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  • Day 80

    Mein Fazit zur Reise (Teil 1)

    September 27, 2022 in Germany ⋅ 🌧 9 °C

    Ich bin jetzt seit zwei Wochen wieder in der Heimat und ich schwelge weiter in Erinnerungen an die Tour. Es war eine wahnsinnige Zeit, welche ich in den zwei Monaten auf dem Fahrrad verbracht habe. Nun versuche ich hier, zumindest kurz, meine Gedanken zu den einzelnen Fahrabschnitten zu verschriftlichen.

    Nach langem Warten und detaillierten Vorbereitungen ging es am 10. Juli hochmotiviert mit dem Flixbus nach Kopenhagen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht wirklich realisiert, dass wir unsere Pläne nun anfangen umzusetzen. Am folgenden Tag begann dann für uns der erste größere Abschnitt, welcher uns durch Dänemark von Kopenhagen nach Gedser führen sollte. Bei zum Großteil wunderbarem Fahrwetter konnten wir uns auf gut und einfach zu befahrenen Wegen aufeinander einstellen und die ersten Routinen entwickeln, welche uns bei der restlichen Tour helfen werden. Das Landschaftsbild in Dänemark war dabei steht’s von riesigen Weizenfeldern, der Ostsee und einigen Wäldern geprägt.

    Am fünften Tag unserer Reise sind wir dann mit der Fähre von Gedser nach Rostock übergesetzt, wo uns der zweite größere Abschnitt erwartete. Dieser führte uns von Rostock durch die Mecklenburgische Seenplatte, über Berlin und an der Elbe vorbei, bis nach Dresden. Wie der Name bereits erwähnt erwarteten uns fast vier Tage Wälder, Seen und Felder. Auf dieser Strecke erwischte uns auch die Hitzewelle durch Deutschland. Noch von den recht angenehmen Temperaturen von Dänemark verwöhnt erwischte uns die Hitze recht heftig. So mussten wir uns bei zeitweise bis zu 40 °C gerade gegen Ende der Tagesetappen bis zum Campingplatz quälen. Früher als eigentlich gedacht erreichten wir dann aber bereits am achten Tag Berlin, unser erstes größeres Zwischenziel. Es fühlte sich aber fast schon komisch an nach den vorherigen Tagen ohne etwaige größere Städte in die größte Stadt Deutschlands einzufahren. Die Stadt konnten wir wunderbar genießen und dann nach einem Treffen mit einem dort wohnenden Freund auch bei eben jenem übernachten. Solche Übernachtungen fühlen sich dann wie ein großer Luxus an. Bis nach Dresden sollte sich die Umgebung und das Wetter nicht groß ändern. Es blieb heiß und die Natur wunderschön. Am 13. Tag der Reise konnten wir dann Dresden besichtigen. Die dortige Altstadt und insbesondere die Frauenkirche waren eindrucksvoll und schön anzusehen. Abgerundet wurde der Tag dann noch mit einem weiteren Treffen mit einem Freund in einer „All You Can Eat Sushibar“. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Sushi gegessen und war doch sehr angetan von dieser Möglichkeit. Dieser Tag war auch für meinen Fahrkollegen Jacob ein schöner runder Abschluss seiner Reise. Diese musste leider aus gesundheitlichen Gründen an dieser Stelle unplanmäßig abgebrochen werden. Mittlerweile ist in diesem Punkt alles wieder in Ordnung, aber zu dem Zeitpunkt war an ein Weiterfahren nicht zu denken. So hieß es am Morgen des nächsten Tages Abschied nehmen. Von diesem Zeitpunkt an hat mich dann ein passendes Maskottchen, ein Pinguin, auf der Reise begleitet.
    Alleine bin ich dann in den nächsten Fahrabschnitt, Tschechien gestartet. Der Weg in Richtung Prag war sehr angenehm. Ich konnte durch die Täler vom Mittelgebirge entlang der Elbe und später der Moldau ohne Schwierigkeiten Prag erreichen. Prag war dann für mich der absolute Wahnsinn und auch bis zum Ende der Tour einer meiner absoluten Highlights. Im Stadtkern reihte sich ein wunderschönes Haus an das andere. Hinzu kamen unter anderem die Karlsbrücke, der Pulverturm und das Rathaus, welche selbst dort noch herausgestochen haben. Das absolute Highlight war für mich aber der St. Veits Dom, welcher mich mit seinen absurd detailreichen Kirchenfenstern und dem Kirchenschiff einfach nur sprachlos haben stehen lassen. Ich werde es nie vergessen wie ich in den Dom hinein gegangen bin und „WOW“ quasi laut ausgesprochen habe. Prag war dann in der Reise ein weiterer Wendepunkt. Bis dorthin war die Strecke geprägt von flachen Etappen und wenn überhaupt nur leichten Hügeln. Ab Prag erwartete mich dann zunächst bis zur Österreichischen Grenze ein fortwährender Anstieg. Auf etwa 280 km erwarteten mich 4410 Höhenmeter. Die Bewältigung dieser Strecke wurde dann aber auch noch abseits der Steigung durch verschiedene Aspekte erschwert. Zunächst ist da die Verpflegung am Tage zu erwähnen, welche aufgrund des nicht wirklich vernünftigen Gebäck und den mangelnden Supermärkten gerade so hinreichend war. Da musste auch mal ein staubtrockenes Brötchen mit einer halb geschmolzenen Käsescheibe aufgewertet werden. Die Hitze hatte eben auch nur etwas nachgelassen. Hinzu kamen die schlechten Wege welche mich über den gesamten Wege begleitet haben. Zeitweise musste auch mal ein längerer Aufstieg auf Kopfsteinpflaster oder tiefen Kieswegen bewältigt werden. So war ich auf jedenfall überglücklich am 20. Tag Österreich und somit den nächsten Reiseabschnitt zu erreichen.

