Satellite
Show on map
  • Day 37

    Begegnungen

    January 14 in Portugal ⋅ 🌧 13 °C

    Unser Leben ist so bunt, dass ich von dem Erlebtem und dem Bildmaterial her, einfach zuviel für zwei Geschichten in der Woche habe, aber definitiv nicht mehr täglich schreiben möchte. Die Konsequenz ist, drei Geschichten zu veröffentlichen. Dienstag, Freitag und Sonntag, da ist auch immer unserer neues Video auf YouTube online. Also zwei Fliegen mit einer Klappe, weil ich dich dann auch daran teilhaben lassen kann.

    Porto umgehen ist das Motto des neuen Tages. Ein, zwei Strandspaziergänge über Mittag und dann an der Spitze eines rechtwinkligen Dreiecks ein Abstecher in die Berge, landeinwärts hinter Porto gelegen. Souselo heißt der besondere Stellplatz, ein Sahnestückchen auf dem Teller jedes Reisenden.

    Leider ist Porto viel weitläufiger als ich angenommen habe, der Wochenendverkehr viel üppiger. Vorstadtidylle ist was deutlich anderes, und so kommen wir in den zweifelhaften Genuß, den Norden der Stadt gut kennenzulernen. Und weit gefehlt, zum Fluß hin ebbt der Verkehr zwar ab, aber nicht die Geschwindigkeit der Fahrzeuge, der Fahrstil "meiner Verfolger".

    Ich kann auch nicht ausweichen, denn selbst mit 60 km/h auf dieser kurvenreichen Achterbahn sind die überraschend auftauchenden Parkbuchten zu klein. So nehme ich Kurve um Kurve das Land wahr und spüre eine fortschreitende Ermüdung, bis ich endlich anhalten kann, um mal in Ruhe zu schauen.

    Hoch über dem Fluß treibt er langsam in seinem blauen Bett der Stadt entgegen, die in ihrem Namen die Bezeichnung für dieses süffige Getränk enthält, von dem ich abends mit Kathrin und Rayk aus der Schweiz ein, zwei Tropfen aus ihrer Flasche teile, die sie teuer bei einer Portweinbegehung erstanden haben. Ihre Arbeitgeber haben sie für drei Monate freigestellt, mit ihrem Offroadcamper waren sie gerade in Marokko, und sind jetzt quasi auf dem Heimweg, um dann schnellstmöglich die nächste, freie Reisezeit aushandeln zu können.

    Begegnungen sind für mich das Salz in der Suppe. Diese vielen kleinen Geschichten zwischen Tür und Angel sozusagen. Aus dem wenigen Worten reimen sich kleine Träume. Gelebte Selbstverwirklichung, die oft ein langes Warten, ein mühsames Lösen in sich tragen. Die beiden jungen Leute heute am Strand in Labruge, er hat gerade seine Ausbildung als Karosseriebauer in Deutschland beendet, sie hat sich ein Studiensemester in Köln genommen. Zwei Jahre haben sie an ihrem schicken blauen Camper gearbeitet, zwei junge Menschen mit einem offenen Herzen, einem klaren Blick.

    Für sie ist das Wasser ein Element des Lebens, vermutlich auch im täglichen Zähneputzen, aber mehr noch in Richtung Kiten, Surfen, Schwimmen. Deshalb soll es an der Nordküste entlang gehen, bis hinauf nach Mitteleuropas am Atlantik bleiben. Träume erfüllen. Dafür haben sie jahrelang gearbeitet, sind auf den Geschmack gekommen. Nordeuropa. Das wäre auch ein Traum.

    Ich suche sie, diese Begegnungen, wo immer ich sie bekommen kann. Ein bisschen erzählen wollen viele, denn der Erlebniskoffer ist prall gefüllt. Und nur in der Zweierschaft wird man oft schnell müde, ob des stetig gemeinsam erfahrenen Lebens. Wobei mich die Alternativlosigkeit mancher Reisepaare schon erschreckt. Dieses "Wir" in jeder Nuance des Lebens, ein halbes Jahr oder länger. Abends Kartenspiele zu zweit, alle Mahlzeiten einander gegenüber, jeder Spaziergang im trauten Miteinander.

    Vielleicht sind sie deshalb so offen dem Fremden gegenüber, der sie anspricht. Wobei die Portugiesen nicht das Gespräch suchen, wie das wohl in vielen Ländern Europas ähnlich sein mag. Und so sind solche intensiven Gespräche wie mit den Schweizern schon Highlights auf meiner Reise. Ein Aufhänger ist neben Hilde oft das Angebot des Verschenken meines zweiten Bandes, aus dem schnell ein Kauf wird, weil doch viele Menschen den Wert anders berücksichtigen, wenn sie dafür Geld bezahlt haben.

