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  • Day 41

    Machu Picchu und das Heilige Tal

    May 15, 2017 in Peru ⋅ ☁️ 15 °C

    In den nächsten beiden Tagen sollten die Inka-Stätten im Zentrum unserer Aktivitäten stehen. Neben der bekanntesten, Machu Picchu am gleichnamigen Berg, entschieden wir uns zuvor noch die beiden nahegelegenen und ebenfalls sehr eindrucksvollen Stätten in Pisac und Ollantaytambo zu besuchen. Wem dies nicht genug ist, der findet in der Umgebung von Cusco eine Reihe weiterer Stätten, die die Hochkultur ebenfalls eindrucksvoll zeigen. Wir bevorzugten hier wieder einmal die individuelle Anreise mit einem Taxi gegenüber einer der zahlreichen Tourangebote. Unserem Fahrer sagten wir stets, wo wir gern für einen Moment halten würden und so wurde aus dem Transfer nach Ollantaytambo, von wo aus unser Zug in Richtung Machu Picchu gehen sollte, kurzer Hand eine individuell gestaltete Halbtagestour. Auf dem Weg passierten wir so unter anderem einige Dörfer mit hoher „Meerschweinchendichte“. Diese werden hier in Häusern gezüchtet, um auf dem Grill bzw. im Ofen gegart und schließlich als „Cuy al Horno“ verzehrt zu werden – eine peruanische Spezialität. Man fand am Straßenrand zahlreiche Stände, die zum Kauf dieses traditionellen Gerichts am Spieß einluden (Stückpreis: 15 Soles, ca. 5 Euro). Meerschweinchen soll wohl wie Hase schmecken, wobei man hier häufig das ganze Tier inklusive aller Innereien erhält. Nicht zuletzt wegen Kathis Vorliebe für die kleinen Vierbeiner widerstanden wir jedoch schließlich dem kulinarischen Angebot.
    Die anschließende Zugfahrt von Ollantaytambo nach Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu dauerte etwa 1,5 Stunden und ging quer durch den Regenwald. Die Fahrt ist nicht ganz billig, doch immer wieder ergaben sich hier tolle Szenerien und der Zug mit seinen großen Panoramafenstern lud zum Staunen ein. Generell ist es bemerkenswert, welchen kommerziellen Nutzen Peru aus dem Machu Picchu zieht. Der Staat sollte den Inkas für die Errichtung dieser „Geldquelle“ wohl auf ewig dankbar sein! Zu dem kleinen Städtchen Aguas Calientes gibt es nicht viel zu sagen. Es gibt hier zahlreiche Restaurants sowie Unterkünfte, da jeder Reisende, der diese peruanische Kleinstadt besucht, ein Ziel hat: Die Besichtigung des Machu Picchu. Eine Empfehlung können wir dennoch aussprechen. Unsere Restaurantwahl fiel auf das „Tree House“ und das Essen hier war wirklich vorzüglich. Wer Kürbissuppe mag, wird diese hier lieben, aber auch alle anderen Speisen waren nicht nur delikat zubereitet, sondern auf kulinarisch hohem Niveau!
    Am nächsten Tag ging es nun also zu einem der absoluten Highlights Südamerikas, dem Machu Picchu. Da wir neben dem Besuch der Stätte auch den gleichnamigen Berg selbst erklimmen wollten, nahmen wir früh morgens den Bus aus Aguas Calientes, um unsere Kräfte vorerst noch etwas zu schonen. Dieser bringt einen zur Stätte hinauf, sodass man den frühmorgendlichen Aufstieg von etwa einer Stunde vermeidet. Die Aufstehzeit wird dadurch allerdings leider nicht optimiert, da der Bus, trotz des vorherigen Ticketkaufs, enorme Warteschlangen verursacht. Der erste Bus fährt um 5.30 Uhr und trotz dessen, dass wir bereits 5.00 Uhr am Abfahrtsplatz parat standen, mussten wir uns in eine mehrere hundertmeterlange Schlange einreihen. Meine nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob es am Ende der Schlange das neue I-Phone geben würde, verstand mein Vordermann leider nicht und erklärte mir, dass er für den Bus auf den Machu Picchu anstehen würde. ;) Trotzdem entpuppte sich Leo, so hieß der argentinische Zeitgenosse, als sehr angenehmer Weggefährte. Um etwa 5.50 Uhr startete schließlich endlich unser