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  • Day 46

    Arequipa - die "weiße Stadt"

    May 20, 2017 in Peru ⋅ ☀️ 21 °C

    Die Stadt Arequipa ist mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern hinter Lima mit fast 10 Millionen Einwohnern bereits die zweitgrößte Stadt Perus. Inmitten dreier Vulkane (Misti (5822 m), Chachani (6057 m) und Picchu Picchu (5486 m)) gelegen, erlebt die Region regelmäßig kleinere Erdbeben. Vielen Seismologen zufolge wird es zudem in den nächsten 400 Jahren wieder einen verheerenden Vulkanausbruch geben. Abgesehen von dem Risiko für die Einwohner wirkt die Lage hingegen malerisch, da man von den meisten Punkten der Stadt mindestens einen der Vulkane sieht und einige Punkte mit Rundumblick auch die Sicht auf alle drei Vulkane erlauben. Arequipa ist als „weiße Stadt“ bekannt und auch, wenn man nach einem kurzen Spaziergang meint, dass diese Bezeichnung ihren Ursprung in den weißen Gemäuern der Stadt hat, so existierte der Name bereits vor Existenz der weißen Gemäuer und ist dem früheren Verbot für Indios geschuldet, in Arequipa zu wohnen. Um ein paar weitere Informationen über Arequipa und auch Peru im Allgemeinen zu erhalten, nahmen wir auch hier wiederum an einer Free Walking Tour durch die Stadt teil. Wir lernten hier etwas über diverse verschiedene Volksgruppen, die in einigen abgeschiedenen Gebieten Perus leben, ebenfalls an Pachamama glauben und wohl zum Teil auch ähnliche Praktiken anwenden wie uns bereits in Bolivien beschrieben wurden. Besonders bemerkenswert sind dabei die medizinischen Praktiken, die hier zum Einsatz kommen. So vertraut man bei Krankheiten den heilenden Fähigkeiten des Schamanen. Dieser kennt gleich diverse Formen von angeblich kurierenden Ritualen. Gleich bei zwei bewährten Methoden kommen Meerschweinchen zum Einsatz. So wird bei der ersten Form einer der kleinen Vierbeiner auf der Haut des Menschen gerieben. Die negative Energie des Menschen soll sich so auf das Meerschweinchen übertragen, welches anschließend getötet wird. Das Reinigungsritual ist damit vollendet. Bei der zweiten Methode wird „dem Patienten“ ein Meerschweinchen auf den Bauch gebunden, anschließend wird es seziert und es werden die Eingeweide entnommen. Sollten diese Abnormalitäten aufzeigen, so geht man davon aus, dass das gleiche Krankheitsbild auch beim Menschen vorliegt. Die Methode dient demnach – so zumindest in der Theorie – der Aufdeckung der Ursache der Erkrankung. Als Drittes sei noch eine Methode erwähnt, die mit dem Trinken einer speziellen halluzinogenen Substanz verbunden ist. Das Gemisch namens Ayahuasca soll einem ähnlich der zweiten „Meerschweinchen-Methode“ die Ursache der potenziellen eigenen Krankheit verraten. In der eigenen Vision, die durch den Konsum bedingt ist, soll sich dem Menschen also der Grund der eigenen Krankheit offenbaren. Dass die Methode aber auch weniger heilend wirken als vielmehr tödlich enden kann, zeigt ein Beispiel aus dem letzten Jahr. Ein Kanadier, der sich gemeinsam mit seinem britischen Freund auf eine solche Heilungsreise begeben hatte, stach seinen Freund im Zuge seines halluzinierenden Zustandes ab. Auch wenn letztere Tatsache wohl eher unter die Kategorie Drogentourismus fällt, schenken Studien zufolge immer noch etwa 30% der peruanischen Bevölkerung diesen Praktiken ihren Glauben. Ähnlich wie in einigen afrikanischen Ländern ist der Weg zum Arzt häufig erst die letzte Instanz und wenn dieser dann versagt, weil die Krankheit schließlich schlicht und einfach zu weit vorangeschritten ist, ist es selbstverständlich der Arzt, der hierfür verantwortlich gemacht wird – ein Teufelskreis! Heilungsreisen dieser Art sind je nach Art und Umfang auch für 3000 Euro oder mehr zu haben, dem Wahnsinn sind damit also keine Grenzen gesetzt… In dem Hinterhof eines weiteren lokalen Marktes (Ja, wir haben wahrlich eine Vorliebe für lokale Märkte, da man hier in der Regel einen ganz guten Überblick über kulinarische aber auch andersweitige rituelle Gegebenheiten des jeweiligen Landes erhält), den wir später besuchen sollten, wurden uns einige dieser Praktiken auch noch einmal persönlich angeboten. Der selbsternannte Hobbyarzt hatte zudem auch noch „Kokablätterlesen“ und „Zukunftsdeutung mittels Zigarettenrauch“ in seinem „Kurierungsrepertoir“. Nach einer kurzen Unterhaltung sowie einer Beschreibung des hier erhältlichen Heilungsangebotes lehnten wir jedoch dankend ab. Ein weiterer recht interessanter Ausflug war der Besuch des Catalina-Klosters. Dieser wirklich riesige Komplex inmitten der Innenstadt wurde von einer wohlhabenden spanischen Nonne gegründet. Das Gebäude erinnert insbesondere im Inneren sehr stark an Andalusien und so verwundert es nicht, dass auch die Straßen nach spanischen Städten benannt sind. War es anfangs lediglich spanischen Nonnen gestattet das Kloster zu besuchen, ist diese Restriktion mittlerweile aufgehoben und die aktuelle „Besetzung“ besteht ausschließlich aus gebürtigen Peruanerinnen. Eine überlieferte Geschichte besagt, dass sich unter dem Kloster ein Grab befindet, in dem die Kinder einiger Nonnen begraben wurden. Hinsichtlich der Tatsache, ob die Nonnen bereits schwanger ins Kloster kamen oder auf mysteriöse Weise im Inneren des heiligen Gewölbes schwanger wurden, herrschte hingegen Uneinigkeit…Read more