    Mir soll das recht sein, jeder Zehner ermöglicht dann auch den Kauf guter Lebensmittel vom Bauern oder im kleinen Feinkostladen. "In der Nacht haben wir solch einen Sturm, dass ich dachte, ein Flugzeug würde unseren Platz im Niedrigflug queren. Die Luft ist wieder kalt geworden, obwohl die Sonne scheint. Und ich denke auch angesichts so mancher anderen Pläne, dass ich zwar gerne nochmal nach Portugal fahren möchte, aber vermutlich erst ab April es sich lohnt, das schöne Inland zur spanischen Grenze hin zu besuchen." (FindPenguins)

    Den Link zum Stellplatz hier füge ich bei. @park4night :
    https://park4night.com/de/lieu/110863/open/

    Saubere, heiße Dusche, zwei Toiletten, Strom und Trinkwasser, alles inklusive und kostenlos. Ein Geschenk. Nur die Einfahrt und natürlich auch die Ausfahrt sind so abenteuerlich, dass es für große Fahrzeuge unmöglich zu sein scheint. Aber Portugiesen belehren mich noch spät am Abend eines Besseren. Vielleicht ist ihr Motto, grenzenlos hoffnungsvoll zu sein. Das machte möglicherweise früher dieses Land zu einer abenteuerlichen Seefahrernation. Wer erinnert sich nicht an die Entdeckung Indiens durch Vasco da Gama 1498, die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

    Für uns gilt jetzt aber Küstenhopping, denn dort bietet Portugal kostenlose Stellplätze im Winter alle 70, 80 km. Wobei die Campingplätze mit Preisen von 10 Euro die Nacht durchaus anschauenswert sind, zumal sie ja auch den Strand vor der Tür haben. In den Orten hat oft noch die Strandbad geöffnet, am Praia da Vagueira sind sogar noch ein paar Surfer im Wasser, die vom abendlichen Sonnenlicht überströmt werden.

    Der Stellplatz hinter den Dünen unweit vom pittoresken Fischerdorf Costa Nova ist im Winter umsonst, ein grünes Knöpfchen öffnet die Schranke. "Das Fischerdorf Costa Nova in Portugal würde von Touristen kaum beachtet werden, gäbe es da nicht die umwerfende Kulisse: Direkt am Meer gelegen, sind die bunt gestreiften Fischerhäuschen ein kleiner Instagram-Hit.

    Ich empfehle den ganzen Text zu lesen, sehr viel Hintergrund.'

    https://www.reisereporter.de/

    Ein Großraumtaxi hält neben uns, aus dem sich ein Mann und ein halbes Dutzend Frauen befreien. Dort ist der Strand, da der Fischmarkt, hier können Sie Eis essen, und dahinten gibt es die besten Mahlzeiten, erläutert die Reiseführerin in Portugiesisch, für die beiden Brasilianer, die ich gestern überm Douro treffe, immer noch neben Englisch die Weltsprache.

    William hat einen Instagram-Account unter
    @willianabbin
    Er macht interessante Aufnahmen, kleine Videos, aus anderen Perspektiven, was mir gut gefällt. Und er kann zumindest die englische Sprache verstehen. Aber wenn die Frau halt als Übersetzerin dient, fehlt manchmal die Notwendigkeit, sich selbst zu bemühen. Sie haben drei Jahre in Portugal gelebt, sich das kleine Wohnmobil zusammengespart. Jetzt wollen sie Europa bereisen. Obwohl erst Mitte Dreißig hat sie in Deutschland gearbeitet und mit ihrem Mann in Italien gelebt, der dort die Staatsbürgerschaft hat. Sie sind also quasi Europäer, trotzdem Weltbürger.

    Wie wir alle, denn die Welt liegt uns ja zu Füßen, deswegen trampeln wir oft genug, gedankenlos auf ihr herum. Der Regen kommt und geht, oft schüttet es so aus heiterem Himmel, das man glauben könnte, der Monsun habe auch den Weg nach Europa gefunden. Trotzdem ist es wärmer geworden, als wir nach kurzem Abstecher ins historische Catanhede unterhalb von Figueira da Foz bei Lavos wieder ans Meer kommen.

    "Über einsame Straßen nähern wir uns wieder der Küste, und ich staune nicht schlecht, als ich feststelle, auf dem kostenlosen Stellplatz hier war ich schon mal.

    Die kleinen Köter aus der Nachbarschaft leben immer noch und machen den Aufenthalt für Hilde nicht so leicht. Andauernd kreuzt einer ihren Blick, und sie muss sich immer furchtbar aufregen, weil es jetzt auch noch eine streunende Katze gibt.

    Interessanterweise ist kein Hund zu sehen, wenn wir spazieren gehen, sodass wir auch hier den Strand für uns alleine haben. Das Meer rauscht bis zum Stellplatz, sodass ich auch eine akustische Erinnerung habe, und über diese tatsächlich mich an die Übernachtung vor zwei Jahren erinnere." (FindPenguins)

    Die meisten Plätze sind nachts durchgängig beleuchtet, sodass ihr Untergrund im Licht manchmal wie Schnee wirkt. Hilde verkriecht sich noch ein bisschen mehr unter der Decke, als morgens der Sturm den Regen gegen die Heckscheibe wirft. Offene Türen wären jetzt gänzlich ungeeignet.

    "Offene Türen" ist auch der Titel eines sehr interessanten Buches über die Möglichkeiten zur Gestaltung eines gelingenden Lebens im schulischen Alltag, das ein guter Freund und begeisterter Lehrer geschrieben hat. An seinem Unterricht habe ich als Gast im September teilgenommen, wir waren sozusagen das Lernobjekt.

    Darüber erzähle ich unter anderem in unserem neuen Video. Schau doch mal rein.

    https://youtu.be/BrupY7LUC14?si=5Xa4ifaHCh6K9cYG
    Read more