Bus und gegen 6.20 Uhr betraten wir die Pforten des Machu Picchu. Nach einem etwa 10-15-minütigen, leichten Aufstieg war es dann soweit: der altbekannte Anblick der Inkastätte lag unmittelbar vor uns. Auch wenn man diesen Anblick aus Dokumentationen, Reisereportagen oder Fotos von Freunden und Bekannten kennen mag, so wirkt diese Stätte in echt so majestätisch und nahezu surreal wie wohl wenig andere menschliche Bauwerke. Im Gegensatz zu Pisac, Ollantaytambo und zahlreichen weiteren Inkastätten, die für politische und administrative Zwecke genutzt wurden, diente Machu Picchu wohl als religiöses und astronomisches Zentrum für die Gelehrten. Hier zu leben war zur Zeit der Inkas ein Privileg und damit nur der oberen gebildeten Schicht der Bevölkerung vorbehalten. Der Anblick ließ einen dies wahrlich glauben, denn noch heute würden Menschen wohl ein Vermögen ausgeben, um ähnlich majestätisch zu wohnen. Etwa 600 Personen lebten zur Inkazeit maximal in dieser Stätte, was jedoch primär der Wasserknappheit geschuldet war. Besucher merken dies noch immer, denn es gibt im Inneren des gigantischen Areals keine Toilette. Man ist demnach gut beraten, diese vor Betreten der Stätte noch einmal aufzusuchen. Bevor wir uns dem gigantischen Bauwerk genauer widmen sollten, lag der Aufstieg auf den eigentlichen Machu Picchu („alter Berg“) vor uns. Man muss hierzu wissen, dass der Berg, den man auf den meisten Fotoabbildungen im Hintergrund der Stätte sieht, der Wayna Picchu („junger Berg“) ist. Tickets für eine Besteigung dieses unmittelbaren Nachbars sind in der Regel schon sehr lange vorher ausverkauft und es bedarf demnach einer genauen monatelangen Planung, um den Berg zu erklimmen, auf den täglich lediglich 400 Personen gelassen werden. Eine Besteigung des deutlich höheren Machu Picchu dient hingegen nicht selten als Ausgangspunkt, um genau dieses bekannte Fotomotiv aus höchster Höhe zu ermöglichen. Den knapp 1,5-stündigen Aufstieg zum Gipfel sollte man nicht unterschätzen, da von der Stätte aus nochmals über 700 Höhenmeter bis auf eine Gesamthöhe von 3061 Metern zurückzulegen sind und die Pfade, insbesondere zum Ende hin, auch durchaus schmäler werden. Trotz allem lohnt auch hier die Anstrengung, denn oben angekommen, ist man umgeben von einem beeindruckenden Dschungelmeer. Die grünen Berge um einen herum wirken fast übernatürlich und mithilfe von ein wenig Fantasie fühlt man sich gedanklich in die Zeit der Inkas zurückversetzt, in der auf einigen dieser Gipfel Opfergaben erbracht wurden. Anlass hierzu waren wohl unter anderem die in dieser Region häufigen Vulkanausbrüche. Wann immer man das Grollen der Götter in Form einer solchen seismologischen Aktivität spürte, erbrachte man ein Opfer in Form eines Kindes, welches man auf einem der Hügel aussetzte. Dieses wurde unter Einfluss berauschender Substanzen auf den Gipfel gebracht und ist schließlich aufgrund der Kälte in diesen Höhen erfroren. Eine der berühmtesten Opfergaben ist die Kindermumie Juanita, die unweit von Arequipa aufgefunden wurde und später ein eigenes Museum erhielt. Doch auch in den Bergen um Machu Picchu war dieses Ritual sehr typisch. Nach dem Abstieg entschieden wir uns noch eine 2-stündige Führung durch die beeindruckende Stätte wahrzunehmen, um etwas mehr über die Kultur der Inkas zu lernen. Wir besichtigten hierbei unter anderem diverse Tempel, wie den Sonnentempel und den Condor-Tempel, die Wohnhäuser der Inkas, die astronomischen Einrichtungen sowie das Wassersystem und die Terrassenlandschaften. Auch wenn von Menschenmengen überlaufen, so ist der Machu Picchu jede Reise wert und man wird den majestätischen Anblick nicht so schnell vergessen...
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