• San Cristóbal & Cañón del Sumidero

    11 mai, Mexique ⋅ ☁️ 13 °C

    In der letzte Nacht in Palenque gibt es Blitz, Donner und Starkregen. Wir wundern uns also nicht über den Stromausfall (gefühlt der 1000ste auf unserer Reise). Um 6 Uhr morgens schwingen wir uns dann auf die Bikes. Schon kurz nach der Stadt wird die Strasse zunehmend kurviger. Die braune, verdorrte Steppe weicht einer lieblichen grünen Berglandschaft. Wir erreichen die Höhen über 2000 m und laben uns an der seit Wochen ersehnten Kühle. Wie herrlich! Die Strassen sind in einem miesen Zustand und als Folge des nächtlichen Sturms, blockieren allerlei Geäst und kleine Erdrutsche die Strasse. Hinzu gilt es im Minutentakt Topes (Bremsschwellen) zu überwinden. Die ganz fiesen Exemplare verstecken sich direkt nach schwer einsehbaren Kurven und donnern brachial ins Fahrwerk. Ungebremst hebt man dabei aus dem Sattel ab wie ein Komet. Lustig zu beobachten beim Gegenüber, als Eigenerfahrung eher unangenehm. Die Federbeine stecken die Schläge stoisch weg, nur unsere Nacken schreien bald schon nach einem Chiropraktiker (Wackeldackel lässt grüssen).
    Die Bevölkerung hier oben in den Bergen lebt sehr einfach. Man sieht viele zerfallende Häuser, dafür kaum Autos, geschweige denn grosse Motorräder. Entsprechend wandern alle Blicke am Wegesrand auf unsere vorbeifahrenden Maschinen. Die 200 km lange Passage gilt nicht gerade als sicher (Strassensperren, Entführungen etc). Auch wir erleben einen mulmigen Moment; Als wir gerade ein kleines Dorf passieren, stehen nach einer Kurve plötzlich dutzende Männer mit Schrotflinten und Macheten auf der Fahrbahn. Zudem blockieren Pickups und Steine die Strasse. Ohne ein Wort, geschweige denn die Situation zu verstehen, spüren wir sofort, dass hier Ärger in Luft liegt. Die ernsten Blicke, die vielen Waffen, das hektische Geschrei. Alles ist auf Krawall gebürstet. Wir geben Gas und umfahren die Meute samt Hindernisse. Geschwindigkeit und Agilität haben sich schon ein paar mal als unsere effektivsten Waffen erwiesen. Froh darüber, dass wir dem Brennpunkt entflohen sind, stossen wir nur einige Minuten später auf zwei Dutzend schwerbewaffnete, maskierte Polizisten, welche daran sind die Strassen richtigen Dorf zu sperren. Sie winken uns hektisch durch. Das mulmige Gefühl hält noch eine Weile an und wir rätseln weiter; Waren die Männer gerade daran eine illegale Strassensperre zu errichten? War ein Aufstand im Gange?.
    Gegen Mittag kommen wir im kolonialen
    San Cristóbal de las Casas an. Eine schöne Stadt zum herumschlendern. Denken wohl auch die Horden von Tagestouristen an diesem sonnigen Samstag. Rasch verguckt man sich in die von farbigen Häuschen gesäumt Pflastersteingassen. Als prädestiniertes Fotomotiv, steht gefühlt an jeder Ecke ein alter VW Käfer (der „Mexiko-Käfer“ wurde hier nach altem Vorbild noch bis in die 2000er produziert). Auch unsere Handykamera bleibt nicht lange in der Hosentasche.

    Am kommenden Tag fahren wir dann wieder früh los, um unser Frühstück an der Kante der 1000 m tiefen Schlucht Cañón del Sumidero (Méxicos Antwort auf den Grand Canyon) zu geniessen. Anfangs noch alleine, trifft bald eine ganze Karawane von Wohnmobilen mit CH-Kennzeichen ein. Was für eine Szene; Schweizer unter sich und dies an solch einem Ort.

    Nach weiteren 200 km durch Bergketten mit bizarren Bergspitzen und Hügellandschaften, erreichen wir bei Coatzacoalcos wieder das karibische Meer. Keine Traumstrände unter Palmen, dafür viele Raffinerien und Schwerindustrie. Sprich nicht schön, aber praktisch als Zwischenstopp für unser morgiges Ziel, Puebla und den aktiven Popocatépetl.
    En savoir plus