- Afficher le voyage
- Ajouter à ma liste de choses à faireSupprimer de ma liste de choses à faire
- Partager
- Jour 15
- mercredi 19 avril 2017
- ⛅ 18 °C
- Altitude: 548 m
ChiliQuinta Normal33°26’49” S 70°40’4” W
Santiago de Chile

Unser Domizil in der knapp 6 Mio. Einwohner umfassenden Stadt sollte zur Abwechslung ein Appartement sein. Unmittelbar nach unserer Ankunft am Abend erfuhren wir, dass am nächsten Tag die große Volkszählung (der Zensus) stattfinden würde. Dieses landesweite Ereignis würde dafür sorgen, dass am Folgetag weder Geschäfte noch Restaurants, Ausflugsziele etc. geöffnet haben. Wir begaben uns demnach kurzer Hand auf die Suche nach einem zu dieser Uhrzeit noch offenen Supermarkt. Nach dem wir diesen endlich erreicht hatten, befanden wir uns unter zahlreichen gleichgesinnten Chilenen, die offenbar ähnlich spät an das bevorstehende Großereignis gedacht hatten und nun nahezu plündernd den Laden nach Lebensmitteln durchforsteten, die sie vor dem Hungertod bewahren sollten. Die Ladenverhältnisse erinnerten an Verhältnisse aus der ehemaligen DDR. Gewisse Waren (Butter, Käse, Milch aber auch Seife etc.) waren lediglich hinter der Theke und demnach nur auf persönliche Zuteilung durch den Kassierer erhältlich. Dieser tippte alle Preise händisch in seinen Taschenrechner ein. Auch der Zustand von Obst und Gemüse hätte in Deutschland dazu geführt, dass die Waren den Supermarkt durch die Hintertür verlassen hätten. Dennoch fanden wir das Nötigste für unser Frühstück am Folgetag. Am nächsten Tag war das "Spannendste" wohl unsere Teilnahme am Zensus. ;) Nachdem ein Zensus-Mitarbeiter bei uns klingelte, entschlossen wir uns, an der Volkszählung teilzunehmen. Die nächsten 30 Minuten (so lang dauerte das auch nur, weil wir für uns daraus eine kostenlose Spanisch-Sprachstunde machten und den netten Herren baten uns alle Wörter zu erklären, die wir nicht verstehen oder unsere Aussprache zu verbessern) verbrachten wir also damit ihm standardisierte Fragen zu beantworten. Es ging um die Anzahl der Zimmer, die wir als Schlafraum nutzen, unseren Wohnort vor 5 Jahren, aber auch darum wer die finanziellen Mittel im Haushalt verwaltet. Unsere Antwort, dass Kathi und ich dies beide gleichermaßen tun würden, gefiel ihm nicht, da diese Antwortoption nicht vorgesehen war. Auch dem jungen Chilenen schien es jedoch gesamthaft sichtlich Freude zu bereiten, dass wir uns an dem Prozess beteiligten anstatt darauf zu verweisen, dass wir dafür keine Zeit hätten oder ja als Touristen ggf. davon befreit wären. Nachdem diese Prüfung überstanden war, begaben wir uns schließlich auf einen Stadtspaziergang durch die an diesem menschenleeren Tag an eine Geisterstadt erinnernde Metropole, keine offenen Geschäfte, sondern stattdessen heruntergelassene Rollläden empfingen uns. Fast keine Menschen, sondern primär vereinzelte Obdachlose oder Zensus-Mitarbeiter, die wild mit ihren Blöcken umherliefen. Die Masse schien, in dem noch immer stark vom Sozialismus geprägten Land, dem Aufruf zu folgen und daheim zu bleiben, um mit „Block und Stift“ gezählt zu werden. Erst ab 20 Uhr abends öffneten wieder die Restaurants und die Straßen füllten sich allmählich. Auch der nächste Tag schien leider nicht unser bester zu werden. Trotz der Vorhersage von fortwährendem Sonnenschein (dies galt während unseres gesamten Aufenthalts hier) regnete es durchgehend von früh bis abends. Den Ausflug zu den beiden Aussichtspunkten der Stadt (Cerro Santa Lucia und Cerro San Cristobal) verschoben wir aufgrund mangelnder Sichtverhältnisse und begaben uns auf den Weg zur Villa Grimaldi. Das großzügige ehemalige Familienanwesen diente während der Zeit des sozialistischen Systems als Gefängnis für Oppositionelle. Es liegt etwas außerhalb von Santiago und ist heutzutage als Gedenkstätte der Öffentlichkeit zugänglich. Vermutlich insbesondere aufgrund der Parallelen zur deutschen Geschichte der Vor- als auch Nachkriegszeit empfanden wir dies als äußerst spannend, wenngleich der Besuch und z.B. die beschriebenen Foltermethoden uns selbstverständlich nachdenklich stimmten. Nach dem Motto: "Alle guten Dinge sind drei" standen auch am 3. Tag erneut die beiden Aussichtspunkte der Stadt auf unserem Plan. Bei unserem Vormittagsbesuch auf dem Cerro Santa Lucia noch etwas bewölkt, meldete sich bei unserem Nachmittagsbesuch von Cerro San Cristobal die Sonne zurück und eröffnete einen Ausblick auf die zuvor vermissten Anden. Spätestens beim Besuch der Roof-Top-Bar "Red2One", die sich auf dem W-Hotel befindet, waren die Anden nun deutlich als Kulisse der chilenischen Hauptstadt erkennbar. Genau dieser Anblick ist es, der der Stadt Santiago ihren gewissen Charme verleiht. Dennoch empfanden wir Santiago de Chile leider als sehr dreckig und bisweilen weniger charmant als Buenos Aires. Selbstverständlich wurde dieser Eindruck jedoch signifikant durch die beschriebenen Umstände hervorgerufen.En savoir plus