• 56°10'09"N, 130°03'04"W - der nördlichste Punkt unserer Reise
    Sofern offen: Pfandhaus, Hotel, Information, Shop für Munition & Bärenfelle, Gold An- und Verkauf...Felssturz: davorTraining für 'Unspunnen'?Felssturz: danachFish Creek

    Stewart & Hyder, Alaska

    July 13 in Canada ⋅ ☁️ 13 °C

    Wir sind in Alaska, check! Die kleine US-Enklave Hyder ist wie ein Stück Käse in einem Sandwich zwischen 2 dicken Scheiben Kanada eingeklemmt. Dies machen die stolzen 48 Einwohner mit eifrigem Patriotismus wett. In Cowboy-Manier sehen sie sich als „The last Frontier“ zu deutsch „die letzte Grenze“. Das Dorfbild ähnelt passenderweise einer Geisterstadt aus Goldrauschzeiten und tatsächlich tragen einige verwegene Einwohner noch heute offen ein Schiesseisen an der Hüfte. „Die nächste Polizeistation ist 200 km entfernt, darum regeln wir hier die Probleme noch selbst“, wird ein Einwohner in einem Zeitungsinterview zitiert. Über der Tür des einzigen Cafés prangt ein Schild, frei übersetzt steht darauf „Das beste Café im Dorf, weil es das einzige ist“. Leider bietet sich keine Gelegenheit, uns von der Qualität zu überzeugen, da es wie die meisten Geschäfte in Hyder geschlossen hat. Das Dorf ist wie eine Zeitkapsel. Authentisch und spannend.

    Das bekannteste Highlight von Hyder ist der Fish Creek. Dieser milchig-blaue Flussarm ist das letzte Reiseziel tausender Chum Lachse, welche sich jeden Sommer zum Laichen hier einfinden. Leider hat bei unserem Besuch die Lachswanderung noch nicht eingesetzt. Entsprechend sehen wir auch keine Bären am Creek. Die Zottel finden wir dafür sonst überall am Strassenrand. Es wird schon fast zur Gewohnheit, dass ein Bär über die Fahrbahn huscht oder am Strassenrand damit beschäftigt ist Beeren zu fressen. Dank der reichen jährlichen Lachszüge, gibt es hier eine grosse Population an stattlichen Braun- und Schwarzbären.

    Da die Lachse uns sitzen lassen, entscheiden wir uns den gleichnamigen Salmon Gletscher anzusteuern. Hierzu folgen wir einer kilometerlangen Schotterpiste, die uns immer tiefer in die Berge führt. Die wolkenverhangene Landschaft ist wunderschön und wild. Über dem Gletscher angekommen, geniessen wir die atemberaubende Aussicht auf die Eismassen. Ohne Wehmut halten wir noch kurz fest, dass wir hiermit den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht haben. Den grossen Rest von Alaska sparen wir uns für ein zukünftiges Abenteuer auf.

    Apropos Abenteuer; Auf dem Weg zurück stehen wir plötzlich vor einer blockierten Strasse. Wo wir vor einer Stunde noch mit dem Motorrad durchgefahren sind, hat ein Felssturz die gesamte Strasse verschüttet. Da es sich um eine Sackgasse handelt und es keinen anderen Weg aus dem Tal gibt, heisst es abwarten. Zum Glück kommen rasch ein paar weitere Fahrzeuge hinzu. So räumen wir zusammen mit zwei Waliser (nicht zu verwechseln mit den Fondant trinkende Alpenbewohnern), einer Belgierin, einem Koreaner und einem Kanadier die Strasse per Hand frei. Dank dicken Ästen und der guten alten Hebelwirkung, schaffen wir es sogar die schweren Felsblocken wegzuhieven. Mit Muskelkraft und Schweiss ist die Strasse in einer Stunde wieder passierbar. Erstaunlich was alles möglich ist, wenn man zusammenspannt. Als wir fertig sind, rückt sogleich der kanadische Strassendienst mit 3 Fahrzeugen und Räumungsgeräten an. Die Jungs sind nicht minder über unsere Tatkraft verblüfft. Trotzdem rügen sie uns noch kurz für unsere Blauäugigkeit, da unsere Aktion angesichts eines erneuten Erdrutsches viel zu gefährlich gewesen sei. Naja, wenigstens schaffen wir es nun wieder zurück nach Stewart. Dieses kleine Städtchen ist wie Hyder, nur in moderner. Man findet hier die Spuren vieler Schweizer Auswanderer. So gibt es eine Bäckerei, welche von einer Frau Appenzeller geführt wird. Ihre Vorfahren sind tatsächlich aus dem Appenzellerland hierher ausgewandert. Um dieses Erbe hochzuhalten, bietet sie noch heute neben diversen Backwaren Appenzeller Käse an. Umgerechnet kostete das Stück zu 200g stolze 19 CHF! Sicherlich gerechtfertigt bedenkt man den langen Transportweg, aber leider nicht in unserem Budget (meint Finanzchefin Carmen). Philip verdrückt sich derweilen eine Heimweh-Träne vor der gläsernen Kühlschranktüre:).

    Noch ein spannender Fakt: Eventuell habt ihr Stewart & Hyder schon mal unbewusst erlebt, denn die Orte dienen immer wieder als Kulisse für Hollywood Produktionen. So wurden beispielsweise in Stewart Teile von ‚Insomnia’ mit Al Pacino und Robin Williams gedreht. Definitiv hat die Natur hier die Rolle des einsamen, wilden Nordens mit Bravour verkörpert.

    Für uns geht’s nun weiter richtig Osten zum Jasper Nationalpark.
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