• Zecke

    11–12 lug 2024, Norvegia ⋅ ☁️ 17 °C

    DAY 13 TOUR DE EUROPE
    (Fahrtstrecke 187 km)

    Hofstad - Bessaker - Søjer - Brattjer - Storholmen - Abzweig von der 715 - Sandviksberget - Vingsand (Lands End) - Rückkehr auf 715 Osen -Steinsdalen - Ovre Aaseg - Osenkrysset Ende 715 nach links in die 17 bis Holmset Camping
    vor Sjøåsen

    https://www.facebook.com/holmsetcamping
    https://holmset.com/

    Blauer Himmel, blaues Wasser. Von der 715 biegen wir nach Bessaker ab, haben einen "Zacken" vom Festland mit den Orten Roan und Kiran ausgelassen. Das ist immer wieder das Problem, dass die Zufahrt zu diesen Zipfeln mehr oder weniger südwärts, also zurück führt, und in einer Sackgasse endet.

    Auch die Strecke nach Bessaker ist so, der Rückweg zur 715 aber nicht so lang. Ich bin ja niemandem zur Erklärung verpflichtet, trotzdem möchte ich es erwähnen, dass ein vollständiges Anfahren aller Küstenorte nicht möglich ist.

    Die komplette Küste müsste erwandern werden, was zweifellos interessant ist, aber außerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Diese bringen mich aber dennoch in unbekannte Gegenden, sodass ich vom Blau der Flüsse, Seen und des Meeres geradezu überwältigt bin.

    Die Temperatur ist vor Mittag schon bei 21,5°C, die Sonne bringt uns zum Schwitzen, sodass wir den Wind auf den Spaziergängen sehr schätzen. Lands End wird mein geflügeltes Wort, der letzte Ort an der Bucht. Einige Häuser, ein Mann schaut um die Ecke, als ich den Bus wende, lächelt verständnisvoll.

    Hier kommt selten jemand vorbei, die Wohnmobile könnten hier nicht mehr wenden. Wir fahren zurück zum Abzweig auf die 715. Durch Rømmen zur Montessori-Schule in der Kurve zwischen zwei Straßenkreuzungen. Es sind Ferien.

    Montessori ist im Wald gut aufgehoben, denke ich zuerst, dann muss ich mich aber doch mal erkundigen.
    "Ihr Kind lernt anderen zu helfen
    Ihr Kind lernt Staunen
    Ihr Kind lernt mit allen Sinnen
    Ihr Kind lernt erwachsen zu werden
    Ihr Kind lernt zu begreifen statt nur zu reproduzieren
    Ihr Kind lernt die Welt kennen, in der es lebt
    Ihr Kind lernt sich selbst besser kennen
    Ihr Kind lernt Erwachsene als gute Begleiter kennen
    Ihr Kind lernt im eigenen Tempo
    Ihr Kind wird einmal wissen, was es kann...

    ...natürlich wird auch an einer Montessori-Schule nur mit Wasser gekocht. Vieles hängt von den einzelnen Einrichtungen und den jeweiligen Pädagogen ab. Und trotzdem ist Montessori einfach anders."

    https://www.montessori-material.de/montessori-w…

    Das wollen wir doch alle, unsere Grenzen austesten, mit dem jeweilig Erreichten mich nicht zufrieden geben. Oder...ist das Heute anders, brauchen unsere Kinder tatsächlich das Mehr an Allem, um den aktuellen Anforderungen begegnen zu können. Ist die Welt komplexer geworden.

    Unterwegs begegnen wir vielen Menschen mit dramatischen Schicksalen. Die erzählen wollen, wenn Raum dafür da ist. Nicht immer sprechen sie, vielleicht ist der Sozialarbeiter in mir weiterhin aktiv. Ereignisse, die ihr Leben gravierend verändert haben, ihnen den Wert, leben zu dürfen, ganz klar vor Augen geführt haben.