    Gerade in Österreich angekommen erwartete mich eine wunderbare offene Landschaft mit unzähligen grünen Weiden und einer langen Abfahrt zum genießen. In Linz habe ich dann auch einen Freund besuchen können, welcher mir einerseits Linz gezeigt und mich daraufhin sehr lecker verköstigt hat. Da dieser sich sehr gut mit dem Fahrrad fahren in Österreich auskennt habe ich meine Route auf sein anraten an ein paar Stellen angepasst. Ansonsten wäre gerade die Fahrt nach Salzburg womöglich etwas weniger schön verlaufen. Auf diese Weise habe ich zum Beispiel direkt am Attersee campen können und zusätzlich auch einige Bergseen bewundern können. Da waren mir auch der ein oder andere Anstieg ziemlich egal. In Salzburg erwartete mich dann meine, für lange Zeit, letzte Unterkunft bei der Familie eines Freundes. Dort wurde ich wie zuvor aufs herzlichste willkommen geheißen. Ich war einfach begeistert von dieser und jeder anderen Gastfreundschaft welche mir entgegengebracht wurde. So konnte ich die Zeit auch innerhalb der schönen Stadt Salzburg einfach nur genießen. In Salzburg ereignete sich dann aber auch einer meiner überraschendsten Erlebnisse der gesamten Reise. Zwei Radreisende aus Frankreich welche ich bereits in Rostock und ein paar Tage später getroffen hatte liefen mir plötzlich erneut mitten in der City auf einer Kreuzung über den Weg. Wäre ich dort nur ein paar Sekunden später oder früher gewesen hätten wir uns verpasst, da diese gerade mit dem Fahrrad in die Stadt eingefahren waren. Nach einem kurzen aber herzlichen Gespräch ging es aber auch für mich weiter mit dem genießen der Stadterkundung. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei der Blick von der Burg auf Salzburg und das Salzachtal. Von Salzburg aus ging es dann durch die Täler bis ins wunderbar gelegene Zell am See. Dort konnte ich bei wunderbarer Aussicht an meinem ersten Ruhetag Kräfte für die folgende Passüberquerung sammeln. Vor eben jener hatte ich verdammt viel Respekt. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich den Anstieg schaffen würde. So ging es für mich mitten in der Nacht um Zwei Uhr direkt auf das Fahrrad. In tiefster Dunkelheit erreichte ich die Großglockner Hochalpenstraße und begann meinen Anstieg. Mit der Zeit kam die Sonne immer weiter raus und hüllte die Berge nach und nach ins warme Sonnenlicht. Zwischen Sieben und Acht Uhr erreichte ich dann, mit den Kräften schon fast am Ende, aber überglücklich, das auf 2504 m gelegene Hochtor. Die folgende Abfahrt über unzählige Serpentinen und entlang wunderschöner Natur war dann einfach ein Traum und auf dieser Reise mit nichts zu vergleichen. Diese Euphorie hat mir dann auch noch geholfen den letzten nicht zu verachtenden größeren Anstieg des Tages, bei großer Hitze, bis nach Lienz, zu bewältigen. Am folgenden Tag, immer noch überglücklich die Passüberquerung gemeistert zu haben, führte mich dann durch zeitweise starkem Regen über die Dolomiten und einem stetigen Anstieg bis nach Italien.

