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  • Day 43

    Colca-Canyon und Cruz del Condor

    May 17, 2017 in Peru ⋅ 🌙 20 °C

    Das nächste Ziel unserer Reise sollte der Colca-Canyon, die mit 3.270m zweitgrößte Schlucht der Welt, sein. Der Canyon ist damit fast zweimal so tief wie der bekannte Grand Canyon. Er liegt etwa 2-3 Fahrtstunden nördlich von Arequipa, dem Ort, den wir im Nachgang besuchen wollten. Die meisten Reisenden entscheiden sich hierbei für eines der zahlreichen Tourangebote ab Arequipa. Da wir diese organisierten touristischen Bustouren aber in der Regel schauererregend finden, wollten wir den Canyon auf dem Weg von Cusco nach Arequipa eigenständig besuchen. Auf der Landkarte scheint dies kein Problem zu sein, in der Realität sollte die Anreise leider nicht ganz so einfach funktionieren... Zunächst gibt es nur einen Bus, der Cusco und Chivay, den Ort im Colca-Canyon, direkt verbindet. Noch am Vorabend unserer vorgesehenen Abreise sagte man uns, dass es wohl einen Streik in Chivay geben sollte, sodass keine größeren Busse in die Stadt hineinfahren dürften. Diese einzige Direktverbindung würde damit ebenfalls gestrichen werden und es wäre noch nicht klar, wann der Streik beendet und die Verbindung wieder aufgenommen wird. Um nicht mehr Zeit zu verlieren, entschieden wir uns nach der Rückkehr vom Machu Picchu direkt noch für einen Nachtbus in Richtung Puno. Von dort aus gäbe es schließlich „dauerhaft und mindestens alle 30 Minuten“ Busverbindungen nach Chivay. Wie so oft in Peru war das mal wieder nur so halb wahr… Am frühen Morgen aus Cusco in Puno angekommen, ging der nächste Bus erst etwa 2 Stunden später. Dieser würde zudem auch nicht direkt nach Chivay fahren, sondern könnte uns in einem Vorort, etwa 1,5 Stunden vor Chivay, herauslassen. Von dort aus müssten wir dann einen Minibus nehmen, um Chivay letztlich zu erreichen. Was soll ich sagen? Der besagte Vorort war leider nicht mehr als eine Kreuzung im Nichts. Kathi wurde schon etwas bange, dass wir hier unser Nachtlager aufschlagen müssten, nachdem uns ein Zollkontrolleur in der Nähe besagter Kreuzung sagte, dass heute keine Minibusse nach Chivay fahren würden. Aber schließlich lernt man ja aus nicht verlässlichen Aussagen und übt sich in Skepsis. Wir versuchten also unser Glück und fanden schließlich auch eine Mitfahrgelegenheit nach Chivay. Den peruanischen Streik sollten wir noch kurz zu Gesicht bekommen, doch bald darauf hielt auch schon die Dunkelheit Einzug. Am nächsten Tag sollte nun unser eigentliches Ausflugsprogramm der Region beginnen. Eine letzte frühmorgendliche Busfahrt (vorgesehen für 4.00 Uhr startete der Bus dann doch wieder erst um 4.50 Uhr) trennte uns allerdings noch vom geplanten Startpunkt Cabanaconde. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es gegen 9.00 Uhr schließlich los. Wir begaben uns gestärkt in Richtung der kleinen Oase Sangalle. Auf dem etwa 3-stündigen Weg (hinunter ist man schneller, aber zurück sollte man dies durchaus einplanen) lernt man den besagten Canyon in seiner schönsten Form kennen. So liegt der Ort Cabanaconde auf einer Höhe von etwa 3.287m am Rande des Colca-Canyons. Die kleine Oase Sangalle hingegen liegt mitten im Canyon auf einer Höhe von 2.180m. Oder anders ausgedrückt: die „Health-App“ meines I-Phones zeigte am Abend als Tagespensum (Hin- und Rückweg) ganze 278 Stockwerke an. Der Weg sollte sich aber durchaus lohnen. So ergaben sich entlang unseres Weges immer wieder grandiose Ausblicke. Um die Mittagszeit im Tal angekommen, nahmen wir ein kurzes Bad in einem der Pools der Oase – für einen kleinen Geldbetrag kann man diesen zur Erfrischung nutzen. Nach einem Mittagessen und einer kurzen Entspannungspause ging es dann gegen kurz vor 15 Uhr für uns wieder zurück. Wie zu erwarten war, war der Rückweg durchaus kräftezehrender. Dennoch schafften wir es noch ziemlich genau mit Einbruch der Dunkelheit, den Rand des Kraters wieder zu erklimmen. Die letzten Meter zurück zum Ort Cabanaconde legten wir dann schließlich mit Taschen- und Stirnlampe zurück. In Erinnerung bleiben wird uns sicher auch die Begegnung mit einer netten älteren Dame. Nach Betreten eines Supermarktes in Cabanaconde direkt nach unserer Rückkehr kamen wir kurz ins Gespräch mit ihr und sie staunte nur über unser Tagesprogramm und wiederholte völlig überrascht immer wieder: „Ida y vuelta, ida y vuelta...“ („Hin und zurück, hin und zurück...“) Laut ihrer Auskunft würden die meisten Reisenden aufgrund der Anstrengung nur eine Richtung am Tag zurücklegen und für die Nacht in der Oase verweilen… Den Abend ließen wir schließlich mit einem Essen in unserer Unterkunft ausklingen. Als Vorspeise gab es, für europäische Verhältnisse etwas ungewöhnlich, aber zu Kathis Freude Canchita (peruanisches Popcorn). Der zweite „Hauptprogrammpunkt“ unseres Ausflugs folgte direkt am nächsten Morgen – die Beobachtung des Kondorflugs. Man muss hierzu wissen, dass die Vögel mit ihrer faszinierenden Flügelspannweite von bis zu 3 Metern die Thermik in bestimmten Bereichen der Schlucht ausnutzen. Diese ist insbesondere früh morgens zwischen 8 und 9 Uhr und am späten Nachmittag sehr vorteilhaft. Wir waren bereits etwas vor 8 Uhr am Cruz del Condor, dem Aussichtspunkt, der hierfür besonders bekannt ist. Fast pünktlich um 8.00 Uhr begann das Spektakel und nach anfänglich nur einigen wenigen ersten Exemplaren gesellten sich schnell immer mehr dazu. Die Kondore schwebten ultraleicht über der gigantischen Schlucht und man wünschte sich für einen Moment, mit ihnen tauschen zu können. Desöfteren kamen sie den staunenden Menschen am Boden bis auf nur wenige Meter nahe. In etwa 3 Meter Entfernung ruhte ein etwas älteres Exemplar. Es wirkte fast als würde er den Jünglingen beim spielerischen Flug zusehen und ihnen das „Feld“ nun zunehmend überlassen. Er bot ein gutes Fotomotiv, wenngleich Kondore aus der Nähe betrachtet nicht unbedingt als besonders heiße Anwärter auf den Preis des schönsten Vogels gelten. Der schlaffe Hautfetzen oberhalb des Schnabels, der sie vom weiblichen Geschlecht abgrenzt, mutet in der Realität eher wie ein lebloser Hautfetzen an und auch die Farbgebung der Gesichtspartie des männlichen Vogels wirkt mit grau, rosa und einem hellen Orangeton eher wenig maskulin an. Im Anschluss an unsere Kondorzeit ging es mit einem Kleinbus in Richtung Arequipa. Ein paar Zwischenstopps auf dem Weg garantierten uns noch einige weitere Aussichtspunkte, wobei insbesondere die kurze Pause in der Nähe einer Gruppe grasender Lamas und Alpakas uns besonders erfreute.Read more