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  • Day 11

    Ordnungen

    December 19, 2023 in Germany ⋅ 🌙 -1 °C

    Wir haben angehalten. Gerade mal zwei Tagen unterwegs und schon brauchen wir eine Pause. Das mag merkwürdig klingen und so ähnlich fühlt es sich an. Der Nachbar will so schnell wie möglich nach Spanien, über die Autobahn, in die Wärme. Darüber habe ich im Vorfeld nachgedacht. Aber es schnell verworfen. Die Kälte ist nicht mein Problem, eher schon große Entfernungen, längere Strecken.

    Und da bin ich schon beim Thema. 250 km am ersten Tag, 400 km gestern. Ich war verabredet jeweils, und auch ein bisschen verblendet. Das passiert mir immer wieder, dass ich mich falsch einschätze, obwohl ich doch eine langjährige Erfahrung mit mir selbst habe. Mal geht das mit langen Strecken, aber meist bekomme ich den Bumerang an den Kopf.

    Nicht immer bin ich gleich bewusstlos, aber mir wird schnell klar, dass das auch ins Auge hätte gehen können. Zuerst fällt mir auf, dass Hilde nicht mehr haart, also keine Stresshaare von sich wirft bzw deutlich weniger. Ich reinige den blauen Bus, unglaublich wie schnell der Dreck sich überall niederlegt. Dann beginne ich mich zu ordnen.

    Ich möchte einiges ändern, die ärztlichen Meldungen klingen gut, aber es gibt Baustellen, die erstmal mit Medikamenten gelöst werden müssen. Aber gerade deshalb versuche ich, mich mit Vitaminen und Mineralien ausreichend zu versorgen, der nächste Schritt könnte sich auf die Ernährung beziehen. Um dann perspektivisch auf Medizin verzichten zu können.

    Im Gesicht sieht man mir nicht unbedingt mein Gewicht an, und so kommt man selbst schnell an den Punkt, den Körper nicht so ernst zu nehmen. Der sich aber gerne die notwendige Aufmerksamkeit holt, die wir Menschen ihm versagen. Warum Hilde nicht mehr so aktiv ist wie sein Hund, meint der Mann aus Münster, der schon 18 Jahre in seinem Camper lebt.

    Weil ich nicht gut zu Fuß bin. Und weil sie jagen geht, sodass ich sie nicht ohne Leine laufen lassen kann. Nicht gut zu Fuß hat sich deutlich verschärft, denn ohne Vorzeichen bekomme ich wiederholt unterwegs ein so heftiges Reißen im Unterschenkel, dass ich nicht auftreten kann. Einbeinig auf den Stock gestützt, lockere ich das Bein, während Hilde absitzt und aufpasst, bis sich der Schmerz löst. Ich deute es als einen sich einklemmenden Nerv und versuche ihn mit einer Salbe zu entspannen.

    Immer wieder das gleiche Thema. Den langsamen Weg zu gehen, um länger unterwegs zu sein. Mein Mantra. Ordnungen pflegen.
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