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- Dia 28–29
- 24 de julho de 2024 10:48 - 25 de julho de 2024
- 1 noite
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 12 m
NoruegaEldhusmoen65°37’0” N 13°18’25” E
Eine Entscheidung

DAY 27 TOUR DE EUROPE (Fahrtstrecke 185 km)
Jektstrand - Sjonakirke - Joker Utskargen kurz nach dem Abzweig der 17 Richtung Bodø (Einkauf) - 810 - Ytteren (Tanken für 1,59 Euro/Liter) - Selfors - Mo I Rana - E 6 - Hauknes (Rastplatz am Ranfjorden, der unterhalb unseres letzten Schlafplatzes ins Meer plätschert) - Bjerka - Vallaskola (hier endet der Fjord) - Korgen - Korgfjell (Blutstrasse bis zum Lager Osen) - E 6 - Hatten - Sandvik - Mosjoen - Parkplatz Laksefarm Turistcafe am Wasserfall
Blick zurück. Norwegen ist ein großes Land. Für mein mitteleuropäisches Verständnis. Um meinen Traum zu verwirklichen, hätte ich an der russischen Grenze meine Reise beginnen müssen. Mit einer geplanten Reisegeschwindigkeit von höchstens hundert Kilometern am Tag hätte ich vermutlich drei Wochen gebraucht, um hin und zurückzukommen, ergo wäre ich dort max 3 Wochen unterwegs. Das schien mir falsch zu sein.
Neun Wochen, 63 Tage, knapp 6000 km. Im Grunde wäre es egal gewesen, wie weit ich am Nordischen Meer hätte entlangfahren können, weil bei meinem Reiselebenkonstrukt sogenannte Anfahrtswege dazugehören, ja durchaus sinnvoll sind.
Anstatt dort oben zu starten, wollte ich südlich von Trondheim beginnen und dann die Küste hinunter bis Oslo fahren. Zweiter Fehler, ohne Vorbereitung ist mir komplett entfallen, dass meine Tunnelphobie ja immer noch lebt, und ich älter geworden bin.
Soweit schon im Land gab es nur die Möglichkeit, in nördlicher Richtung weiterzufahren, wohl wissend, dass es wohl nur bis Bodø reichen würde von der Zeit her, um entspannt nach Deutschland zu fahren. Gerade rechtzeitig gucke ich vorsorglich mal in die Karte, um festzustellen, dass ich von dort mit Sicherheit nur über Narvik nach Schweden komme.
Die einzige, andere Möglichkeit ist, über Mo I Rana nach Storuman, dort die schönen, einsamen Vildmarksvägen zu fahren, dann quer rüber nach Stockholm, um an der Ostsee entlang bis Malmö zu reisen.
Als wir auf der 17 neben Maud's Camper aufwachen, zieht Nebel vom Tal herauf, und hüllt die Berge ein. Dann beginnt es zu regnen, langsam, stetig, sehr nass und stark. Wir waren zum Glück schon draußen, frühstücken jetzt gemütlich, Hilde rollt sich ein. Ich denke nach, meine Entscheidung ist gefallen, glaube ich wenigstens.
Der Joker in Norwegen ist oft in kleinen Orten anzutreffen, sein Angebot ist anders als der kleine Coop, preislich aber teurer, sodass mein Einkauf vorsichtiger ausfällt. Chips, Käse, Joghurt, Speckcreme. Angesichts der räumlichen Nähe zu Schweden wird mir bewusst, dass es nur noch wenige Möglichkeiten geben wird, in Norwegen einzukaufen. Das macht mich ganz unruhig.
Den Tunnel bei Korgen, der fast 10km lang, müssen Radfahrer übers Korgfjellet umgehen, mein Navi zeigt mir allerdings eine 70 km lange Straße durch einsames Land über die 806 und Bleikvasslia zur E12 kurz vor der schwedischen Grenze an. Nein, nein, nein. Das will ich nicht. Schon gar nicht um halb fünf, wo ich schon über hundert Kilometer heute gefahren bin.
Überhaupt. Was will ich? Ich muss nachdenken. Der Paß ist auch für Fahrzeuge offen, und ich erinnere mich, Ende September 2017 von der anderen Seite gekommen zu sein. Nicht ahnend, dass hier tausende Menschen im unsäglichen 2. Weltkrieg ihr Leben gelassen haben.
