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    20–21 Jul 2024, Norway ⋅ ⛅ 17 °C

    DAY 24 TOUR DE EUROPE
    (Fahrtstrecke 102 km)

    Sømnesvika Brygge - Sømnesveien - zurück auf die 17 - Abzweig bei Hans Ivar Slattøy - Richtung Hommelstøy auf 7720 am Fjord entlang - bis Homborneset - zurück bis zum Abzweig der 17 - Tankstelle in Berg (Wasser aufgefüllt/Schweizer Motorradfamilie getroffen) - Traelnes (Friedhof) - Skogmo - Abzweig auf 76 - Parkplatz am Bach mit Spaziergang - an Velfjord entlang - Seterlandet - bis kurz vor Hommelstøy - zurück zum Parkplatz mit Bach (Spaziergang/niederl. Ehepaar) - Abzweig 17 - Abzweig nach Salhus - Parkplatz am Wasser - Mitternachtssonne

    Die Professionellen kontrollieren uns, vor mir steht eine Frau in den Fünfziger. Barfuß, am Fußgelenk ein silbernes Kettchen, Schotter. Der Orthopäde wäre mit ihr zufrieden. Eine Angel in der Hand, die obligatorische Basecap, die meisten Frisuren werden schlicht erschlagen.

    Letztens habe einer sein Boot da draußen treiben lassen, ist denen zu nahe gekommen, da haben sie auf ihn geschossen. Ihr weit ausgestreckter Arm zeigt mitten in die Sonne hinein, ich blicke so unverständlich, dass sie ergänzt, die grünen Erhebungen da. Oh, sie spricht von einer dieser Lachsfarmen, die ich überall in den Fjorden sehe.

    Ich muss mich arg konzentrieren, weil meine Gedanken völlig abschweifen. Winter in Spanien, überall Polizei, sie wollen uns loswerden. Die mitteleuropäische Panik nicht mehr alles in Besitz nehmen zu können, was man möchte. Nicht diese dankbare Haltung, Gast in einem fremden Land zu sein, stattdessen in Sorge zu leben, vertrieben zu werden.

    Später in der Nacht dreht sie der Mitternachtssonne den Rücken zu, während andere Menschen sich nicht satt sehen können. Eigentlich meide ich solche unschönen Themen, weil sie keinerlei positiven Effekt haben, außer sich das Bewusstsein zu erhalten, überall auf dieser Welt beschenkt werden zu können. Natürlich ist auch in Norwegen nicht alles romantisch verschnörkelt, und über das heimische, politische System spricht Mancher in nachdenklicher Weise.

    Und ja, diese Profitgier gepaart mit dem Hervorheben des Privaten, des Meinseins, ist nervig. Überall in der Welt. Und sicher, das Problem der ausbleibenden Lachse in den Flüssen ist bedenklich. Sie würden sehr wohl in den Fjorden stehen, aber sie schwimmen eben nicht weiter, erzählt mir ein Angler. Dass 1972 Eisberge in der Bucht des Nordkaps gekalbt haben, als wir dort oben waren, kann heute kaum einer im Land glauben.

    Aber trotzdem ist es auch jetzt noch schön hier. Und ich bin dankbar über die Begegnung mit Menschen, die das ebenso sehen. Wir treffen eine Schweizer Motorradfamilie an der Tankstelle in Berg, als wir vom stillen Ausflug nach Homborneset auf die 17 zurückkehren. Christian, seine Frau, und die Tochter Valentina lieben es, zusammen unterwegs zu sein. Sie nehmen grade Fett und Zucker in Form von Pølsern mit Soße und Plunderstücken mit Konfitüre an der Tankstelle zu sich, als ich nach Wasser fragen will.

    Wir kommen ins Gespräch und behalten uns in Erinnerung. Ich füge ihre Links bei, falls Du ein bisschen mehr über sie wissen willst.

    @c.e.j.adventuredocumentary
    https://youtube.com/@cejadventuredocumentary?si…
    @valentinaontourf750gs

    Da ich Hommelstøy nicht an der Seite des Fjordes, der zwischen Holm und Vennesund ins Meer plätschert, erreichen konnte, versuche ich es nochmal am Velfjord, der Landstraße 76, die auf die E6 südlich von Strendene trifft. Blaues Wasser ist einfach unschlagbar und wirkt besonders aus dem kühlen Schatten heraus, den wir allerdings hier vermissen.

    Selbst auf dem Parkplatz, wo wir mit einem älteren holländischen Paar ins Gespräch kommen, lässt die Sonne nur den Bach für Hilde erkühlen, weil er im schattigen Tief unter den Sträuchern plätschert. Auch wenn sich der Spaziergang hier gut anfühlt, ist der Parkplatz nicht so einladend, dass wir bleiben wollen.

    Einladend ist das auch nicht in Salhus, lediglich der Ausblick auf den Sonnenuntergang versöhnt mit dem kahlen Umschlagplatz für Holzstämme auf dem schwarzen Schotter. In einer hellen Steinlache brüten mitten auf dem Platz Seeschwalben, was wir erst entdecken, als sie Sturzflüge auf uns starten, um uns zu verjagen.

    Vor meinen Fenster sehe ich eine norwegische Familie am Wasser stehen, den Abendhimmel betrachten. Immer wieder nehmen die vielleicht 12 und 15 Jahre alten Kinder, ein Mädchen und ein Junge, ihre Mutter in den Arm. Nicht einfach nur so, sondern mit einer so tiefen Herzlichkeit, dass die Liebe geradezu spürbar zwischen ihnen ist. Der Vater ist nicht nur der Beobachter, sondern ein deutlicher Teil der Familienbande, wenngleich seine Nähe anders aussieht. Ich kann das nicht in Worte legen, aber ich fühle es. Vielleicht, weil ich auch ein Papa bin.

    Der Abend ist laut. Ein Kommen und Gehen, jeder will ein Stück der Atmosphäre mitnehmen, dem Spiel von Wellen und Wolken. Es geht schon auf Mitternacht zu, als eine junge Frau ihre Hunde neben dem Bus anleint, sodass Hilde völlig ausflippt. Als ich sie rufe, blicke ich in ein ausdrucksloses Gesicht. Ohne ein Wort der Entschuldigung packt sie mißmutig ihre Raufbolde, zu denen sie keine emotionale Beziehung zu haben scheint.

    Was macht die Sonne mit ihr, was macht sie mit mir, mit den Anglern auf dem Kai. Ich glaube einfach nicht, dass dieses Ereignis keine Emotionen hinterlässt. Kann man sich diesem Phänomen innerlich verweigern, berührt es nicht die Endlichkeit des Lebens in uns, weckt es nicht den Wunsch, der Geburt des neuen Tages beizuwohnen.

    Das letzte Bild ist blutrot.
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