    Mit der Überquerung der italienischen Grenze hatte ich etwa die Hälfte der Reise bewältigt. Das half definitiv für die Motivation, auch wenn diese über die Tour hinweg eigentlich nie ein Problem dargestellt hat. So oder so fühlte es sich auf alle Fälle gut an. Der Weg aus den Alpen hinaus war bis in die weiten eintönigen Ebenen vor Venedig durchaus ansprechend. Ich merkte aber schnell, dass die Gewässer von der Hitzewelle stark ausgetrocknet waren und teilweise nur noch kleine Rinnsale waren. Dort wo eigentlich Seen sein sollten waren oft nur kleine Teiche. Die Berge hingegen haben natürlich nichts an ihrem Reiz verloren und so konnte ich die Abfahrt genießen. Relativ zügig kam ich dann aber auch zu einem von mir heiß erwarteten Ziel. Venedig stand schon seit Jahren auf der Liste an Orten welche ich unbedingt einmal besuchen wollte. Venedig fühlte sich zeitweise wie ein Labyrinth, dann wie ein Museum und am Ende auch wie ein großes Kunstwerk an. Ein verwinkeltes Straßennetz durch enge Gassen und plötzlich auftauchenden großen Plätzen und tollen Gebäuden. Gerade der Markusplatz hat mir mit dem Markusdom, Markusturm und dem Dogenpalast besonders gut gefallen, auch wenn diese wie erwarten sehr gut besucht waren. Nicht zu verachten war aber einfach das Schlendern und Entdecken der Gassen, der unzähligen Brücken, als auch alle möglichen etwas abgelegenen Plätze. Der Besuch war für mich definitiv ein Highlight meiner Reise und diente als hervorragender Einstieg für die Fahrt durch Italien. Einem Ruhetag kurz vor Bologna, umgeben von Olivenbäumen und Weinreben half mir dann nach den doch recht anstrengenden Tagen Kräfte für alles Folgende zu sammeln. Die Besichtigung von Bologna war dann auch ganz nett, aber hat mich jetzt nicht unbedingt begeistert. Mein dortiges Highlight war die Basilica di San Domenico, welche mir auch besser gefallen hat als die deutlich bekanntere Basilica San Petronio. Es folgte der erste größere Abstieg über den nördlichen Apennin nach Florenz. Dieser war für mich als Eingewöhnung auf die noch folgenden Anstiege unter massiver fast dauerhafter Sonnenbestrahlung durchaus nicht zu verachten. Für jeden der meinen Blog etwas verfolgt hat sollte klar sein wie gespannt ich auf Florenz war. Bereits aus weiter Ferne sah ich die Cattedrale di Santa Maria del Fiore Campanile, das „Objekt meiner Begierde“. Diese Kathedrale war dann mit ihrer Kuppel, dem Glockenturm und der absurd detailreichen Außenfassade sogar noch beeindruckender als erwartet. Ich konnte mich einfach nicht satt sehen. Auch der Ausblick von der Kuppel über Florenz waren nicht zu verachten. Nicht zu vergessen ist dabei, dass die Kathedrale nur eines von vielen Highlights der Stadt waren. Hinzu kamen die Ponte Vecchio, die Capelle Medice, die Basilica die Santa Croce und vieles weitere. Auch einfach nur an den schönen Gebäude zwischen den Tourihotspots vorbei zu laufen war schon klasse. Jetzt nach der Tour kann ich sagen, dass Florenz wohl mein absolut schönster Stadtbesuch auf der gesamten Reise war. So schön der Besuch auch war so blöd war dann auch die folgende Nacht. Ein starkes Gewitter, welches einige Zelte weggespült und noch mehr überflutet hat zog über Florenz und eben auch den Campingplatz, welchen ich mir ausgesucht hatte. Ich hatte Glück da sich nur ein paar Heringe gelöst hatten und ich so den Innenraum noch halbwegs trocken halten konnte. Durchnässt und dennoch voller Sorge um mein Zelt musste ich noch länger abwarten bevor ich es dann doch wagen konnte ins Zelt zu gehen und dort zu schlafen. Am nächsten Morgen sah die Umgebung schon sehr beschädigt aus und jede Menge Camper waren mit Aufräumen beschäftigt. Nach eigenen Aufräumarbeiten und Inspektionen erwartete mich dann eine doch sehr anstrengende Fahrt, da ich erst während der aufkommenden Mittagshitze losgefahren bin. Dennoch erreichte ich dann, trotz anstrengender Nacht und absurder Hitze, über unschöne Wege, Pisa. Natürlich wurden dann beim Schiefen Turm von Pisa ein paar Bilder gemacht, bevor es dann endlich zum Mittelmeer ging. Der Moment des ersten Blick‘s auf das Meer, an dem ich noch große Teile entlang fahren würde, war einfach phänomenal. Einer interessanten Nacht in mitten eines Olivenhains folgten einige schöne Strecken bis vor die Tore von Rom. Auf dem Weg hatte ich mit einer Gruppe von Radfahrern aus der Schweiz wohl meine längste Fahrgemeinschaft. Solche Fahrgemeinschaften taten mir auf der Reise immer gut, da ich dann auch mal während des Tages ein paar Gespräche führen konnte, auch wenn diese nicht immer das größte Niveau hatten. In einer Nacht auf dem Weg nach Rom konnte ich dann während eines starken Gewitters, mit samt starkem Hagel, die Standfestigkeit meines Zeltes in Erfahrung bringen. Auch ein Diebstahl einer meiner Powerbanks mit samt Ladevorrichtung konnte meine Stimmung nur kurz mindern. Schließlich kam ich dann aber auch in mitten von Rom an. Dort erwartete mich die wohl stressigste Ankunft der gesamten Reise. Es dauerte fast drei Stunden von der Ankunft bis zum Stehen des Zeltes. Das Problem war der sehr steinige Boden, wo ich mit meinen Mitteln keine Chance hatte das Zelt aufzubauen. Ein netter Mitarbeiter half mir dann aber mit Stahlheringen aus, welche er mir dann sogar schenkte und auch in der noch folgenden Tour hilfreich werden würden. Immerhin war der Rest des Platzes absolut top, was für den absurd hohen Preis durchaus zu erwarten war. Da ich Rom in der Vergangenheit bereits besucht hatte wusste ich zumindest schon an einigen Stellen was mich erwarten würde. So ging ich voller Vorfreude in die Stadt und wurde nicht enttäuscht. Egal ob Vatikan, Kolosseum, Forum Romanum, spanische Treppe oder auch das Pantheon, überall gab es einfach tolle Sachen zu sehen. So konnte ich jede Sekunde in der Stadt genießen und konnte fast mit einem Dauergrinsen durch die Stadt laufen.
