• Tag 71: Schwerlast & Fliegen!

    2024年8月12日, トルコ ⋅ ☀️ 28 °C

    Heute gefahren: 62km (+293km mit Cemal)
    Bisher gefahren gesamt: 4.052km
    Heute Höhenmeter im Anstieg: 120hm
    Höhenmeter im Anstieg bisher: 36.840hm
    Platte Reifen: 4
    Pausentage gesamt: 18
    Fahrtage gesamt: 53

    Ich liege gerade im Führerhaus eines türkischen LKWs hinter den Fahrer- und Beifahrersitz, wo Cemal und Vincent sitzen. Wir fahren eine Sonnenblumenmähmaschine durch die komplette Türkei. Unsere Räder sind auf der Ladefläche verspannt, die Radtaschen liegen da ebenfalls.

    Gestern Abend haben wir noch die 400km nach Konya geplant, heute sind sie an einem Tag abgefahren - zur Feier des Glücks haben wir uns gleich mal ein Hotelzimmer mit Frühstücksbuffet in Konya gebucht.

    Wer braucht schon öffentliche Verkehrsmittel, wenn es auch mit einem Truck geht?!

    Ein bisschen haben wir Angst um unsere Räder - die Bodenwellen und sonstigen Fahrumstände aber wir bleiben positiv und bei der leckeren Essenspause haben wir einmal nachgezurrt.

    Wie kam es dazu? Wir sind schön früh gestartet und auf unseren alt bekannten Highway mit Seitenstreifen. Wetter war perfekt, kaum Verkehr, irgendwann Gegenwind aber wir haben es gelassen genommen und die Landschaft genossen. Wir sind an Salzseen vorbei gefahren, während auf der andern Straßenseite die Berge empor wachsen.
    Irgendwann hubt es gewaltig hinter uns - mehr als sonst. Es nervt ein bisschen, weil wir immer denken, es ist etwas ernsthaftes. In Deutschland hubt man ja nur sehr selten.

    Auf jeden Fall bleibt ein LKW ca 200m vor uns auf unserem schönen Standstreifen stehen, wir nähern uns und der Fahrer steigt aus und fragt uns, ob wir mit wollen. Wir entscheiden kurzerhand Ja bzw. Tammam (heißt „alles klar“ auf Türkisch).

    Einschub Vincent: Cemal, 62 und seit 1987 LKW-Fahrer. Nett, herzlich und er spricht nur türkisch. Die Kommunikation in den nächsten Stunden wird wild. Wir versuchen viel mit Händen und Füßen sowie Google Translate durchzuziehen. Die Übersetzungen ins Türkische sind nicht immer gut. Meist gucken uns unsere Gesprächspartner trotz Google translate ratlos an. Cemal bleibt bei türkisch. Wenn er den Eindruck hat, wir verstehen etwas nicht, wird derselbe Satz einfach nochmal im türkischen und einfach ein bisschen lauter gesagt. Verstehen tun wir ihn am Ende doch nur bedingt. Generell können Türken sehr laut sprechen. So herrscht jedenfalls neben den Fahrgeräuschen in der Fahrerkabine auch ein lautes Stimmengewirr. Ein bisschen anstrengend mit der Zeit und irgendwie auch lustig.
    Einschub Vincent Ende.

    Zurück zum verladen: Fahrräder verzurren, ab ins Führerhaus. Nun sind wir seit 4 Stunden unterwegs und haben eine leckere Essenspause gemacht. Wir wollten Cemal natürlich einladen und haben alles gegeben und trotzdem hat er gezahlt. Wir wissen immer gar nicht, wie wir unser schlechtes Gewissen heilen sollen.

    Ansonsten haben wir mit dem Wasserkocher, der an den Zigarettenanzünder angesteckt wird, schon Kaffee getrunken. Wir haben mit seiner Tochter, die Englischlehrerin ist, einen WhatsApp-Telefonat gemacht, wir kennen alle Familienmitglieder von Bildern, haben auf Facebook Videos der Erntemaschinen angeschaut - Achja und alles natürlich während wir mit 80 km/h und 42 Tonnen über die türkischen Straßen schaukeln. Mal mit mehr, mal weniger Verkehr, mal besseren und schlechteren Straßen. Wer weiß, was der Tag noch bringt!

    Er brachte noch viel:
    Angekommen in Konya hat Cemal nicht abgelassen, dass wir noch bei seiner Tochter und deren Mann vorbeizuschauen. Wir haben zuvor schon unsere Räder abgeladen als wir im Industriegebiet einen Zwischenstopp eingelegt haben (sie waren umgekippt und wir leicht panisch und wir hatten Kommunikationsprobleme - Überraschung), Auf dem Weg zur Wohnung haben wir noch Baklava als Gastgeschenk eingekauft, um nicht komplett mit leeren Händen zu kommen. Und natürlich mussten wir noch mit Abendessen! Es gab Reis mit Fleisch. Sehr lecker - das Fleisch ganz zart aus dem Schnellkochtopf. Eines der Lieblingsküchengeräte der Türken - wie wir lernen.
    Cemals Tochter und ihr Mann haben während der Corona Zeit geheiratet, konnten deshalb nicht groß feiern und haben sich hierfür in Konya eine 160qm Wohnung gekauft. Beide sind Lehrer und teilen sich die Erziehung der Tochter gleichermaßen. Und trotzdem sitzt der Mann und der Vater im Sessel und wird von der Tochter bzw. Ehefrau bedient.
    Wir haben sie auch gefragt, warum uns jeder nach Heirat und Kinder fragt und sie meinten, ihnen sei es ebenfalls so ergangen. Wenn 1 Kind da ist, wird nach dem nächsten gefragt usw. Familie und Ehe ist stark in der türkischen Gesellschaft verankert.

    Nach dem gemeinsamen Nachtisch sind wir dann zu unserem Hotel aufgebrochen. Das hatten wir noch aus dem LKW heraus gebucht. Ganz nettes 4 Sterne Hotel mit Sauna und Hammam, sodass wir uns gleich noch einen abendlichen Saunagang gegönnt haben und danach einen kleinen abendlichen Spaziergang durchs schicke Konya.
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