stehen hier die am imposantesten geschmückten Figuren, die ich je gesehen habe. Sie tragen echte Kleidung und Perücken aus echten Haaren. In beiden Sakralbauten läuft außerdem Kirchenmusik aus der jeweiligen Epoche. Tolle Ausstellung!

    Danach geht’s durch die engen und hohen Gassen an den Fluss. Hier stehen die typischen bunten Häuser. Mit dem Wassertaxi mache ich einen schnellen Schlag ans andere Ufer des Douro, wo am alten Hafen die großen Portweinhütten stehen. Das sind die Hallen, in denen noch heute die Fässer gelagert sind, in denen der Porto reift.

    Ich habe Glück, denn beim ersten Hersteller bei dem ich nachfrage, startet in 15 Minuten die nächste Tour - leider nur in Deutsch, wie die Dame mir betroffen mitteilt. Das nehme ich mal als Kompliment für meine Englischkenntnisse und schlage sofort zu.
    So werde ich kurze Zeit später durch die heiligen Hallen von Sandeman geführt, der ältesten Portweinfirma überhaupt. Das Gebäude stammt tatsächlich noch aus dem frühen 19. Jahrhundert.

    Wir lernen viel über die Gärung und Reifung. Portwein ist immer fortifiziert, das bedeutet, die Gärung wird unterbrochen durch Zugabe von Weinbrand. Dadurch erhält er seine Süße, denn nur etwa die Hälfte des Traubenzuckers wird in Alkohol umgesetzt. Durch die Reifung in Holzfässern unterschiedlicher Größe bekommt er je nach Sorte unterschiedliche Noten.

    Und das kann man tatsächlich riechen! Als wir in das Gewölbe treten, duftet es intensiv nach Eiche, Orange, Nüssen, Pflaumen und einem Hauch Schokolade. Alles ist hier aus Holz, sogar der Fußboden. Zusammen mit zahlreichen Wasserquellen und -becken hält man hier eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

    Im Anschluss gibt es eine kurze Weinprobe: Weiß, Ruby und Tawny. Ich nehme von allen nur zwei, drei Schlucke und finde sie lecker. Draußen setze ich mich ins erstbeste Restaurant und esse traditionellen Kabeljau in Maiskruste (unglaublich ölig und mir fehlt Gemüse). Danach geht es mit der Seilbahn auf den Miradouro am Serra do Pilar, ein toller Fotospot.

    Zu Fuß kann man von hier die Ponte de Luís I überqueren. Man teilt sich den Fußweg mit der Metro. Dann geht’s wieder hinunter durch die Gassen zum Motorrad. Einen kleinen Abstecher mache ich noch.
    Die Parkanlage am Pavilhão Rosa Mota ist wunderschön. Frei laufende Pfauen picken ganz unerschrocken vor den vielen Menschen im Gras und viele Portoenser nutzen den Nachmittag für ein Sonnenbad mit Ausblick auf den Rio Douro.

    Auch für mich ist das ein guter Platz, um das Reisetagebuch fortzuführen. Danach will ich zum Fest „Dia 1 de Portugal“ nach Guimarães.
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  • Day 5

    Plötzlich im 12. Jahrhundert

    June 25, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich bin richtig froh, dass ich mir das Castelo und den Grafenpalast schon angesehen habe, als wegen des Regenwetters wenig Leute da waren. Jetzt ist die Altstadt voller Menschen, dazu viele kleine Buden und Marktstände.
    Überall hängen versteckte Lautsprecher aus denen mittelalterliche Musik spielt und einige Leute sind auch verkleidet - nicht nur die Schausteller und Krämerinnen. So kommt wirklich Stimmung auf.

    Ich beginne den Rundgang durch die Altstadt auf dem nachgebildeten Wehrgang der teilweise noch vorhandenen Stadtmauer. Den Eingang entdecke ich ganz aus Zufall, mein blauer Blitz wartet in der Nähe auf einem Motorradparkplatz. Als ich den Wehrgang verlasse, stehe ich plötzlich mitten im Gewimmel mit Stadtwachen und Schwein am Spieß. Ich lasse mich einfach treiben und laufe in Richtung Burg.

    Dort findet nämlich die Nachstellung des Moments statt, in dem aus der Grafschaft Portucale das päpstlich anerkannte, unabhängige Königreich wurde. Mit einem Handbrot setze ich mich als guter Deutscher etwas früher hin und habe einen prima Platz zum zuschauen 🤓

    Dem Transkript vom Google-Übersetzer zufolge wollte Dom Afonso Henrique sein ganzes Leben lang über das Auenland herrschen, mit der Hilfe der Lords des Nordens. Dabei gab es immer wieder Streit um Salat. Klingt nach einem tollen neuen Roman des Autorenpaares Tolkien und Martin 🤪
    Durch meinen vorherigen Besuch und ein bisschen Lesestoff im Begleitheft weiß ich natürlich, dass es ein bisschen komplexer war. Die Sarazenen mochten gar keinen Salat!