"Als Blutstraße (norwegisch: blodveien) wird in der historischen Fachliteratur ein Straßenstück in Norwegen in der Kommune Saltdal bezeichnet, das unter hohen Verlusten durch vorwiegend jugoslawische Zwangsarbeiter errichtet wurde.
Während der Okkupation Norwegens durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wurden osteuropäische Kriegsgefangene (vorwiegend aus der Sowjetunion, Polen und Jugoslawien) unter Führung der OT-Einsatzgruppe Wiking mit Sitz in Oslo zum Straßen- und Eisenbahnbau eingesetzt. Insgesamt wurden 34.000 Kriegsgefangene von der Ostfront nach Norwegen gebracht und auf 54 Lager zwischen Korgen und dem Tysfjord verteilt.
Das Ziel war der Bau der Polarbahn als Verlängerung der bis zu diesem Zeitpunkt in Mosjøen endenden Eisenbahnstrecke. Insgesamt sollte eine durchgehende Straßen- bzw. Bahnverbindung nach Kirkenes errichtet werden.
Der Straßenabschnitt von Saltnes nach Saksenvik wurde von den Kriegsgefangenen als Blutstraße bezeichnet. In der Umgebung, zum Beispiel bei Dalmovika, befinden sich Gedenktafeln." (Wikipedia)
Weiterhin empfehle ich einen detaillierteren Artikel über die Hintergründe, aus dem ich hier zitiere. "Der erste der vier Transporte von Häftlingen aus Jugoslawien nach Norwegen kam am 13. Juni 1942 an; der letzte am 11. April 1943. Nach Angaben von Ljubo Mlađenović in seinem Buch „Pod sifrom Viking“ wurden insgesamt 4.268 jugoslawische Häftlinge nach Norwegen deportiert. – 60% von ihnen haben dort ihr Leben verloren."
https://blodveger.info/blodveger-ns-zwangsarbei…
Das Gedenken an das Lager ist schlicht an einem Parkplatz neben einer Schotterstrasse. Hier könne man übernachten, lese ich in der App. Aber alleine der Gedanke an das Leid und das Blut der Menschen, die hier leben mussten, ergreift mich zutiefst.
Ein Stück weiter abseits der E 6 ist das Laksefarm Turistcafe am Wasserfall, wo wir unseren Schlafplatz finden. Abendspaziergang und Nachtroutine sind heute ein bisschen zeitlich versetzt, weil ich nachdenken muss.
Schweden macht keinen Sinn, ich will auf jeden Fall in Norwegen bleiben. Laut meiner Adac Map, in der ich Tunnellängen eingeben kann, ist es möglich, recht entspannt quer durchs Land nach Stavanger zu fahren und von dort an der Küste nach Oslo. Das ist eine gute Entscheidung, weil es mich auch zum Trondheimfjord führt, auf dessen anderer Seite wir nordwärts gefahren sind.
Hilde war in den letzten Tagen sehr unruhig. Heute Abend geht es ihr gut. Sie legt sich auf mein Deckbett, und als ich schlafen gehe, kuschelt sie sich in meinen Arm. Das hat sie wochenlang nicht mehr gemacht.
Nachts wache ich von einer Art brummendem Geräusch auf. Es ist der Wasserfall, der an der Felswand vor uns widerhallt. Das Ausmaß des Geräuschs, dieser permanente Lärm, löst nach dem morgendlichen Spaziergang solch eine Unruhe in mir aus, dass wir kurzfristig einpacken und zum nächsten Parkplatz an der E 6 fahren, wo der Verkehr durchaus längere Lücken von Stille hat.
Der Himmel klart auf, ein Hauch von Sonnenlicht, es bleibt trocken. Nach dem Frühstück schläft Hilde, ihre ruhigen Atemzüge tun mir gut. Der Weg über die 17 war schön, es gab viele positive Begegnungen, die ich nicht hätte missen wollen. Und letztendlich bleibe ich dankbar für alles, was wir erleben dürfen.Leia mais
ViajanteSchrecklich, diese Schicksale der Kriegsgefangenen. 😭 Ich denke, ich hätte dort auch nicht übernachten können.