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- Día 29–30
- 25 de julio de 2024, 9:20 - 26 de julio de 2024
- 1 noche
- ☁️ 14 °C
- Altitud: 202 m
NoruegaBjørhusdal64°55’7” N 13°4’46” E
Die Frau des Musikers

DAY 28 TOUR DE EUROPE (Fahrtstrecke 110 km)
Trofors - Abzweig 73 bis Abzweig 273 - Leiren - Fiplingvatnet - zurück auf E 6 am Villmarksveien Rasteplass in der Baustellenumgehung - Parkplatz am gleichnamigen See bei Majavatn - Namsskogan - Schlafplatz unterhalb der Bjørhusdal Kapelle
Wir fahren unter dem Torbogen hindurch, der den Beginn des Trøndelags aus meiner Richtung anzeigt, das Ende des Nordlandes. Da ich gerade ein Video aufnehme, sehe ich die Busreisenden erst im letzten Moment. Der Platz ist voller Menschen und Fahrzeuge, die auf dem Weg nach Norden sind.
Ich bin erinnert an meine Fahrt im September 2017, als der Sturm übers Land fegte und kaum Fahrzeuge auf den Straßen waren, die Schlafplätze menschenleer. Ich versuche, die beiden Reisen zu vergleichen, in dem ich mich auf ihnen betrachte. Was hat sich geändert, in mir und um mich herum. Sieben Jahre können eine lange Zeit sein.
Hilde war zwei Jahre jung und voller Tatendrang, ich war auf eine andere Art als heute gebrechlich. Während das jetzt körperlich ist, war es damals eher mental, ich musste mich erst zurechtfinden zwischen meinen Sehnsüchten und den Realitäten, die sich im Laufe meines Lebens verschoben haben.
Ich war ein Träumer, einer der in Zeit hängen geblieben ist. In meiner Straßenzeit vor 35 Jahren, an die ich dachte, ungehindert andocken zu können. Die Wirklichkeit war anders, ist anders geblieben, aber meine Filter haben sich angepasst. Heute morgen habe ich geträumt, ich könne die Menschen so riechen wie Hilde alles um sich herum wahrnimmt.
Da ist was Wahres dran. Gestern abend parkt ein Ehepaar neben uns auf dem Platz unter der Kirche. Wir kommen ins Gespräch, sie kaufen mir beide Bücher ab, und Klaus sinniert darüber, warum wir uns gerade hier begegnet sind. Er macht Musik, seine Frau liest, seine Sinne sind wach, aber seine Augen werden schwächer. Wir sind vielleicht ein Jahrgang, also aus dem gleichen Jahrzehnt des Aufbruchs, der Hippiezeit, der Hoffnung, im Glauben die Welt ändern zu können.
To make the World a better place, ist auch heute noch mein Wunsch, wenngleich das nur noch sehr punktuell stattfinden kann. Zum Beispiel in solchen Begegnungen. Gelebte Nachhaltigkeit ist unsere Erinnerung. Bei Trofors biegt die Straße nach Schweden ab, Maps schickt mich wegen der Tunnel auf der E 6 dorthin, sodass wir doch noch die norwegischen Villmarksveien befahren können, auf dessen ersten Teil ich ja gestern verzichtet habe.
Nicht die raue, schwedische Landschaft weniger als hundert Kilometer östlich gelegen. Nein, eher die Einsamkeit der Wälder auf Single Track Roads, eigentlich eine schottische Spezialität. Die meisten Ausbuchtungen sind im Gegenverkehr, sodass wir weitgehend freie Fahrt haben. Allerdings ist sowieso kaum Verkehr.
Oberhalb großer Seen, das untere und obere Fiplingvatnet, führt unsere Straße durch Elchland. Versteckte Häuser nach unten hin, während die mit der freien Sicht übers Tal auch von uns gesehen werden. Überall ist Licht in den Wohnungen, hinter den Fenstern ohne Gardinen. Der Tag ist grau und wirkt hier im Land eher dunkler als wir ihn in der Weite erleben.
Später suchen wir einen Schlafplatz. Am See fährt ein Vater mit seinen Kindern gerade in einem Boot vom Ufer weg. Hinter uns spielt eine Mutter mit ihrer juchzenden Tochter im niedrigen Wasser, über ihnen am Hang das kleine Sommerhaus. Steinstrand, Feuerstelle, das Gras ist niedergedrückt, nicht fern vom Schlafplatz findet sich ehemals weißes Papier.
Auf dem zweiten Platz hat jemand seine Schuhe vergessen. Sie stehen nebeneinander wie vor der Tür des Campers, als wollten sie einsteigen, und dann ist er ohne sie weitergefahren. Darunter ein Schulbus. Das ist jetzt schon der dritte Bus, den ich auf solchen Plätzen treffe.
Verlassen, heruntergekommen, mal mit halb aufgebrochener Tür, zersprungenen Fensterscheiben, Teddybären im Fahrerhaus, und so ein Gebandel, was heute bald jeder mit sich schleppt, das eher einen indianischen Ursprung in sich trägt. "Kulturelle Aneignung".
Ist das nicht auch rassistisch, sich so abzugrenzen. Warum sollen wir Menschen, die wir voneinander lernen wollen, nicht auch Eigenschaften übernehmen, auch wenn wir sie mit eigenem Leben füllen. Dreads sind auch nur Haare, aber sie zu tragen, könnte den Menschen verändern.
Ach, der Mensch, das unbekannte Wesen. Auf dem Schlafplatz kommen wir vom Spaziergang zurück, als ein blauer Bus um die Ecke kommt. Sie muss mich gesehen haben, ich grüße freundlich, aber sie starrt sofort wieder geradeaus, fährt den Feldweg weiter, wo sie alleine wohl übernachten möchte. Vanlife ist auch nicht mehr das, wonach es am Anfang aussah. Vermutlich leider nie war. Und so schließt sich der Kreis zum Jahr 2017, als wir Mogli in seinem Balu treffen, der über die Baltischen Staaten gekommen ist, uns kurz vor den Lofoten begegnet.
Unser Treffen ist letztendlich die Geburtsstunde des ersten Bandes der "365 Spaziergänge mit Hilde", von dem ich gestern das vorletzte Buch verkauft habe an die Frau des Musikers.Leer más