    Nach diesem lustigen Intermezzo schaue ich mir den Marktplatz aus dem 12. Jahrhundert an. Vor der Kulisse des Castelo Guimarães fühlt man sich wirklich in der Zeit zurück versetzt. Es gibt Übungskämpfe, Marktschreierinnen mit traurig hängendem Gemüse auf der Auslage, Kochkessel über dem offenen Feuer und Ponyreiten für Kinder.
    Vor der Statue König Afonso Henriques des Ersten spielt eine kleine Truppe auf, wobei die Instrumente eher einer jüngeren Epoche angehören. Die Laute ist eher eine Gitarre und statt Dudelsäcken gab es eigentlich Flöten aller Art. Spaß macht’s trotzdem.

    Am schönsten ist es aber wieder in der Altstadt, in der „Gasse der Verlorenen“. Hier geben sich die Schauspielerinnen richtig Mühe, es gibt Huren und Bettlerinnen, Wahrsagerinnen und Kräuterhexen.

    Langsam mache ich mich auf den Weg nach Hause, meine Blasen tun weh und ich muss morgen früh raus - packen und den Motorroller abgeben, schließlich geht es abends zurück nach Deutschland.
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  • Day 6

    Ein letzter Vormittag in Porto

    June 26, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Leider geht es heute wieder nach Hause, aber vorher schaue ich mir noch den zentralen Bezirk Baixa an. Hier stehen der berühmte Uhrenturm, die Universität, das Rathaus und eine Menge Kirchen.

    Vorher mache ich aber noch einen Abstecher nach Vila da Nova, dort habe ich gestern den „Half Rabbit“ vergessen. Das ist eine Skulptur an der Wand einer Hausecke, vor Allem aus Autoschrott geformt und dann bemalt. Eine Kirche mit den schönen blauen Fliesen ist auch noch in der Nähe. Kurz bevor der Gottesdienst beginnt, schlüpfe ich schnell hinein und schaue sie mir an.

    Als ich das Motorrad abgebe, erfahre ich, dass ich die Autobahnmaut doch direkt am Schalter hätte zahlen müssen - mein Scooter hat den passenden Chip doch nicht eingebaut, obwohl ich das am Telefon vorher erfragt hatte. Eine Stunde irre ich danach durch die Stadt, weil es wohl Geschäfte mit einem bestimmten Zeichen gibt, wo man das nachträglich regeln kann. Ich finde aber keine und ziehe dann Google zu Rate. Siehe da: man kann das auch online erledigen und ich habe noch einen Monat Zeit.

    Deswegen geht’s jetzt zum São Bente, ein Kopfbahnhof, der ebenfalls mit schönen Fliesenbildern in der Empfangshalle aufwarten kann. Nach einem kurzen Snack laufe ich in Richtung Torre dos Clérigos, aber die Warteschlange ist so lang, dass ich mir den Uhrenturm lieber nur von unten anschaue. Also weiter um die Uni herum, an der gleichfalls schön befliesten Igreja do Carmo vorbei, zur berühmtesten Buchhandlung von Porto.

    Die Livraria Lello soll J.K. Rowling zu ihrem Pendant „Florish & Blotts“ in der Winkelgasse inspiriert haben. Das kann ich auch gut nachvollziehen, denn schon von außen wirkt der neugotische Bau ein bisschen magisch. Hinter dem Schaufenster gelingt mir ein Blick auf die große geschwungene Holztreppe.
    Sofort werde ich freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass man hier Eintritt zahlt und da hinten ginge die Schlange los 😮 Die ist noch länger als am Uhrenturm - Sonntag sind alle neuen Touris in der Stadt.

    Da laufe ich lieber weiter durchs Partyviertel, das sogar tagsüber ganz hübsch ist, aber nachts mit der passenden Beleuchtung sicher mehr Leute anzieht. So ist mein letzter Anlaufpunkt das Rathaus. Hier setze ich mich in den Schatten und genieße noch ein bisschen das Wetter, bevor ich zum Flughafen muss.

    Der Flieger hat eine Stunde Verspätung und in Hamburg müssen wir lange auf das Gepäck warten, aber ich bekomme gerade so noch die letzte passende S-Bahn, um meinen Zug nach Hannover rennend zu erreichen.

    Die restliche Verbindung funktioniert gut und ich komme wie geplant morgens in Berlin an, sodass ich gleich in den Nachtdienstrhythmus einsteige.

    Eine paar zusammenfassende Fakten:

    - 711,5 km mit dem Motorrad zurückgelegt, dabei nur 3l auf 100km gebraucht, das ist eine klare Empfehlung zur Nachahmung!
    - trotzdem 3 riesige Blasen an den Füßen
    - ich kaufe demnächst Portwein
    - diese Küstenregion muss ich nochmal vom Wasser aus entdecken!
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