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  • Day 11

    KÖRPERPFLEGE IM BLAUEN BUS

    December 19, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 1 °C

    Oh, du hast eine Standheizung. Das ist ja cool, wird man landauf, landab beruhigt, da macht der Winter dir ja nichts aus.

    Zur Erklärung. Das Gebläse liegt unten am Holm der Seitentür und die Luft fächelt dir Wärme zu, solange du nicht weiter als einen Meter weg bist. Unterm Dach und hinten im Bus, also auf 1,50m Höhe und zwei Meter Länge kommt wenigstens das Geräusch an. Und solange das Ding läuft, ist die Temperatur im Bus gemäßigt. Keine 10 Minuten später - und da übertreibe ich jetzt mal - ist es draußen wie drinnen frisch. Also kurz über lang haben wir überall um die Null Grad, im Bus vielleicht noch fünf Grad plus, was keinen großen Unterschied ausmacht, wenn du nahezu nackt bist.

    Heute morgen war mein Stromguthaben verbraucht, also raus zum Kasten und zurück zum Bus, weil 50 Cent nicht ausreicht. Dabei krieg ich dann das erste Licht des Tages mit.

    Wasserkochen für den Kaffee, ein halber Liter, dann für die Körperwäsche die gleiche Menge. Durchgel vergessen und überrascht, dass es wohl nicht am gleichen Platz mehr in der Bettkiste ist. Der halbe Liter kühlt langsam ab. Ein Waschlappen fürs Einseifen, einer für die Reinigung. Ein Handtuch fürs Absitzen, denn im Bus ist keine Standhöhe, eins zum Abtrocknen.

    Für die Füße gibt es am Abend vorher ein Extrabad, weil ich sie besonders pflegen und behandeln muss, meine Fußpflegerin erinnert mich gerne. Vor zwei Jahren hat sie nicht geglaubt, dass diese Füße weiter unterwegs sein können. Also behandele ich sie besonders sorgfältig, so komme ich mittlerweile zehn Wochen ohne professionelle Versorgung aus, also etwa die Hälfte der Zeit meiner Winter- und Sommerreisen. Das bedeutet, ich werde im Ausland mir immer eine Fußpflege suchen, dafür lerne ich jetzt schon mal spanisch.

    Für die Haare brauche ich zwei Liter Wasser. Kalt reicht aus, wenn ich sie hinterher im Bus trocknen lassen kann. Im günstigen Fall beim Fahren, da die Bordheizung sowie nur die Temperaturunterschiede in Wärmegraden kennt. Dafür gucke ich unterwegs nach einem brauchbaren Wasserhahn, denn ich führe, auch aus Platzmangel, maximal zehn Liter Wasser mit mir. Ohne Waschen kann das für eine knappe Woche reichen.

    Bin ich morgens zu spät unterwegs, und ja, auch ich neige dazu, hin und wieder zu trödeln, dann wird das Anziehen der Stützstrumpfe zu einem Kraftakt. Und klar, es gibt Hilfen und Tricks, trotzdem beugt sich ein dicker Mann über seinen Bauch nach unten. Und hätte ich Affenarme, dann wäre manches leichter.

    In der Zwischenzeit guckt dann Hilde schon mal unterm Bettzeug hervor, die Hitze hat sie durstig gemacht, und sie könnte auch schon gerne mal einen Gang ins Grüne machen.

    Morgens sind drei Tabletten dran, alle wichtig, alle mit reichlich Flüssigkeit einzunehmen. Abends gibt es auch drei, den Blutverdünner brauche ich zweimal, aber eine lutsche ich erst in der Nacht, wenn ich wach werde. Manchmal ist mein Kopf so in Gedanken versunken, dass ich Mühe habe mich zu erinnern, ob ich schon das oder jenes Medikament genommen habe.

    Heute muss ich endlich das Schlafapnoegerät reinigen, das ist längst überfällig. Und weil ich weiß, dass morgen die große Wäsche dran ist, wechsele ich auch die Oberbekleidung. Da der Platz im Bus begrenzt ist, nutzt Hilde das Anziehen der Hose im Liegen für eine ordentliche Pflege meines Gesichtes. Bei den Bewegungen meiner Beine ist unbedingt darauf zu achten, dass ich in keine Kabel einhake, oder einen vollen Becher umwerfe.

    Die Schuhe muss ich vor dem Anziehen ausklopfen, es könnte beim abendlichen Spiel mit Leckerlis etwas hineingefallen sein, was beim Laufen mich ernsthaft behindert. Zwischendurch fallen mir beim Aufräumen die Socken in Hilde's Wassernapf, es sind zum Glück die, die in die Wäsche müssen.

    Ja, wenn das jeden Tag so wäre, müsste ich mir Gedanken machen. Aber einmal in der Woche könnte man das schon ganz lustig finden!
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