    Wissen, was man kann, reicht nicht aus. Es kommt auf die Umsetzung an, den Mut, sich zu beweisen, was man kann. Auch dann, wenn die Luft schwarz wird, undurchsichtig, bedrohlich, lebensvernichtend, hoffnungzerstörend. Das kann man nicht lernen, in keiner Schule dieser Welt. So frei sie auch immer sein mag.

    Desto mehr Du als Eltern klare Lebensbilder in Dir trägst, desto besser sind die Chancen Deiner Kinder auf die Umsetzung ihrer Bedürfnisse in einer schwierigen Welt.

    Im Hafen von Sandviksberget liegt ein großes blauweißes Schiff. Erst denke ich, wieder ne Multimilliardärsjacht, aber Vesselfinder belehrt mich. Das ist ein Hochseetrawler. Du kennst Vesselfinder nicht? Ich mag die App, mit der man Schiffstypen bestimmen kann, ihren Fahrten übers Meer zu folgen in der Lage ist.

    Noch ein Schlenker, und wir sind auf Vingsand. Ein emsiger Fischerhafen mit vielen beschäftigten Menschen. Ferienhäuser gibt es überall. Vielleicht ist etwas Besonderes mit den vorgelagerten Inseln Raudøya. Wir fahren zurück auf die 715, der wir heute bis zu ihrem nördlichen Ende an der Küstenstrasse 17 folgen.

    Wald. Tanne. Grün. Wer aus Deutschlands schütteren Mittelgebirgen kommt, kann sich gar nicht satt sehen. Endlose Wälder mit Seen in unterschiedlicher Größe und Farbe. Wasserfälle. Fossen hier und da. Camping verboten.

    Im Wald steht ein deutsches Wohnmobil. Ein Hamburger auf dem anscheinend einzig möglichen kostenlosen Parkplatz. Ich kann mich nicht aufraffen, ihm Gesellschaft zu leisten. Und da ich am nächsten Tag nochmal zu neuen Enden des Festlandes fahren will, nehme ich den Camping am Øysterelva für die Nacht.

    Ein See mit einem Arm, an dessen Ufer wir in der Nacht stehen. Denn am nächsten Tag biegt kurze Zeit später die 766 links ab, um uns nach Seter zu bringen, das noch oberhalb der Raudøya-Inseln im Meer liegt. Auch ne Sackgasse mit einigen anderen Fingern am Meer. Letztendlich müssen wir aber dennoch auf der 766 zurück zum Ausgangspunkt an der 17, in der Nähe des Campingplatzes.

    Im Sommer macht sie den Camping, davor und danach arbeitet sie auf einer Ölplattform, zwischendurch reist sie nach Asien. Frau Johansen, wenn ich richtig verstanden habe, ist beschäftigt, lebt alleine, ist mit sich zufrieden. Wir unterhalten uns über die Liebe, meine norwegische Jugendfreundin. Ich möge daran denken, dass junge Liebe ewig Bestand hat.

    Ob ich Rigmør nochmal treffen werde. Nicht auf dieser Tour. Aber ich weiß noch die Worte auf Norwegisch. Ich liebe dich. Das konnte ich auch mal in Finnisch, in Französisch, Englisch. Sie habe einen guten Platz für mich. Oberhalb einiger Angler. Zwischen schlanken Birken und dem stillen Fluß, aus dem kein Fisch springt.

    In der Nacht regnet es. Meine Handwäsche trocknet noch, es ist feucht im Bus, lasse die Standheizung kurz laufen. Wir schlafen gut, der See ist ruhig. Morgens läuft eine Zecke über mein Bein. Herzlich willkommen in meiner Welt. Plötzlich juckt es mir am ganzen Körper. Nicht jeder ist im blauen Bus willkommen.

    Der See vor uns zeigt Ebbe und Flut. Als ich genauer hinschauen, sehe ich, dass er mit einem Wasserlauf an den Fjord anschließt, der in Sjøåsen eine Bucht bildet, und zwischen Otterøya und Utvorda dem Meer begegnet. Wir sind also richtig.
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