    Rom stellte sich dann fahrtechnisch als eine Art Wendepunkt heraus. Dies habe ich einerseits an der steigenden Anzahl an Müll gemerkt, welcher sich an den Straßenseiten immer öfter anhäufte. Andererseits wurden die anderen Verkehrsteilnehmer immer ungemütlicher, je weiter ich gen Süden gekommen bin. Immer mehr etablierte sich das enge Überholen, als auch ein kurzes lautes Hupen vor eben jenem Überholvorgang. Bei den kleinen Autos konnte ich mich da recht schnell dran gewöhnen. Ein Problem stellten da eher die Busse oder Lastkraftwagen dar, welche eben auch nicht davor zurückschreckten. Einige Male habe ich mich schon sehr erschreckt, wenn ein lautes Hupen ertönte, begleitet von einem knapp einen halben Meter an mir vorbeirasenden Lastkraftwagen. Passend dazu kam ich auch in Neapel an, in welcher quasi überall nur glatter und schlecht zu befahrender Kopfsteinpflaster verlegt wurde. Ein kleiner, aber glücklicherweise recht harmloser, Sturz war dann für mich die passende Konsequenz. Neapel war dann verdammt dreckig, beherbergte aber immerhin aber ein paar nette Kirchen und mit der Krippengasse einer der wohl interessantesten Marktgassen der Reise. Dennoch war ich froh diese Stadt wieder verlassen zu können und nach einem Aufenthalt im faszinierenden Pompeji Sorrent zu erreichen. Sorrent ist eine kleine, aber schöne, Küstensiedlung von welcher ich nach Capri übersetzen konnte. Auf dieser absoluten Touristenhochburg habe ich mit meinem durchaus beschädigten Schuhwerk eine wunderschöne Wanderung machen können. Über steile Treppen und Straßen ging es über Ancapri und folgenden unebenen Anstiegen mitten durch die Wildnis bis auf den höchsten Punkt der Insel. Die dortige Rundumsicht auf das Festland, die Insel und das Mittelmeer waren die Anstrengung absolut wert. Es folgte dann noch ein Abstieg über einen Alpinwanderweg bis zur Stadt Capri bis zum Hafen hinunter. Auf dieser Wanderung konnte ich einmal richtig abschalten und die Zeit einfach nur genießen, auch wenn ich dabei höllisch aufpassen musste nicht zu stürzen. Dem wunderbaren Inselaufenthalt folgte dann der wohl schönste Fahrtabschnitt der gesamten Reise. Entlang sich ständig wechselnden Gebirgskonstruktionen, an einigen wunderschönen Hangsiedlungen vorbei und über gut zu befahrenden Serpentinen ging es über etliche Kilometer an der Amalfiküste entlang. Jeden Moment davon konnte ich einfach nur genießen. Der dann folgende Abschnitt bis nach Reggio Calabria war dann jeden Tag von ähnlichen Aspekten geprägt. Eigentlich ging es jeden Tag über etwaige Anstiege entlang der Küste, durch das Innenland und das bei durchgehender Sonnenbestrahlung. Die Momente nach einem erneuten Anstieg in das vor einem liegenden Tal oder dem folgenden Küstenabschnitt zu blicken war immer ein Highlight. So konnte ich vor jedem Anstieg jede Menge Kräfte und Motivation sammeln, um eben jenen auch zu bewältigen. Kurz vor dem letzten Abschnitt auf dem Festland erwarteten mich dann noch ein paar größere Anstiege, wo ich am Ende des 50. Fahrtag nach fast 10 Liter Wasseraufnahame und etlichen Kilometern einfach nur fertig war. So entschied ich mich dann doch meinem Körper in Tropea, einer schönen Hafensiedlung, eine Pause zu gönnen. Ich merkte dann im Folgenden auch schnell, wie sinnvoll diese Idee war. So erreichte ich relativ entspannt Reggio Calabria und konnte über Messina die letzten Etappen bis nach Palermo einfach nur genießen. Diese führten mich wie zuvor über tolle Küstenabschnitte, etlichen Serpentinen und kleineren Anstiegen. Zusätzlich erwartete mich in Form von tollen Gebirgskonstruktionen oder etliche schöne Küstenstädte. Dann erreichte ich aber auch am 58. Fahrtag mit Palermo mein angesetztes Ziel. Der Moment vor der einzigartigen Kathedrale von Palermo mit dem Wissen zu stehen, dass man es geschafft hat, war einfach unbeschreiblich. Innerlich habe ich zu diesem Zeitpunkt die größte Party meines Lebens gefeiert. Mit diesem Gefühl habe ich dann auch die Stadt erkundet. Neben etlichen Kirchen erwartete mich natürlich auch der extrem vielseitige Normannenpalast oder auch die wirklich gruselige Kapuzinergruft. Zusätzlich gab es aber auch die größte Oper Italiens oder auch einfach nur einige typisch italienische Straßenmärkte zu bewundern. Dann habe ich aber noch als Abschluss meines Aufenthalts am Strand von Mandello einen entspannten und wunderbaren Tag verbringen können. Das dortige sehr angenehme und klare Wasser mit einer top Kulisse haben mir die Zeit dort definitiv versüßt. Abschließend habe ich es mir in einem tollen Restaurant noch gut schmecken lassen.

