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  • Day 93

    Reiten, wandern und arbeiten

    June 1, 2023 in Australia

    An meinem ersten Morgen in Alice Springs nimmt Carol mich mit zum Reiterhof, von dem mir schon viel erzählt wurde. Morgens ist es frisch, aber der Himmel ist blau. Ich lerne Postie kennen, Carols Pferd, der eine konstant schlechte Laune hat, und ein paar von den vielen Hunden.
    Ich nehme meine erste Reitstunde bei Sam, die ganz anders unterrichtet als ich es von Deutschland kenne. Sie ist eine sehr gute Lehrerin, und die Übungen machen echt Spaß. Da Pferde in Australien noch weit verbreitet in der Viehhaltung genutzt werden, ist das Reiten sehr am Arbeiten mit Kühen oder Schafen orientiert, oder an Slaloms wie dem Barrel-Racing.
    Es gibt zwar keine öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt, aber das braucht man dort auch nicht, denn alles ist zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen (und alle haben Autos).
    Ich gehe jeden Tag in die Stadt oder laufe am Flussbett entlang. Die Landschaft ist anders als alles, was ich gewohnt bin, und es ist schön, jeden Tag Sonne und einen wolkenlosen Himmel zu haben. Trotzdem ist es hier tiefster Winter, mit maximal 15-23 Grad nachmittags.
    Innerhalb der letzten Jahre hat es in Alice Springs und anderen Städten des Northern Territory viel Kriminalität und Gewalt gegeben. Solange ich bei Dunkelheit nicht draußen bin, wird mir gesagt, sollte ich mir keine Sorgen darum machen. Ich bemerke, dass die Leute hier ein bisschen vorsichtiger sind, sich oft umschauen, nicht so freundlich hallo sagen wie ich es sonst erlebt habe. Carol und ihre Familie erzählen mir, wie oft ihre Autos kaputte Fenster haben und wie manchmal versucht wird, bei ihnen einzubrechen.
    Im Desert Park, eine Anlage mit Pflanzen und Tieren der Region, verbringe ich auch einen Tag. Es ist interessant, die Tiere von nahem zu sehen, besonders die Dingos gefallen mir. Die Vogelschau ist auch etwas Besonderes, mit Vögeln, die genau wissen wann sie ihren Auftritt haben, und einem kleinen “Wagtail”, der kein offizieller Teil der Show ist, aber schon seit sieben Jahren teilnimmt und diverse Tricks gelernt hat, um Essen zu bekommen.
    Ich besuche auch Simpsons Gap, und wandere bei Jessie und Emily Gap. Das sind Schluchten in den Ranges rund um die Stadt, mit Wasserlöchern. Die roten Farben der Felsen gegen den strahlend blauen Himmel und das blasse grün der Bäume ist sehr schön.
    Für einige Zeit arbeite ich auf dem Reiterhof, wir sehen jeden Morgen den Sonnenaufgang, während wir ausmisten und Futter verteilen. Da hier das Gras fast keine Nährstoffe hat (und fast nichts wächst), bekommen die Tiere allerlei Zusatzstoffe und -pulver in ihr Futter gemischt. Ich bemerke eine Verbesserung, je mehr ich reite und Stunden nehme. Die praxisnahen Übungen, bei denen wir Kühe jagen müssen, sind echt lustig.
    Gegen Ende meiner Zeit in Alice arbeite ich noch beim Finke Desert Race, einem bekannten Motorradrennen in der Wüste. Es ist interessant, diesen Teil der australischen Kultur kennenzulernen: Stiefel und Hüte, laute Motoren, Dreck und Staub überall, Hubschrauber, die die Motorräder aus der Luft filmen, Feuerwerk am ersten Abend. Was ein Abschluss für meinen Aufenthalt im Northern Territory!
    Ein paar Tage nach dem Finke packe ich zusammen, und mache mich auf den Weg zurück nach Adelaide, diesmal in nur zwei Tagen Fahrt, und alleine.
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