    Die Abreise am folgenden Tag nahm ich dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf mich. Auf der Fahrt mit dem Schiff nach Genua und dem Bus nach München hatte ich dann aber auch schon gut Zeit, um meine Erlebnisse bereits etwas zu verarbeiten. Zurück blieb da bereits ein ausschließlich positives Gefühl der Euphorie. Abgerundet wurde dann der Heimweg dann noch mit dem Aufenthalt bei einem Freund in München und der auch damit verbundenen Stadtbesichtigung. Gerade das Rathaus und der riesige Englische Garten haben mir besonders gut gefallen. Da hat mir auch das schlechte Wetter meine Laune nicht trüben können. Nach der relativ gut funktionierenden Bahnverbindung von München bis nach Dortmund kam ich dann aber auch nach 65 Tagen, 4280 km und 39680 Höhenmetern wieder am Startpunkt an, wo ich bereits herzlich empfangen wurde. Ich bin so unglaublich glücklich, dass ich diese Möglichkeit meinen Traum zu verwirklichen genutzt habe und die Herausforderung auch gemeistert habe. Natürlich ist nicht alles wie geplant gelaufen, aber eben das haben das Abenteuer eigentlich noch spannender gemacht. Je mehr ich auch über die Tour nachdenke, umso mehr wird mir bewusst wie viel Glück ich doch auch insgesamt hatte. Ich hatte auf der gesamten Tour gerade einmal einen kleinen Unfall, nur kleinere Schäden am Fahrrad und nicht einen einzigen Platten. Das ist für mich einfach immer noch unfassbar.

    Nun möchte ich mich noch bei allen bedanken, welche mich und meinen Blog auf meiner Reise begleitet, immer wieder an mich gedacht und mich motiviert haben. Ihr seid einfach alle klasse :D
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